Weniger Working Poor in der Schweiz

Bern, 21.11.05 (Kipa) Der Anteil der Working Poor in der Schweiz ist gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) 2004 leicht gesunken. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Kinderreiche, selbständig Erbwerbende und Ausländer. 1998 hatte Caritas Schweiz mit einer viel beachteten Studie auf das Schicksal der Working Poor aufmerksam gemacht.

Nicht jeder, der in der Schweiz 36 Stunden oder mehr pro Woche arbeitet, kann davon auch leben. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Working Poor von 231.000 auf 211.000, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von 7,4 auf 6,7 Prozent entspricht, heisst es in der Mitteilung des Bundesamtes von Montag.

Die offizielle Armutsgrenze liegt in der Schweiz bei weniger als 2.490 Franken Monatseinkommen für einen Einpersonenhaushalt und bei unter 4603 Franken bei einem Ehepaar mit zwei Kindern. Sie ist von den Vorgaben der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe abgeleitet.

Risiko variiert stark

Der Blick auf die Entwicklung der Working-Poor-Quote im vergangenen Jahrzehnt zeigt, dass sich die Quote zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit ihren Schwankungen zwischen 6,4 und 7,9 Prozent systematisch auf tieferem Niveau bewegte als in der Periode von 1996 bis 2000, wie das BFS mitteilt.

Damals wurden Werte zwischen acht und neun Prozent gemessen. Diese Spitzen waren die zeitlich leicht verzögerte Konsequenz der vorangehenden speziell harten Zeiten auf dem Arbeitsmarkt. Das Risiko, ein Working Poor zu werden, variiert stark je nach Kategorie von Erwerbstätigen. Am stärkten betroffen sind Einelternhaushalte, Haushalte mit drei oder mehr Kindern, Ausländerinnen und Ausländer aus Nicht-EU-Ländern, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung, Selbständigerwerbende ohne Mitarbeitende sowie Arbeitnehmende mit befristetem Anstellungsvertrag. Überdurchschnittlich ist das Risiko auch für Erwerbstätige aus dem Süden Europas und Personen mit einem Unterbruch in ihrer beruflichen Laufbahn.

Entwicklung schwer vorhersehbar

Möglicherweise habe die Working-Poor-Quote 2003 einen leichten Höhepunkt erreicht und könnte sich nun etwas stabilisieren, schreibt das BFS. Der leichte Rückgang könnte auf das positive Wirtschaftswachstum sowie auf die Stabilisierung der Arbeitslosenquote zurückzuführen sein. Trotz dieser Anzeichen einer gewissen Stabilisierung gestaltet sich laut BFS eine Prognose für die nächsten Jahre schwierig. Denn die Working-Poor-Quote werde teilweise von kaum vorhersehbaren konjunkturellen Entwicklungen abhängen.

(kipa/ag/gs)

21. November 2005 | 00:00
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