Die Schweizer Delegation in Prag: Von links Helena Jeppesen, Tatjana Disteli und Bischof Felix Gmür.
Schweiz

Tatjana Disteli: Warum brauchen wir Papst Franziskus dringend?

Papst Franziskus ist im Spital, viele beten für seine Genesung. Tatjana Disteli war als eine von vier Spitzenleuten der Kirche Schweiz am synodalen Treffen Europas in dabei. Sie hofft auf die baldige Genesung des Papstes, der das laufende «Seelsorgegespräch der Kirche mit sich selbst» initiiert hat. Ein Gastbeitrag.

Tatjana Disteli*

«Der weltweite Synodale Prozess, der durch Papst Franziskus vor zwei Jahren persönlich ausgerufen wurde, war der Beginn des notwendigen Umkehrprozesses der Kirche selbst. Die europäische Kontinentalsynode im Februar in Prag konnte neue Hoffnung vermitteln. Dort erlebten wir Delegierten einen echten Willen zur Transparenz, zur Dialogkultur und zur Konsenssuche in den wesentlichen Punkten des Glaubens, interpretiert im Licht der Zeichen der Zeit.

«Die Kirche stellt neu den Menschen ins Zentrum.»

Die bisher von Recht und Moral geprägte Kirche stellt neu den Menschen ins Zentrum. Wir erleben einen Paradigmenwechsel von der Priorität einer über die Rechtsnorm verfassten Kirche, hin zu Pastoral und Seelsorge. Der Papst stellt seit Anbeginn seines Pontifikats das höchste christliche Gebot, die Gottes- und Nächstenliebe, in den Mittelpunkt. Die persönliche Glaubensbeziehung steht über der Rechtgläubigkeit und dem moralisch korrekten Lebenswandel. Das Gesetz ist für den Menschen da. Die Frohe Botschaft soll zu Freude und Befreiung führen. Diese Neubesinnung führt zu einer glaubwürdigen Kirche im Sinne Jesu.

«In unserer weltweiten Kirche ist der Frühling zu spüren!»

In unserer weltweiten Kirche ist der Frühling zu spüren! Die Pflanzen sind noch zart, aber sie stossen durch den Winterboden dem Licht entgegen und sie entstammen der Ur-Wurzel, der Frohen Botschaft selbst.

Im weltweiten Synodalen Prozess befinden wir uns noch immer in der ersten Phase des Zuhörens. Während der Synodalen Versammlung im Oktober in Rom wird die zweite Phase des Urteilens beraten, bevor die Schritte der Umsetzung folgen. Wir erwarten mutige Entscheidungen, die in letzter Instanz von Papst verantwortet werden.»

*Tatjana Disteli ist Generalsekretärin Römisch-Katholische Kirche im Aargau.


Die Schweizer Delegation in Prag: Von links Helena Jeppesen, Tatjana Disteli und Bischof Felix Gmür. | © zVg
30. März 2023 | 18:09
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!