Reto Bugmann
Schweiz

Von der Klosterschule auf die Bühne der grössten Schweizer Talente

Engelberg OW, 30.3.16 (kath.ch) Der Tenor Reto Bugmann (25) tritt am Samstagabend, 2. April, im Halbfinale der «grössten Schweizer Talente» von Schweizer Fernsehen SRF 1 auf. Im Interview mit kath.ch erzählt der ehemalige Schüler der Stiftsschule Engelberg, wie er im Internat zur klassischen Musik und über die Musik zur Religion fand.

Sylvia Stam

Sie stehen derzeit im Halbfinal der grössten Schweizer Talente – wie kam es dazu?

Reto Bugmann: Eine gute Freundin von meinem Pianisten Dominique Allemann und mir hat uns angemeldet, mit unserem Einverständnis natürlich. Sie wollte mich schon im Jahr zuvor anmelden, aber erst als Dominique dazu kam, konnte ich mir eine Teilnahme vorstellen.

Dann musizieren Sie also noch nicht lange zusammen?

Bugmann: Nicht wirklich. Wir haben immer wieder zusammen musiziert, aber nur zum Spass. Die Anmeldung war wirklich eine recht spontane Angelegenheit. Entsprechend locker gehen wir an die Sache ran.

Sind Sie vom Erfolg überrascht?

Bugmann: Ja, wirklich! Ich hatte echt Angst davor «weggebuzzert» zu werden. Dass das Publikum derart positiv reagiert, hätte ich wirklich nicht gedacht.

Sie waren Internatsschüler der Stiftsschule Engelberg. Weshalb gingen Sie hier zur Schule?

Bugmann: Ich war ein wirklich fauler Schüler und wurde in Goldau, wo ich aufgewachsen bin, von der Sekundar- in die Realschule zurückgestuft. Meinen Eltern war es ein grosses Anliegen, dass ich einen Sek-Abschluss mache, darum bin ich hier ans Internat gekommen. Ich war so begeistert vom Internatsleben und war von Anfang an hier so daheim, dass ich in Engelberg hängen geblieben bin!

Was hat Sie so begeistert?

Bugmann: Ich hatte gute Leute um mich, in der Klasse und im Internat. Damals gingen wir nur in den Ferien heim, wir verbrachten also auch die Wochenenden zusammen. So etwas verbindet natürlich. Dann hatten wir klare Studiumszeiten, während denen man sich einfach hinsetzen und lernen musste. Das war schulisch betrachtet heilsam für mich.

Wurde Ihr Gesangstalent hier entdeckt?

Bugmann: Ich war vorher schon in Chören, aber im Stiftschor habe ich zur klassischen Musik gefunden. Ich wurde auch stets gefördert und durfte da und dort ein Solo singen.

Sie singen bis heute im Stiftschor Engelberg.

Bugmann: Ja, wir haben mit dem Stiftschor an den Kar- und Ostertagen gesungen: Trauermetten, Karfreitagsliturgie, Händels Halleluja und Mozarts Krönungsmesse – ein ziemlicher Marathon! Diese Liturgien zu erleben beeindruckt mich immer wieder.

Haben Sie einen Bezug zur Liturgie?

Bugmann: Ich habe durch die Musik auch einen Bezug zum Glauben gefunden. Ich würde mich zwar nicht als sehr fromm bezeichnen, aber ich bin auf jeden Fall gläubig, in einem katholischen Sinn. Auch wenn ich meistens nur als Chorsänger zur Kirche gehe, bedeuten mir wichtige Feste wie Ostern und Weihnachten schon sehr viel.

Die Osternachtsliturgie beispielsweise fasziniert mich jedes Jahr wieder aufs Neue. Diese Freude nach all den düsteren Tagen berührt mich jeweils sehr und dies vor allem auch durch die Musik: die Orgel, die wieder gespielt wird, das Halleluja, das wieder gesungen wird, das weckt Emotionen! So habe ich das früher nicht erlebt, das kenne ich durch den Stiftschor.

Sie singen als Solist deutsche Schlager aus den 1920-er und 1930-er Jahren: Warum gerade dieses Genre?

Bugmann: Ich finde das absolut tolle Musik und ich habe das Gefühl, meine Stimme passt gut zu diesem Genre. Bei anderen Stilen komme ich hie und da an meine Grenzen, auch weil ich keine Gesangsausbildung habe.

Wäre das ein Ziel?

Bugmann: Meine Stimme besser auszubilden und mehr Möglichkeiten zu haben, ja, das ist auf jeden Fall ein Ziel. Aber eine professionelle Gesangskarriere, eher nein. Da muss ich realistisch bleiben. Solange ich nicht davon leben muss, kann ich ausserdem das singen, was mir Spass macht.

Angenommen, Sie und Ihr Kollege Dominique Allemann werden zu den grössten Schweizer Talenten gewählt. Wie geht es dann weiter?

Bugmann: Wir nehmen eins nach dem andern und lassen uns überraschen! (sys)

Reto Bugmann | © 2016 Sylvia Stam
30. März 2016 | 10:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Reto Bugmann:
Reto Bugmann (25) ist in Goldau SZ aufgewachsen und wohnt heute in Engelberg OW, wo er an der Stiftsschule der Benediktiner die Handelsmittelschule abgeschlossen hat. Er arbeitet als Versicherungsberater und singt in diversen Chören, darunter der Stiftschor Engelberg, dessen Präsident er ist.

Am 27. Februar sang er, begleitet von Dominique Allemann am Klavier, an der Casting-Show «Die grössten Schweizer Talente» die Schlager «Veronika, der Lenz ist da» und «Ein Lied geht um die Welt». Die beiden Musiker gelangten ins Halbfinale, welches am 2. April live auf SRF1 ausgestrahlt wird. Das Finale der grössten Schweizer Talente findet am 9. April statt.