Schleierhafte Worte

Zürich, 9.9.16 (kath.ch) Die Schweizer Bischöfe gaben gestern in einem Communiqué ihre Haltung zum Burka-Verbot bekannt. Wie diese nun genau lautet, blieb unserer kath.ch-Redaktorin Sylvia Stam allerdings schleierhaft. Ein Kommentar mit Augenzwinkern.

Von einer «ernst zu nehmenden Verunsicherung» spricht die Schweizer Bischofskonferenz in ihrem jüngsten Communiqué. Es geht um die Initiative für ein Vermummungsverbot, im Volksmund Burka-Verbot genannt, die diese Verunsicherung ausgelöst habe.

Eine «ernst zu nehmende Verunsicherung» löst die Formulierung der Mitteilung selbst aber auch bei den Empfängern der Mitteilung aus. Denn die Haltung der Bischöfe bleibt unklar: Sind sie nun für oder gegen ein Burka-Verbot?

Da berufen sie sich einerseits auf die Religionsfreiheit. Diese «schützt das Tragen religiöser Kleidung und andere religiöse Zeichen im öffentlichen Raum.» Also sind sie gegen ein Verbot, denkt die aufmerksame Leserin. Um sogleich über den Folgesatz zu stolpern: «Dabei muss die Bekleidungsweise es erlauben, sich jederzeit zu erkennen zu geben, um die Sicherheit und das friedliche Zusammenleben zu ermöglichen.»

Wer eine Burka trägt, ist aber nicht jederzeit erkennbar. Also sind die Bischöfe für ein Verbot der Vollverschleierung. Doch halt: «sich jederzeit zu erkennen zu geben» ist nicht dasselbe wie «jederzeit erkennbar zu sein». «Sich zu erkennen geben» setzt einen Willensakt voraus. Das kann heissen, dass die verhüllte Frau gegenüber einem Beamten ihren Schleier willentlich lüftet und sich jederzeit zu erkennen gibt, falls dies erforderlich ist. Also doch dagegen, denkt die Leserin.

Mitnichten, korrigiert SBK-Präsident Charles Morerod später im Interview: «Wir denken nicht, dass unser Glaube genau vorschreibt, ob wir Ja oder Nein sagen sollen. Die Katholiken haben in dieser Sache verschiedene Meinungen.»

Liebe Bischöfe, die Vielfalt eurer Meinungen in Ehren. Aber auch der Verzicht auf eine einheitliche Haltung kann in eindeutigen Worten kundgetan werden: «Die Schweizer Bischöfe geben keine einheitliche Meinung zum Burkaverbot ab.» Ansonsten bleiben eure Worte schleierhaft, ihr Inhalt ist nicht zu erkennen, und die Gläubigen bleiben verunsichert zurück…

 

9. September 2016 | 11:07
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