Lorenz Schmid und Raphael Meyer
Schweiz

Schmid vs. Meyer: Das sagen andere über die Kandidaten fürs Zürcher Synodalratspräsidium

Der Synodalrat der Katholischen Kirche im Kanton Zürich sucht einen Nachfolger für Franziska Driessen-Reding. Lorenz Schmid und Raphael Meyer möchten Synodalratspräsident werden. Wer wird das Rennen machen? So werden die Kandidaten von anderen eingeschätzt.

Jacqueline Straub

Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding gibt im Sommer wegen Amtszeitbeschränkung ihr Amt ab. Zwei Kandidaten stehen zur Auswahl: Raphael Meyer und Lorenz Schmid. Beide haben bereits gegenüber kath.ch Auskunft über ihre kirchenpolitische Haltung und Ziele gegeben.

Franziska Driessen-Reding und Christoph Sigrist
Franziska Driessen-Reding und Christoph Sigrist

Lorenz Schmid (58) ist Vater zweier erwachsener Söhne und erfolgreicher Apotheker in Zürich. Der Mitte-Politiker war 16 Jahre im Zürcher Kantonsrat. Auch Raphael Meyer (41) ist bei «Die Mitte». Der Jurist ist Vater von zwei kleinen Kindern und seit acht Jahren im Synodalrat der römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich. Würde er gewählt, hätte er lediglich vier Jahre Zeit, um seine Ziele als Synodalratspräsident umzusetzen.

Schmid hingegen, da er Neuling im Synodalrat ist, könnte wiedergewählt werden – und bis zu zwölf Jahre lang im Amt seine Schwerpunkte setzen. Doch was sagen Bekannte über die beiden Kandidaten?

Beide geeignet für Amt

Kurt Meister von der Zürcher «Die Mitte» kennt Lorenz Schmid und Raphael Meyer. Beide erachtet er als «geeignet» für das Amt des Synodalratspräsidenten. Persönlich glaube er aber, dass Raphael Meyer «mit seinen Qualifikationen im Vorteil» sei.

Lorenz Schmid sei «gescheit» und offen für andere Ansichten, sagt Ex-Jesuit Lukas Niederberger. Seit 40 Jahren erlebe er Lorenz Schmid als freundlichen, gut gelaunten und kommunikativen Menschen. Er fürchte sich nicht vor Hindernissen oder Umwegen.

Lukas Niederberger beim Frauenrütli am 1. August 2021.
Lukas Niederberger beim Frauenrütli am 1. August 2021.

Lorenz Schmid war sieben Jahre im Internat der Klosterschule Engelberg. «Mit seiner Sozialisierung hat er einen tiefen Bezug zur kirchlichen und monastischen Tradition», so Niederberger. Gleichzeitig sei er ein scharfsinniger Denker. Er stelle die Fragen nach den richtigen Aufgaben der Kirche im 21. Jahrhundert im urbanen und säkularen Milieu.

Lukas Niederberger beschreibt Schmid als «offenen, wachen Geist», der sich mit allen wichtigen gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklungen befasse. «Er würde niemals bestimmte Menschen oder Gruppen diskriminieren oder kritisieren, weil sie andere Lebensentwürfe haben», sagt Niederberger auf die Frage, wie Lorenz Schmid zum Thema LGBTQ stehe.

Schmid vermittle verständnisvoll und ausgleichend

Mit dem reformierten Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist und anderen Vertreterinnen und Vertreter der reformierten Kirche pflege er freundschaftliche Kontakte, so Niederberger.

Lukas Niederberger findet Lorenz Schmid die richtige Person für das Amt des Synodalratspräsidenten, denn er wolle die Kirche in der modernen Gesellschaft positionieren. Er könne zwischen den Anliegen der kirchlichen Basis und den Forderungen der Amtskirche verständnisvoll und ausgleichend vermitteln. Ebenso habe er Humor, Gelassenheit und sei sehr belastbar.

Und: «Er verfügt über die nötige Zeit, nachdem er das Amt als Kantonsrat aufgegeben hat und in der Apotheke die Übergabe Schritt für Schritt vorbereitet.»

Abt Urban Federer
Abt Urban Federer

Der Abt von Einsiedeln, Urban Federer, ist der Schwager von Lorenz Schmid. Auf Anfrage von kath.ch sagt er: «Ich schätze meinen Schwager als Menschen sehr, seine politische Erfahrung wäre für das Amt sicher ideal. Aber als Abt von Einsiedeln mische ich mich nicht in die Wahl der Zürcher Kantonalkirche ein.»

Meyer steht in bürgerlicher Tradition

Nicole Barandun ist Co-Präsidentin von «Die Mitte» und gehört dem rechten Flügel der Partei an. Sie ist mit Raphael Meyer befreundet und beschreibt ihn als «freundlichen, loyalen und verlässlichen Menschen». Sie erlebe ihn als «führungsstark, durchsetzungsfähig, jedoch immer offen gegenüber anderen Meinungen». Politisch stehe er in einer gewerbenahen und bürgerlichen Tradition.

Der Glaube sei für Raphael Meyer wichtig. Einer seiner Brüder sei Jesuit, so Barandun. «Er pflegt sicherlich eine besondere Nähe zur Spiritualität der Jesuiten.»

Nicole Barandun ist Co-Präsidentin der Mitte in Zürich.
Nicole Barandun ist Co-Präsidentin der Mitte in Zürich.

Die Mitte-Politikerin denkt, dass für Raphael Meyer der Charakter und die Leistung einer Person entscheidend seien und nicht das Geschlecht, die sexuelle Orientierung oder die gelebte Lebensform. So sprach er sich für die Ehe für alle und die Zulassung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zur Adoption aus.

Der Leihmutterschaft und gewissen «Auswüchsen» in der Fortpflanzungsmedizin sei er aber kritisch gegenüber eingestellt, so Barandun. «Gleichstellung im staatlichen Bereich ist für ihn sicher selbstverständlich.»

Probleme gehe Meyer analytisch an. Zudem könne er gut zwischen «Wünschbarem und Machbarem» unterscheiden. Seine Meinung äussere er klar und stehe zu seinen Ansichten, «was gewisse Personen vor den Kopf stossen könnte», so die Politikerin.

Genügend Zeit für Amt?

Nicole Barandun sieht keine Schwächen bei Raphael Meyer. Einzig könnte die «zeitliche Verfügbarkeit» eine Rolle spielen beim angestrebten Amt des Synodalratsprädienten. Denn Meyer ist Vater zweier kleinen Kinder.

Für Nicole Barandun ist Raphael Meyer der Richtige für das Amt des Synodalratspräsidenten, weil er nicht nur fundierte Kenntnisse des Staatskirchenrechts, des dualen Systems und des übrigen Verwaltungsrechts habe, sondern mittlerweile auch die katholische Körperschaft sehr gut kenne, so die Zürcher Mitte-Co-Präsidentin. Und: «Weil er auch einen guten Draht zum Bischof hat, bin ich überzeugt, dass er geschickt zwischen Synode und Bistumsleitung vermitteln kann.»


Lorenz Schmid und Raphael Meyer | © zhkath/kath.ch
26. Mai 2023 | 17:00
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