Roman Heggli, Geschäftsführer von "Pink Cross".
Schweiz

Von der Pfadi zum Schwulen-Aktivisten: Roman Heggli ist Zivi bei der Jubla

Roman Heggli (30) leistet seit Anfang März Zivildienst bei Jungwacht Blauring (Jubla) Schweiz. Im Hauptjob ist er Geschäftsführer von Pink Cross, der Dachorganisation für schwule und bisexuelle Männer. Heggli selbst ist ein Pfadi-Mensch.

Regula Pfeifer

Sie leisten bei der Jubla Zivildienst. Wie kam es dazu?

Roman Heggli: Ich kenne die Jubla Schweiz schon lange und habe angefragt, ob ich meinen Zivildienst bei der Jubla machen könnte – und es hat geklappt. Es macht mir Spass, in der Jugendarbeit mitzuwirken.

Sie leisten also Zivildienst statt Militärdienst?

Heggli: Mir war früh klar, dass ich nicht ins Militär gehen wollte. Ich leiste seit Jahren Zivildienst, diesen Frühling das letzte Mal. Nach den sieben Wochen bei der Jubla habe ich insgesamt ein Jahr Zivildienst geschafft.

«Ich war von klein auf in der Pfadi.»

Haben Sie einen Bezug zur Jubla?

Heggli: Ich bin in der Pfadi gross geworden. Ich war von klein auf dabei und blieb, bis ich 26 Jahre alt war. Mit der Zeit übernahm ich Leitungsaufgaben auf Regional- und Kantonsebene. Und bei der Pfadibewegung Schweiz machte ich mal ein Praktikum. In diversen Projekten hatte ich auch mit der Jubla zu tun und merkte, dass die Jubla-Menschen ja gar nicht so anders ticken als wir in der Pfadi.   

Zurück zu Ihrem Zivildienst: Was machen Sie da?

Heggli: Ich bin bei der nationalen Geschäftsstelle der Jubla Schweiz in Luzern. Hier geschehen Ausbildung, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit – und es sind diverse Projekte am Laufen. Seit Anfang Woche bin ich hier und lerne meine Aufgaben im Bereich Kommunikation kennen.

«Das Haltungspapier der Jubla hat mich schon damals erfreut.»

Die Jubla hat 2018 ein Haltungspapier veröffentlicht, in dem sie ihre Offenheit gegenüber Menschen mit nicht-heterosexueller Orientierung festhielt. Wie finden Sie das?

Heggli: Das hat mich schon damals sehr erfreut. Ich war aber nicht überrascht, denn das entsprach meiner Erfahrung mit der Jubla. Sie stellt den Menschen ins Zentrum und akzeptiert alle, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religion oder ihrem kulturellen Hintergrund. Aber es war ein wichtiges und richtiges Statement. Inzwischen hat auch die Pfadi nachgezogen.

Und die Cevi meines Wissens auch…

Heggli: Ja, bei der Cevi tut sich auch was. Allerdings ist sie eher freikirchlich unterwegs. In diesem Umfeld ist das Thema Homosexualität noch mit mehr Tabus behaftet. Trotzdem ist die Cevi beim Projekt «BreakFree» dabei. Das ist toll.

Was ist «BreakFree»?

Heggli: Dieses Projekt will die Inklusion von LGBTQ-Jugendlichen in den Jugendverbänden fördern. Es wurde von der Dachorganisation der Jugendorganisationen SAJV und der Milchjugend initiiert, bei der ich auch lange Zeit dabei war.

Die Jubla versteht sich als Teil der katholischen Kirche. Wussten Sie das?

Heggli: Das war mir bewusst, natürlich. Auch meine Pfadiabteilung damals war einer Pfarrei angegliedert und wir wurden von einem Präses unterstützt.

«Viele Seelsorger sind sehr offen.»

Wie beurteilen Sie die Haltung der Schweizer Kirchen zu Schwulen und Lesben?

Heggli: Das ist schwierig zu verallgemeinern. An der Basis sehe ich viele Seelsorgerinnen und Seelsorger, die sehr offen sind und alle Menschen akzeptieren, wie sie sind. Von Rom und den Bischöfen kommen leider teilweise gegenteilige Signale.

«Schade, dass die offizielle katholische Kirche nicht weiter ist.»

Ich finde es schade, dass die offizielle katholische Kirche da nicht weiter ist. Dass sie nicht klarstellt: Homosexuelle Menschen können genauso gut Pfarrer oder Seelsorger sein.

Gibt Ihnen die Haltung der Jubla Hoffnung auf Veränderung?

Heggli: Die Jugend ist offener als der Rest der Gesellschaft. Viele junge Menschen wissen und verstehen nicht, dass gleichgeschlechtliche Partner nicht heiraten können. Ihre Haltung zeigt: Da findet ein Umdenken statt. Die Jugend ist meine grosse Hoffnung. Es ist gut, dass die Jugendverbände eine klare Haltung zeigen und keine Diskriminierung akzeptieren. Sie nehmen damit auch ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr.

* Roman Heggli (30) leistet bei der Jubla Zivildienst. Im Hauptjob ist er Geschäftsführer von Pink Cross, der Dachorganisation für schwule und bisexuelle Männer. Er ist katholisch aufgewachsen, aber aus der Kirche ausgetreten.

Roman Heggli, Geschäftsführer von «Pink Cross». | © zVg
5. März 2021 | 15:39
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