Elisabeth Kopp nimmt am 2. Oktober 1984, ihre Wahl zur Bundesrätin an.
Schweiz

Simone Curau-Aepli: «Elisabeth Kopp kämpfte erst recht fürs Eherecht»

Sie war 1983 mit ihrer Heirat vom Fräulein zur Frau geworden. Trotzdem durfte Simone Curau-Aepli keinen Arbeitsvertrag unterzeichnen. Das wurde erst mit dem neuen Eherecht möglich. Dass Bundesrätin Elisabeth Kopp* so sehr darum kämpfte, dankt ihr die Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes. Ein persönlicher Nachruf.

Simone Curau-Aepli

Der Akt 1983 auf dem Zivilstandsamt Weinfelden war für mich grotesk: Rein ging ich als Fräulein Aepli und raus kam ich als Frau Curau. Dass dieser formelle Vorgang der Eheschliessung mich zur Frau machen sollte, verstand ich nie. Trotzdem durfte ich rechtlich noch nicht eigenständig ein Bankkonto eröffnen oder einen Arbeitsvertrag unterzeichnen. Am Kiosk wurde immer noch mit «Grüezi Fräulein» begrüsst, was mich zunehmend nervte und was ich mit der Antwort «S’Fräulein isch gstorbe!» quittierte.

Simone Curau-Aepli, Präsidentin Schweizerischer Katholischer Frauenbund SKF
Simone Curau-Aepli, Präsidentin Schweizerischer Katholischer Frauenbund SKF

Ich war gerade mal zwei Jahre verheiratet, als das neue Eherecht zur Volksabstimmung gebracht wurde, weil die SVP im Schlepptau von Christoph Blocher das Referendum dazu ergriffen hatte. Die langjährigen Beratungen im Parlament waren Knochenarbeit und wurden mit Justizministerin Elisabeth Kopp erfolgreich beendet.

Ende der Vorherrschaft des Mannes

Dabei ging es 14 Jahre nach der Erreichung des Status der mündigen Bürgerin 1971 um nichts weniger als um das Ende der Vorherrschaft des Mannes über die Frau in der (ehelichen) Beziehung und in der Gesellschaft.

Der Ja-Anteil von 54 Prozent lässt erahnen, wie die Schweiz in Bezug auf die Gleichberechtigung von Frauen vor 40 Jahren noch tickte. Viele katholische Frauen wurden, vielleicht auch wegen des Ja des SKF-Zentralvorstands, offenbar von ihren Ehemännern angehalten, ein Nein in die Urne zu legen, wenn sie denn an der Abstimmung teilgenommen haben.

«Elisabeth Kopp hat alles fürs neue partnerschaftliche Eherecht gegeben.»

Simone Curau-Aepli

Dieser Situation war sich Elisabeth Kopp im Vorfeld der Abstimmung bewusst und sie kämpfte erst recht. Sie war sich nicht zu schade, die Vorlage Abend für Abend vor Vereins- und Partei-Versammlungen zu vertreten. Sie war überzeugt vom Kairos des neuen partnerschaftlichen Eherechts und hat alles dafür gegeben. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Patriarchale Strukturen aufbrechen

Dass sie sich auch nach dem unsäglichen Ausscheiden aus dem Bundesrat aktiv für politische Vorlagen wie der Mutterschaftsversicherung oder den UN-Beitritt der Schweiz eingesetzt hat, beeindruckt mich.

Sie lebte für mich beispielhaft, dass es mit Kompetenz, Hartnäckigkeit und mit Verbündeten möglich ist, patriarchale Strukturen aufzubrechen und ein neues Miteinander unter Menschen und Völkern zu leben. Damit bleibt sie für mich Vorbild und Ermutigung, auch weiterzukämpfen.

* Am Freitag wurde bekannt: Alt Bundesrätin Elisabeth Kopp ist am Karfreitag im Alter von 86 Jahren gestorben. Die FDP-Politikerin und Juristin wurde 1984 als erste Frau in die Schweizer Landesregierung gewählt. Auf öffentlichen Druck hin trat sie 1988 zurück; Vorwürfe gegen sie wurden später widerlegt – durch eine Untersuchungskommission und das Bundesgericht.


Elisabeth Kopp nimmt am 2. Oktober 1984, ihre Wahl zur Bundesrätin an. | © Keystone
16. April 2023 | 11:00
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