Proteste für Alfie Evans in Oxford
Vatikan

Vatikan-Ethiker warnt vor Instrumentalisierung von Alfie Evans

Rom, 26.4.18 (kath.ch) Im Fall des todkranken Kleinkinds Alfie Evans hat ein Ethik-Experte des Vatikan vor einer Instrumentalisierung gewarnt. Das Kind und seine dramatische Situation dürften nicht «in die eine oder andere Richtung» ideologisch verzweckt werden, sagte der Kanzler der Päpstlichen Akademie für das Leben, Renzo Pegoraro, am Donnerstag der katholischen Nachrichtenagentur CIC in Rom.

Es gelte sowohl den Rechten und der Verantwortung der Eltern für ihr Kind wie auch der Kompetenz der Ärzte Rechnung zu tragen. Die Beteiligten müssten nach einer einvernehmlichen Lösung für eine angemessene Behandlung suchen.

Einschätzung der Heilungschancen Sache der Ärzte

Der Theologe verlangte Rücksicht auf die Empfindungen, Wünsche und Ängste der Eltern, betonte aber zugleich, die objektive Einschätzung der Heilungschancen falle den Medizinern zu. In einer solchen Situation wie der des 23-monatigen Jungen mit seiner Erkrankung stünden Eltern vor der «Schwierigkeit, die terminale Phase anzunehmen». Es sei Aufgabe der Ärzte, ihnen bei den nötigen Entscheidungen zu helfen. Zugleich brauchten sie das Angebot psychologischer und geistlicher Begleitung.

Akzeptieren, dass Leben begrenzt ist

Eltern und Mediziner könnten sich vor der Notwendigkeit finden, «zu akzeptieren, dass es keine Therapien gibt», so Pegoraro. «Wenn es dann zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommt, wird alles schwierig», sagte er. Ein Abbruch intensivmedizinischer Massnahmen bedeute nicht, den Tod herbeizuführen, sondern zu akzeptieren, dass das Lebens begrenzt sei. In jedem Fall müssten Pflege und Begleitung sichergestellt sein.

Beratender Dienst der Akademie

Zum Streit über eine Verlegung des Kleinkinds aus Liverpool in eine italienische Klinik sagte Pegoraro, eine gute palliativmedizinische Versorgung sei zweifellos auch in Grossbritannien gewährleistet. Zu der Initiative von Papst Franziskus, Alfie Evans eine Behandlung in der vatikanischen Kinderklinik Bambino Gesu anzubieten, sagte er, die Päpstliche Akademie für das Leben sei immer informiert worden, habe aber einen ausschliesslich beratenden Dienst.

Berufungsgericht bestätigte definitives Ausreiseverbot

Ein englisches Berufungsgericht hat inzwischen erneut bestätigt, dass das todkranke Kleinkind nicht von Liverpool nach Rom ausreisen darf, wie britische Medien (Mittwochabend) berichteten. Alle juristischen Mittel sind damit ausgeschöpft. Polens Staatspräsident Andrzej Duda und die katholische Bischofskonferenz der USA verwandten sich am Mittwoch vergeblich für den Jungen.

Der Anfang Mai 2016 geborene britische Junge Alfie Evans leidet an einem fortschreitenden Abbau des Nervengewebes. Das Oberste Gericht des Vereinigten Königreichs hatte nach einem Rechtsstreit mit den Eltern den Abbruch der Behandlungen verfügt. Papst Franziskus appellierte zuletzt via Twitter, es möge «auf das Leiden seiner Eltern und ihre Bitte gehört» werden, «neue Möglichkeiten der Behandlung zu versuchen». (cic/kna)

Proteste für Alfie Evans in Oxford | © keystone
26. April 2018 | 13:07
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