Rita Famos predigt in Locarno.
Schweiz

Rita Famos in Locarno: «Gottes Geist weht, wo er will – auch in Filmen»

Für Rita Famos gibt es «nicht wirklich» eine christliche Kunst oder christliche Filme. Das Wirken Gottes in der Welt sei nicht an Gruppenzugehörigkeiten oder Konfessionen gebunden, sagte die Präsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz am Sonntag in Locarno.

Barbara Ludwig

Wenn sich in Locarno Filmschaffende und Filmfans aus aller Welt das Stelldichein geben, sind immer auch die Kirchen dabei. Mit der ökumenischen Filmjury und einem ökumenischen Gottesdienst. Dieses Jahr hielt Rita Famos, Präsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz (EKS) die Predigt im Gottesdienst. Gefeiert wurde er am Sonntagvormittag in der barocken Kirche «Santa Maria Assunta» in der Altstadt von Locarno.

Rita Famos (3.v.l.) mit Kirchenvertretern. Rechts Marco Solari, Präsident des Film Filmfestivals Locarno. Links Charles Martig, Direktor des Katholischen Medienzentrums.
Rita Famos (3.v.l.) mit Kirchenvertretern. Rechts Marco Solari, Präsident des Film Filmfestivals Locarno. Links Charles Martig, Direktor des Katholischen Medienzentrums.

Thema ihrer Ausführungen war der Geist Gottes und dessen Wirken in der Welt – auch in der Welt des Films. Dabei zeigte sich die reformierte Pfarrerin überzeugt, eine christliche Kunst oder christliche Filme existierten «nicht wirklich». Unter Verweis auf ein Wort Jesu im Johannes-Evangelium sagte sie, es gebe keine Barriere, die über Labels, Gruppenzugehörigkeiten, Konfessionen oder Bekenntnisse aufgestellt werde.

Kirchen blicken in die Welt des Films

Es gebe nur das Wirken Gottes in der Welt und Menschen, die sich von Gottes Geist anrühren, bewegen, motivieren und verändern liessen, und solche, die für Gottes Zeichen blind und sein Wort taub seien, so Famos gemäss Redemanuskript. «Wenn wir als Kirchen hier am Filmfestival präsent sind, dann öffnen wir die Tore und Fenster unserer Kirchen und blicken in die Welt des Films, um auch dort das Wehen des Geistes zu suchen.»

Der syrisch-ortodoxe Priester Abramo Unal, der römisch-katholische Priester Carmelo Andreatta und die reformierte Pfarrerin Rita Famos beim ökumenischen Gottesdienst in Locarno.
Der syrisch-ortodoxe Priester Abramo Unal, der römisch-katholische Priester Carmelo Andreatta und die reformierte Pfarrerin Rita Famos beim ökumenischen Gottesdienst in Locarno.

Rita Famos sprach auch die Rolle der ökumenischen Filmjury an, die ihren einen Preis jährlich an einen Film aus dem internationalen Wettbewerb verleiht. Die Jury suche nach Filmen, die zur Auseinandersetzung mit dem Evangelium anregten. Filme könnten immer mehr bewirken, als von den Autoren und Autorinnen beabsichtigt, so Famos. «Da gibt es immer ein Movens, das die Künstlerinnen und Künstler nicht in Händen haben. Wir nennen es Gottes Geist, der weht, wo er will, auch in Filmen.»

«Öffnen wir Ohren, Augen, Herz, Seelen»

Zum Ende ihrer Predigt wünschte Famos den Besucherinnen und Besucher des Gottesdienst offene Ohren und Augen für diesen Geist: «Öffnen wir Ohren, Augen, Herz, Seelen». Die Feier fand in Anwesenheit von Marco Solari, dem Präsidenten des Festivals, statt.

Am Gottesdienst beteiligten sich insgesamt sechs Kirchen. Nebst der römisch-katholischen waren dies die die evangelisch-reformierte, die christkatholische, die syrisch-orthodoxe, die eritreisch-orthodoxe und die koptisch-orthodoxe Kirche.

Ökumenische Filmjury

Dem Team der ökumenischen Filmjury gehören dieses Jahr Anne-Béatrice Schwab (Schweiz), Anne Dagallier (Frankreich), Linde Fröhlich (Deutschland) sowie Lukáš Jirsa, (Tschechische Republik) an. Am Donnerstag hat es mit der Sichtung des internationalen Wettbewerbs begonnen. Die Filmjury wird von den kirchlichen Filmorganisationen Signis und Interfilm gestellt.

Ökumenische Jury mit dem Präsidenten des Locarno Film Festivals: Lukáš Jirsa, Marco Solari, Anne-Béatrice Schwab und Linde Fröhlich.
Ökumenische Jury mit dem Präsidenten des Locarno Film Festivals: Lukáš Jirsa, Marco Solari, Anne-Béatrice Schwab und Linde Fröhlich.

Das Filmfestival dauert noch bis kommenden Samstag. Am Nachmittag des 13. August wird der Preis der ökumenischen Jury in Locarno verliehen.


Rita Famos predigt in Locarno. | © Christian Murer
7. August 2022 | 15:44
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