Hisham Maizar
Schweiz

Schweiz verliert mit Maizar einen wichtigen Gesprächspartner

Zürich, 15.5.15 (kath.ch) Hisham Maizar war für die Kirchen ein verlässlicher Partner im interreligiösen Dialog, schreibt der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Markus Büchel, in einer Presseaussendung von Freitag, 15. Mai. Der Präsident des Kirchenrates der evangelisch-reformierten Kirche im Kanton St. Gallen, Pfarrer Martin Schmidt, schliesst sich den Worten des Bischofs an.

Der in St. Gallen lebende Vorsitzende des Schweizer Rats der Religionen und Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen in der Schweiz (Fids) verstarb am Donnerstag.

Der Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Wilhelm Locher, sagte gegenüber kath.ch über den Verstorbenen: «Hisham Maizar war mein engster islamischer Gesprächspartner. Unsere Diskussionen waren offen, ehrlich und authentisch.» Maizar war kritisch und selbstkritisch, heikle Themen habe er nicht ausgeklammert. Mit Maizar war der interreligiöse Dialog mehr als Diplomatie, ihm ging es um Freundschaft. «Als Freund bleibt er mir in Erinnerung.»

Der Bischof der Christkatholischen Kirche in der Schweiz, Harald Rein, erinnert gegenüber kath.ch daran, dass Maizar Gründungsmitglied des Schweizerischen Rates der Religionen war. Rain nennt ihn einen «einen liebenswürdigen und humorvollen Menschen, der sich sehr differenziert und einfühlsam für den interreligiösen Dialog einsetzte». Er habe sich insbesondere für die Anerkennung des Islams als öffentlich-rechtliche Körperschaft analog der drei Landeskirchen und der jüdischen Gemeinden stark gemacht. Ihm sei folgende Grundhaltung wichtig gewesen: «Man muss die Gesetze und die Ordnung seines Gastlandes beziehungsweise seiner neuen Heimat akzeptieren. Man muss aber nicht seine Identität abstreifen.» Rain nennt den Verstorbenen einen Vermittler zwischen Religion und Kultur.

Hisham Maizar war eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, geprägt von Liebenswürdigkeit, Sanftheit und grosser Menschlichkeit, erklärte Herbert Winter, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, gegenüber kath.ch. Dessen Einsatz für Religionsfreiheit und religiösen Frieden und seine Ablehnung von religiösem Extremismus waren exemplarisch. «Hisham Maizar ist für mich in vielen Gesprächen zu einem wahren Freund im Herz und Geist geworden. Sein viel zu früher Tod macht mich sehr betroffen.»

Bischof Fürers Bekanntschaft mit Maizar

Nach den Attentaten vom 11. September 2001 warnte der damalige Bischof Ivo Fürer vor Pauschalurteilen und rief zur Achtung des Islam auf. So lernten sich Hisham Maizar und Ivo Fürer kennen und schätzen, heisst es in der Mitteilung des Bistums St. Gallen. Bis dahin gab es auf muslimischer Seite keinen Ansprechpartner für einen koordinierten Dialog. Maizar wirkte darauf hin, dass die bisher lose organisierten islamischen Vereine sich im Dachverband islamischer Gemeinden Ostschweiz (Digo) zusammenschlossen.

Sein Wirkungskreis vergrösserte sich zusehends, bis zuletzt war er im Kanton in gutem Kontakt mit den Kirchen und an vielen Anlässen, auch in grossen Festgottesdiensten, ganz selbstverständlich präsent.

Kirche und Politik profitierten

Hisham Maizar war der erste, der den islamischen Gemeinden ein persönliches, aber auch ein politisches Gesicht gegeben habe. Er wurde geschätzt als ehrlicher, offener Gesprächspartner. «Wir sind dankbar für sein eindrückliches Engagement in der Gesellschaft und seine überzeugende Art, seine Religion zu leben», heisst es in der Mitteilung.

Stets habe er den Dialog und die Verständigung der Menschen gesucht und gefördert, der Austausch mit anderen Religionsgemeinschaften war ihm ein echtes Anliegen. Geprägt habe ihn auch seine Biografie: ursprünglich aus Palästina stammend war der Vater von drei Kindern lange Jahre mit einer Katholikin aus Österreich verheiratet und seit 1982 Schweizer Bürger. Als Arzt im Thurgau hat er vielen Menschen nicht nur fachlich, sondern auch durch sein freundliches Wesen sehr geholfen.

In Zeiten der zunehmenden Angst in weiten Teilen der Gesellschaft vor dem Islam, wobei die Angst eigentlich dem Islamismus gelte, so das Communiqué, «war er über viele Jahre für die Kirchen und Religionsgemeinschaften wie für die Politik ein unentbehrlicher Gesprächspartner und Vermittler». Hisham Maizar positionierte sich stets klar gegen jede Form von Gewalt und gegen radikale Tendenzen von Gruppen in der Schweiz und im Ausland. (gs)

Hisham Maizar | © SRF
15. Mai 2015 | 12:16
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