Bischof Charles Morerod
Schweiz

Westschweizer Bistum bricht Brücken ab zu Points-Cœur

Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg (LGF), Charles Morerod, verbietet den römisch-katholischen Netzwerken seines Bistums, mit der Organisation Points-Cœur zusammenzuarbeiten. Die Präventionsbeauftragte hat den Auftrag, deren Aktivitäten zu untersuchen.

Das Verbot hat einen Grund: Die Vereinigungen der Points-Cœur-Gläubigen sind 2020 vom Vatikan aufgelöst worden, wegen schwerer und langanhaltender Unregelmässigkeiten. Diese hätten sowohl die Molokai-Priesterbruderschaft, als auch ihren weiblicher Schwesternzweig Les Servantes de la Présence de Dieu (Dienerinnen der Gegenwart Gottes) betroffen, welche diese Vereinigung französischen Ursprungs leiteten. Das schreibt das Bistum Lausanne, Genf, Freiburg in einer Mitteilung.

Gespräch mit Thierry de Roucy (Mitte) vor zwölf Jahren…

Der Gründer der Vereinigung, Thierry de Roucy, war zuvor des sexuellen Missbrauchs und der Absolution eines Komplizen für schuldig befunden worden und bereits 2018 aus dem Klerikerstand entlassen worden.

Zweideutige Praktiken

Zwar hätten die Points-Cœur-Vereinigungen keine kanonische Verbindung mehr zur römisch-katholischen Kirche. Dennoch operierten sie zivilrechtlich noch immer als NGO Points-Cœur und schickten junge Freiwillige auf Missionen an benachteiligte Orte in der ganzen Welt, heisst es weiter.

Demnach wurde Bischof Morerod über den Zustand von Points-Cœur informiert und gewarnt, insbesondere durch ehemalige Mitglieder. Deshalb habe er die Präventionsbeauftragte Mari Carmen Avila damit beauftragt, Licht in die Aktivitäten von Points-Cœur zu bringen, so die Mitteilung.

Neue Präventionsbeauftragte des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg: Mari Carmen Avila
Neue Präventionsbeauftragte des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg: Mari Carmen Avila

Unter anderem wird Points-Cœur vorgeworfen, sich weiterhin als römisch-katholische Gemeinschaft auszugeben – trotz des Abbruchs der Beziehungen zu Rom – und das kirchliche Netzwerk zu nutzen, um die Ausreise von Jugendlichen in die Mission zu fördern. Diese Praxis «lässt Unklarheiten aufkommen und führt die Gläubigen in die Irre», konstatiert das Bistum.

Die Präventionsabteilung der Diözese LGF habe im Dezember von einem Schreiben des vatikanischen Staatssekretärs, Kardinal Pietro Parolin, an die französischen Bischöfe vom 7. August 2023 erfahren. Darin habe sich Parolin besorgt gezeigt über die zweideutige Verbindung zwischen der NGO und der römisch-katholischen Kirche. Und er habe die Bischöfe gebeten, dafür zu sorgen, dass diese Vereinigungen «sich nicht als religiöse Gemeinschaften darstellen und keine Aktivitäten kirchlicher Art anbieten».

Kardinal Pietro Parolin
Kardinal Pietro Parolin

Drei Verbote und eine Empfehlung

Nach diesem Hinweis von Kardinal Parolin beschloss Bischof Morerod, jegliche Werbung für Angebote und Aktivitäten der NGO Points-Cœur in der gesamten Pastoral seines Bistums zu verbieten.

Und er verbot der NGO Points-Cœur die Entsendung von Missionaren in die Pfarreien der Diözese und die Nutzung des Netzwerks der römisch-katholischen Kirche, um Spendenaufrufe für ihre Missionen und die NGO selbst zu machen. Ausserdem bat er die römisch-katholischen Gläubigen, ihm jede unklare Situation in Bezug auf Points-Cœur zu melden.

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Für junge Katholiken, die mit Points-Cœur gehen möchten, lehnt das Bistum nach eigenen Angaben «jede rechtliche, lehrmässige und menschliche Verantwortung» ab. Etwa wenn es zur Schädigung der Integrität der in die Mission entsandten Person kommen könnte, so die Mitteilung.

Gespräche mit zwei Priestern

Ausserdem gibt das Bistum bekannt, dass ehemalige zwei Priester der Molokai-Bruderschaft in der Seelsorge des Kanton Waadt tätig seien. Ehemalige Geweihte der Servantes de la Présence de Dieu (Dienerinnen der Gegenwart Gottes) wirken demnach im Kanton Genf.

Mit den beiden Priestern habe ein Dialog stattgefunden, um eine Lösung zu finden, heisst es in der Mitteilung. Diesen habe die Präventionsstelle der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg geleitet. (cath.ch)


Bischof Charles Morerod | © Bernard Hallet
2. März 2024 | 07:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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