Salman Rushdie
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Schriftsteller Salman Rushdie sieht Zusammenhang von Terror und Islam

Berlin, 3.9.17 (kath.ch) Salman Rushdie (70), britisch-indischer Schriftsteller, sieht «ganz klar» einen Zusammenhang von Terrorismus und einer extremistischen Auslegung des Islam. Religion an sich müsse nicht unbedingt gewalttätig sein. Doch für den immer wieder mit dem Tod bedrohten Autor ist klar, dass die Menschheit auch ohne Religion leben könne.

«Zu behaupten, der IS-Terror habe nichts mit dem Islam zu tun, bedeutet, die Realität nicht sehen zu wollen», sagte er im Interview der «Welt am Sonntag». Der Grossteil der Muslime auf der Welt lehne diese Auslegung komplett ab. «Aber die Wurzeln dieses Terrors gehen auf eine Propaganda zurück, betrieben unter anderem von den Saudis, dem Iran und anderen, verbreitet durch ein Netzwerk von Imamen.»

«Religion halte ich für eine dumme Anomalie des Geistes.»

Er glaube nicht, «dass Religion per se Gewalt innewohnt», sagte Rushdie weiter. Er sei allerdings «kein Fan von Religionen, weil ich sie für eine dumme Anomalie des Geistes halte. Wir können auch ohne Religion leben. Religionen sind für mich wie eine Seuche.»

Neue Phase des Terrors

Derzeit gebe es durch Attentate mit Fahrzeugen «eine völlig neue Phase des Terrors», sagte der Schriftsteller. Meist würden im Vergleich zu früheren Anschlägen weniger Menschen getötet oder verletzt, «dafür hat die Frequenz der Anschläge zugenommen».

So verbreiteten die Terroristen mehr Angst. Es gebe aber keine andere Lösung als die, die ihn selbst als jungen Menschen in Grossbritannien angesichts von IRA-Bombenanschlägen sehr beeindruckt habe: «Weiterzumachen damit, sein Leben zu erleben. Dem Terror nicht erlauben, die Welt zu verändern, in der wir leben. Sonst gewinnen die Terroristen.»

«Dem Terror nicht erlauben, die Welt zu verändern.»

Es sei «verstörend», dass sich vor allem junge Menschen radikalisierten, fügte Rushdie hinzu. Ältere seien oftmals liberaler. «Auch das zeigt, dass unsere Welt derzeit kopfsteht.»

Die Zivilgesellschaft sei gefragt: «Auch eine tolerante Gesellschaft darf nicht so tolerant sein, Menschen zu unterstützen, die diese Gesellschaft zerstören wollen.»

Ein Todesurteil durch Ayatollah Khomeini

1989 wurde der Autor von dem iranischen Religionsführer Ayatollah Khomeini mit einer Fatwa zum Tode verurteilt. Begründet wurde der islamische Richtspruch damit, dass Rushdies Buch «Die satanischen Verse», ein Jahr zuvor erschienen, «gegen den Islam, den Propheten und den Koran» gerichtet sei. Erst seit einiger Zeit tritt Rushdie wieder öffentlich auf.

Rushdies neues Buch «Golden House» erscheint am Dienstag beim Verlag C. Bertelsmann. Er porträtiert darin den Zeitgeist im heutigen New York – und den Aufstieg einer despotischen Comic-Figur zum Präsidenten. (kna)

Salman Rushdie | © Keystone
3. September 2017 | 13:52
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