Die Stimmzettel werden ausgezählt.
Schweiz

52.7 Prozent sagen Ja: Katholiken mit C-Bewilligung dürfen in Schwyz künftig mitbestimmen

Das katholische Stimmvolk im Kanton Schwyz hat entschieden: Künftig dürfen ausländische Katholiken mit C-Bewilligung an kirchlichen Wahlen teilnehmen. 52.7 Prozent der Katholikinnen und Katholiken im Kanton Schwyz sagten Ja zur Änderung des Wahlrechts.

Raphael Rauch

«Wir begrüssen die Zustimmung zum Stimm- und Wahlrecht für niedergelassene Katholiken», sagt Lorenz Bösch, Präsident des Kantonalen Kirchenvorstands in Schwyz. Er betont: Die Kirche kenne «nur getaufte Christen unabhängig von deren Herkunft».

Schon im Herbst können Ausländer wählen und gewählt werden

Der Kirchenvorstand werde die Änderung des Wahl- und Abstimmungsgesetzes «auf den nächstmöglichen Zeitpunkt in Kraft setzen, so dass niedergelassene Katholiken ihre neuen Rechte bereits an den Kirchgemeindeversammlungen im Herbst wahrnehmen können».

Auch Bischof Joseph Bonnemain und Generalvikar Peter Camenzind begrüssen das Votum. «In der Kirche gibt es nur Geschwister, keine Fremden», sagt der Bischof von Chur. «Als Generalvikar für den Kanton Schwyz freue ich mich über das Ja, dass ausländische Katholikinnen und Katholiken in den Kirchgemeinden nun auch mitentscheiden dürfen», findet Peter Camenzind.

Lorenz Bösch, Chef der Exekutive der Römisch-katholischen Kantonalkirche Schwyz.
Lorenz Bösch, Chef der Exekutive der Römisch-katholischen Kantonalkirche Schwyz.

Der SVP-Politiker Bernhard Diethelm ist der Drahtzieher des Referendumskomitees «Nein zum Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer in der Römisch-Katholischen Kantonalkirche Schwyz». Die Abstimmungsniederlage nimmt er «mit Bedauern» zur Kenntnis.

SVP-Politiker Bernhard Diethelm.
SVP-Politiker Bernhard Diethelm.

Zugleich betont er: «Trotz massiver Abstimmungskampagne von Seiten der Kantonalkirche ist es dem Komitee gelungen, ein solch knappes Abstimmungsresultat herbeizuführen, so dass weiterführende Schritte in Richtung Ausländerstimmrecht in der Römisch-Katholischen Kantonalkirche für längere Zeit vom Tisch sind.»

Erst ohne Gegenstimme – und nun 10’000 Gegenstimmen

Diethelm erinnert in einer schriftlichen Mitteilung daran, dass der Kantonalkirchenrat die Vorlage einst ohne Gegenstimme verabschiedet habe. Die gewählten Kirchenvertreter befänden sich «im krassen Widerspruch» zu den vielen Katholiken, die nun mit Nein gestimmt hätten – «47 Prozent oder 10’000 der Stimmenden», wie Diethelm betont.

Wer war mehrheitlich dafür, dass ausländische Katholiken mit C-Bewilligung künftig mitbestimmen dürfen?
Wer war mehrheitlich dafür, dass ausländische Katholiken mit C-Bewilligung künftig mitbestimmen dürfen?

Den grössten Ja-Anteil gibt es in Merlischachen mit 72.8 Prozent, in Ingenbohl-Brunnen mit 61.2 Prozent und in Galgenen mit 60.4 Prozent.

Ein Österreicher kann nun Kirchenpräsident in Galgenen werden

In Galgenen war das Thema auch deswegen ein Politikum, weil hier der Österreicher Christian Nairz (36) für das Amt des Kirchenpräsidenten vorgeschlagen und gewählt wurde. Er durfte allerdings das Amt nicht antreten – weil wegen des fehlenden Schweizerpasses die Wahl ungültig war.

Der Österreicher Christian Nairz stellt sich für das Amt des Kirchenpräsidenten in Galgenen SZ zur Verfügung.
Der Österreicher Christian Nairz stellt sich für das Amt des Kirchenpräsidenten in Galgenen SZ zur Verfügung.

Nairz hatte angekündigt, im Falle einer Stimmrechtsänderung erneut zu kandidieren. Damit gilt als ausgemacht, dass Galgenen bald einen österreichischen Kirchenpräsidenten hat.

Einsiedeln folgt Abt Urban Federer

Ein klares Ja-Votum gibt es auch in Immensee mit 57.7 Prozent – der Ort ist über die Missionsgesellschaft Bethlehem mit der Weltkirche besonders eng verbunden. Einsiedeln folgt mit 55.7 Prozent klar dem Aufruf des Abtes von Einsiedeln Urban Federer, die Vorlage zu unterstützen.

Abt Urban Federer in der Klosterkirche Einsiedeln im März 2021.
Abt Urban Federer in der Klosterkirche Einsiedeln im März 2021.

Die 55.5 Prozent in Schwyz kann Generalvikar Peter Camenzind als Vertrauensbeweis werten. Der in Schwyz tätige Camenzind hatte sich klar pro Stimmrechtsänderung ausgesprochen.

Das Nein-Ranking führt Alpthal mit 81.4 Prozent an

Bitter ist das Resultat für den Kirchenrat in Muotathal und den dort tätigen indischen Priester. Sie hatten sich klar für die Vorlage ausgesprochen, an der Urne sagen jedoch 66.4 Prozent Nein.

Diese Schwyzer Gemeinden waren 2021 dagegen, dass ausländische Katholiken mit C-Bewilligung künftig mitbestimmen dürfen.
Diese Schwyzer Gemeinden waren 2021 dagegen, dass ausländische Katholiken mit C-Bewilligung künftig mitbestimmen dürfen.

Das Nein-Ranking führt Alpthal mit 81.4 Prozent an, gefolgt von Unteriberg mit 73.4 Prozent, Wägital mit 68.4 Prozent und Rothenthurm mit 67.2 Prozent.

Niedrige Wahlbeteiligung

Die Stimmbeteiligung war mit 33 Prozent deutlich geringer als bei der nationalen Abstimmung vor zwei Wochen, die im Kanton Schwyz bei rund 68 Prozent lag.

Eine Übersicht über die einzelnen Abstimmungsergebnisse finden Sie hier.


Die Stimmzettel werden ausgezählt. | © zVg
27. Juni 2021 | 18:00
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