Grab
Schweiz

St. Galler Pfarrer Josef Wirth und Missionar Hans Leu verstorben

Chur/St. Gallen/Otjiwarongo, 28.7.18 (kath.ch) In den vergangenen Tagen sind in Namibia der Fidei-Donum-Priester Hans Leu und in St. Gallen der Pfarrer und Domkanoniker Josef Wirth verstorben. Eine Würdigung von zwei vielseitig engagierten Seelsorgern.

Martin Spilker

Für den 1950 in St. Gallen geborenen Josef Wirth, wie auch für den 79-jährigen Hans Leu war die Tätigkeit als Priester und Seelsorger von der Freude am Dasein für das Gegenüber und die Gemeinschaft geprägt. Wirth ist am vergangenen Dienstag, 24. Juli, bei einem tragischen Unglück in den Bergen ums Leben gekommen. Hans Leu, geboren 1939 in Altdorf, verstarb am 21. Juli an seinem langjährligen letzten Wirkungsort in der Region Khomas in Namibia.

Für die Menschen einstehen

Josef Wirth war seit 2011 Pfarrer in der Seelsorgeeinheit St. Gallen-Ost und Dekan in der Kantonshauptstadt. Zuvor war 16 Jahre lang Priester und Seelsorger im sanktgallischen Flawil. Bei seinem Amtsantritt in St. Gallen 2011 betonte er gegenüber dem «St. Galler Tagblatt», dass seine Arbeit immer einen starken praktischen Bezug haben müsse: «Kirche ist für die Menschen da, muss einstehen für sie.»

Die Arbeitsweise von Josef Wirth wird vom Bistum St. Gallen so gewürdigt: Josef Wirth war ein einfühlsamer Seelsorger und er engagierte sich in vielen sozialen Bereichen, unter anderem für das Solidaritätsnetz Ostschweiz in St.Gallen und für das Friedensdorf in Broc im Kanton Freiburg.

Vom Messmer-Sohn zum Kanoniker

Aufgewachsen ist Josef Wirth in der Stadt St. Gallen, als Sohn des langjährigen Messmers/Sakristans des Doms, «Quasi im Herzen der Diözese» wie das «St. Galler Tagblatt» 2011 schrieb. In der Dompfarrei habe ihn als Kind die barocke Feierlichkeit, später als Theologiestudent aber noch viel mehr die Jugendarbeit in Bann gezogen. Arbeit für und mit Jugendlichen wurde zu einer Komponente in seinem Leben.

Zur Kathedrale St. Gallen hat Wirth ab dem Jahr 2000 einen neuen ganz unmittelbaren Bezug bekommen, als das Domkapitel ihn zum Landkanoniker gewählt hat. Mit 61 Jahren kehrte er auch als Seelsorger wieder in seine Heimatstadt zurück. Es sei, so Wirth damals gegenüber der Zeitung, vom persönlichen Weg her der richtige Zeitpunkt gewesen, noch einmal etwas Neues anzupacken.

Eine «Hoch-Zeit» der Kirche erlebt

«Wer den Beruf Priester wählt, der setzt sich einem Gnadenstrom aus», schrieb Hans Leu zu seinem 50-Jahr-Priesterjubiläum 2016. Seine Dankbarkeit für all das in dieser Zeit erlebte wollte er nicht einfach mit einem Gottesdienst, sondern mit einer eigentlichen «Jubi-Tour» feiern, wie Leu damals in seinem Internet-Tagebuch schrieb. Diese führte ihn vom südlichen Afrika, wo er seit 1988 tätig ist, in die Innerschweiz, nach Zürich und dann wieder nach Namibia.

Der 1939 geborene Hans Leu hat, wie er es in seinem Online-Tagebuch festhielt, in einer «theologischen Hoch-Zeit» studiert. Er wurde 1966 in seiner Heimatgemeinde Altdorf zum Priester der Diözese Chur geweiht, absolvierte aber drei Vikariate im städtischen Umfeld: in den Pfarreien Guthirt sowie Felix und Regula in Zürich und in Christkönig in Kloten.

Eine Pfarreileitung übernahm er danach jedoch nicht, sondern engagierte sich von 1975 bis 1978 als Spiritual an der Sprachheilschule in Steinen, Kanton Schwyz, sowie von 1976 bis 1978 als Seelsorger und Religionslehrer am Theresianum Immensee, ebenfalls im Kanton Schwyz. Von 1972 bis 1987 war Leu zudem als Armeeseelsorger tätig.

Neubeginn in Namibia

Hans Leu entschied sich 1988 zu einem bedeutenden Schritt: als sogenannter «Fidei Donum»-Priester ( «Geschenk des Glaubens»), Weltpriester in einem missionarischen Einsatz) zog er nach Namibia, wo er in Pfarreien sowie als Ausbildner des kirchlichen Personals, als Bischofsvikar und Supervisor des Arts-Performance-Centre. Vom dort hat Hans Leu zudem stets den Kontakt zu seiner Heimat aufrecht erhalten.

Mit seinen Tagebuch-und Blog-Beiträgen auf kath.ch, hat er an seinen Erfahrungen »am andern Ende der Welt» teilhaben lassen. So heisst es in seinem letzten Eintrag: «Am Sonntag, 01. Juli, war es wieder soweit. Als ich 08h45 zur St. Anthony-Kirche kam, war das Tor zum Kirchenplatz und die beiden Kirchentueren streng geschlossen…. und ich musste den wartenden Glaeubigen gestehen: Ich weiss auch nicht was da wieder vor sich geht. Angezeigt war Messe…»

Beide waren Jungwacht-Bundespräses

Während sie in der zweiten Lebenshälfte unterschiedliche Wege gegangen sind, so waren die ersten Seelsorgerfahrungen mit Einsätzen in Pfarreien sehr ähnlich verlaufen. Und eine Aufgabe hatten sie beide sogar für eine gewisse Zeit inne: Hans Leu war von 1978 bis 1987 Bundespräses des Schweizerischen Jungwachtbundes (heute Jungwacht Blauring Schweiz). Josef Wirth übte diese Funktion von 1989 bis 1995 aus.

Beisetzung von Hans Leu in Namibia. Gedenkgottesdienst in der Schweiz am Samstag, 25. August, 9.30 Uhr, in der Pfarrkirche St. Martin, Altdorf.

Die Auferstehungsfeier für Josef Wirth findet am Dienstag, 31. Juli, 10 Uhr, in der Pfarrkirche St. Maria-Neudorf, in St. Gallen statt.

Grab | © pixabay.com CCO
28. Juli 2018 | 14:09
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