Schreiben zur Familiensynode soll bereits im März erscheinen

Rom, 29.1.16 (kath.ch) «Der Ball liegt jetzt beim Papst» – kurz nach der Bischofssynode über Ehe und Familie im Oktober 2015 wurde dieses Bild gerne von Kommentatoren verwendet. Bis zuletzt war aber gar nicht hundertprozentig sicher, ob Franziskus den Ball auch spielen würde, sprich den Abschlusstext der Bischofsversammlung im Vatikan wie üblich zu einem eigenen Schreiben umarbeitet. Doch das ist nun so gut wie amtlich. 

Christoph Schmidt

Der Papst werde das Schreiben, die sogenannte Exhortation, im März veröffentlichen, verkündete der Präsident des Päpstlichen Familienrats, Erzbischof Vincenzo Paglia, am Mittwoch, 27. Januar, bei einer Tagung im portugiesischen Albufeira. Damit folgt nach zwei von teils heftigen Kontroversen geprägten Familiensynoden im Herbst 2014 und 2015 also das lehramtliche Fazit.

«Zügig erledigen»

Falls er überhaupt zur Feder greife, werde Franziskus den Text sicherlich zügig abschliessen, hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Oktober vermutet. Eine päpstliche Stellungnahme müsse dann rasch kommen, sonst verliere sie an Kraft und Eindruck. Tatsächlich hatten manche Beobachter aber frühestens für den Sommer mit einer Veröffentlichung gerechnet. Dass das Schreiben nun nach weniger als einem halben Jahr erscheint, liegt wohl zum einen an der Tatsache, dass Franziskus ein energischer Arbeiter ist, der die Dinge gern zügig erledigt.

Zum anderen zeigt sich erneut, dass der Papst einen neuen kirchlichen Umgang mit Ehe und Familie zu einem Meilenstein seines Pontifikats machen will. Es wäre auch kaum vorstellbar gewesen, dass Franziskus nach den beiden von ihm einberufenen Diskussionsmarathons der Debatte nicht den eigenen Stempel aufsetzt. Während der zwei-, beziehungsweise dreiwöchigen Synoden hatte er die Beratungen nur schweigend verfolgt.

Mit Spannung erwartet

Welche genauen Aussagen der Papst zu strittigen Punkten wie dem kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, Homosexuellen oder unverheirateten Paaren formuliert, das wird in den kommenden Wochen zu den spannendsten Fragen der Kirchenentwicklung zählen. Das Abschlussdokument der 270 Synodalen, dessen Veröffentlichung Franziskus im vergangenen Oktober ausdrücklich gewünscht hatte, enthält kaum konkrete pastorale Vorschläge und lässt vieles in der Schwebe. Kritiker bezeichneten es als eher halbherziges Kompromisspapier zwischen progressiven und konservativen Bischöfen.

Andere wiederum betonten, die Synode habe durchaus Türen geöffnet und lasse dem Papst viel Spielraum, um sie zu durchschreiten. Am Ende entscheidet er allein, inwieweit Paragrafen, die seinerzeit nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Teilnehmer erhielten – etwa ein von den deutschen Teilnehmern vorgeschlagene Schuldeingeständnis der Kirche gegenüber Homosexuellen oder Geschiedenen -, trotzdem in seinen eigenen Text einfliessen.

Erzbischof Paglia liess in Portugal lediglich wissen, er erwarte eine «Hymne der Liebe an die Familie» und das Zeugnis einer Kirche.

Auch regionale Lösungen denkbar

In seiner Abschlussrede an die Synodalen hatte Franziskus damals auch dezentrale pastorale Lösungen für knifflige Fragen in Erwägung gezogen. Die Synode, so der Papst weiter, habe gezeigt, «dass die wahren Verteidiger der Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben verteidigen, sondern den Geist; nicht die Idee, sondern den Menschen; nicht die Formeln, sondern die unentgeltliche Liebe Gottes und seiner Vergebung».

Ziel müsse sein, in einer historischen Phase der Entmutigung von Familien die Realität so zu sehen, wie sie ist, nicht wie sie sein sollte. Wie er sich dies genau vorstellt und welche pastoralen Schlüsse er daraus gezogen hat, wird die katholische Welt voraussichtlich noch vor Ostern erfahren. (cic)

29. Januar 2016 | 09:16
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