Kranz aus Luftballons über dem Stand beim Kornhausplatz St. Gallen, Matthias Wenk (links) und Sebastian Schneider.
Schweiz

St. Galler Bewegung «Reformen jetzt» startet Postkartenaktion

Die St. Galler Bewegung «Reformen jetzt» ruft die Menschen im Bistum St. Gallen auf, ihre Wünsche und Kritik an die Kirche kundzutun. Ab Montag verteilt sie zu diesem Zweck Tausende Postkarten. Interessierte können darauf eine Botschaft zuhanden der Bistumsleitung schreiben.

Barbara Ludwig

In den kommenden Tagen verteilt die Bewegung «Reformen jetzt» in den Bistumskantonen St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden Tausende Postkarten, heisst es in einer Medienmitteilung von Montag. Die Postkarten sind mit Bildern von Heiligen illustriert. Es gibt sieben verschiedene Karten, für jeden Tag steht eine Heilige oder ein Heiliger Pate.

Die Bewegung habe bereits mehrere Reformvorstösse eingereicht und arbeite «hinter den Kulissen» hartnäckig an deren Umsetzung, so die Mitteilung. Nun aber solle sich das Volk äussern können. Mit Hilfe der Postkarten-Aktion wolle man «ein Stimmungsbild in der Bevölkerung einfangen».

Postkarten mit persönlichem Wunsch ergänzen

Die Postkarten könnten mit einem persönlichen Wunsch oder einer persönlichen Haltung ergänzt werden. «Es ist wichtig, dass sich möglichst viele äussern – egal, welcher Meinung man ist», wird Matthias Wenk in der Mitteilung zitiert. Der St. Galler Cityseelsorger ist Initiant der Aktion. Ziel der Aktion sei indes nicht eine Spaltung der Kirche, sondern eine Reformierung hin zu einer «geschwisterlichen und zukunftsfähigen Kirche».

Matthias Wenk, mobiler Cityseelsorger.
Matthias Wenk, mobiler Cityseelsorger.

Die Postkarten sollen mit Unterschrift und Angabe des Wohnorts an die Adresse von «Reformen jetzt» geschickt werden. Wenk und sein Team würden die retournierten Karten bis Ende Mai sammeln, auswerten und dann der Bistumsleitung überreichen.

Unterschiedliche Themen angesprochen

Bei den heiligen Frauen und Männern handelt es sich um Blasius von Sebaste, Josef von Nazareth, Maria Magdalena, Martin von Tours, Franz von Assisi, Wiborada von St. Gallen und das Ehepaar Dorothee Wyss und Niklaus von Flüe.

Matthias Wenk (links) und Sebastian Schneider beim Stand auf dem Kornhausplatz in St. Gallen. Die Plakate zeigen Maria Magdalena und die heilige Wiborada.
Matthias Wenk (links) und Sebastian Schneider beim Stand auf dem Kornhausplatz in St. Gallen. Die Plakate zeigen Maria Magdalena und die heilige Wiborada.

Auf der Rückseite der Karten werden unterschiedliche Themen mit Reformbedarf angesprochen, die jeweils einen Bezug zum dargestellten Heiligen oder der dargestellten Heiligen haben. Bei der Karte mit dem heiligen Martin Tours wird etwa gefragt: «Was unternimmt unsere Kirche konkret gegen Klerikalismus – vor dem sich sogar der heilige Martin versteckt hat?» Und bei der Karte mit Maria Magdalena wird der Zugang zur Weihe ansprochen: «Nicht einmal die Apostelin Maria würde heute geweiht – weil sie eine Frau ist.»

Installation mit Heiligenschein

Ab Montag und bis Sonntag ist die Bewegung «Reformen jetzt» zudem mit einem Stand an verschiedenen Orten der Stadt St. Gallen präsent, so die Mitteilung. Es beginnt am Montag mit einer Installation auf dem Kornhausplatz. Neben dem Lämmlerbrunnen kreist demnach auf vier Meter Höhe ein Kranz aus Luftballons und LED-Leuchtketten. Die Installation des Ballon-Künstlers Markus Kneringer stelle einen Heiligenschein dar.

Vier Reformvorstösse eingereicht

Hinter der Aktion stehen Vertreterinnen und Vertreter der kirchenpolitischen Bewegung «Reformen jetzt», die Reformen im Bistum St.Gallen und in der Katholischen Kirche der Schweiz fordert. Die Bewegung hatte sich im Nachgang der im September veröffentlichten Pilotstudie zu Missbrauch in der Kirche gebildet.

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Seit Oktober hat die Gruppe vier Reformvorstösse eingereicht. So fordert sie einen stärkeren Einbezug von Laiinnen und Laien bei der Bischofswahl. Sie verlangt auch, dass nichtgeweihte Theologinnen und Theologen Trauungen durchführen können. Zudem will die Gruppe, dass die Privat- und die Intimsphäre von Seelsorgenden respektiert werden. Ein weiteres Anliegen ist ein einheitlicher Umgang mit laisierten Priestern.


Kranz aus Luftballons über dem Stand beim Kornhausplatz St. Gallen, Matthias Wenk (links) und Sebastian Schneider. | © Urs Bucher
29. April 2024 | 14:13
Lesezeit: ca. 2 Min.
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