Irene Gassmann
Schweiz

Priorin Irene Gassmann: Bei Ämterfrage sich von monastischer Praxis inspirieren lassen

Die Feier der Eucharistie sei wichtig. Deshalb müsse jemand, wenn die Situation es erfordert, aus der Gemeinschaft bestimmt und geweiht werden, hielt der Heilige Benedikt in seiner Regel fest. «Es ist eindeutig, was die Situation unserer Kirche heute erfordert», sagt Priorin Irene Gassmann.

Jacqueline Straub

In der Sonderausgabe der Herder Korrespondenz (»Gottes starke Töchter») schreibt Priorin Irene Gassmann des Kloster Fahrs einen Beitrag über klösterliche Mitbestimmung als Inspiration für die Kirche von heute. Die Benediktsregel, die im 6. Jahrhundert verfasst wurde, hat Relevanz für die Mitverantwortung in einer geschwisterlichen Kirche.

Mitverantwortung der Ordensleute

Die Mitverantwortung wird etwa bei der Wahl des Abtes oder der Priorin deutlich sichtbar. «Die Klosterleitung wird durch die Gemeinschaft gewählt. Jedes einzelne Mitglied muss im Hören auf die Geistkraft fragen, wer für diese anspruchsvolle Leitungsaufgabe geeignet ist. Bei der Wahl der Priorin ist somit jede Schwester mitverantwortlich. Mitverantwortung zeigt sich auch in der Entscheidungsfindung bei anstehenden Fragen in der klösterlichen Gemeinschaf», schreibt Priorin Irene Gassmann.

Maria Himmelfahrt im Kloster Fahr: Nonnen beim Beten.
Maria Himmelfahrt im Kloster Fahr: Nonnen beim Beten.

Weiter schreibt sie, dass der Heilige Benedikt mehrfach in seiner Regel betont, dass Priester in der Gemeinschaft keine Sonderstellung haben und ganz selbstverständlich jenen Platz einnehmen, der ihnen gemäss ihrem Klostereintritt zustehen. Benedikt war zwar Abt, aber kein Priester. Er betonte, dass die Geweihten sich vor «Überheblichkeit und Stolz» hüten sollen. «Das sind klare Worte», so Priorin Irene Gassmann.

Keine Weihe notwendig

«Um ein Kloster zu leiten und Entscheidungen zu treffen, muss man(n) nicht geweihter Priester sein. Das zeigt die Benediktsregel ganz deutlich. So wird sie von uns Frauen bis heute gelebt. Dennoch sind wir Frauen, wenn wir die Sakramente empfangen wollen, auf Priester angewiesen», schreibt sie.

Der Heilige Benedikt - Statue beim Kloster Engelberg
Der Heilige Benedikt - Statue beim Kloster Engelberg

Wenn der Heilige Benedikt von Gottesdienst spricht, habe er die Tagzeitenliturgie im Blick, so Priorin Irene Gassmann. Er priorisiere das Stundengebet im monastischen Leben und schreibe über den Dienst am Altar: Wenn es die Situation erfordert, bestimmt die Klosterleitung eine bewährte Person aus der Gemeinschaft für den Dienst am Altar und erbittet für sie die Weihe.

Dienst am Altar neu denken

 »Diese Übertragung der Benediktsregel in einfache und gerechte Sprache von Christoph Müller inspiriert und provoziert dazu, den Dienst am Altar neu zu denken», schreibt die Priorin. «Benedikt kennt keine weiteren sakramentalen Handlungen oder Ämter, die geweihten Männern vorbehalten sind.» Da die Feier der Eucharistie wichtig ist, müsse jemand, wenn die Situation es erfordert, aus der Gemeinschaft bestimmt und geweiht werden.

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«Lassen wir uns von dieser bewährten monastischen Praxis inspirieren und warten wir nicht länger. Denn es ist eindeutig, was die Situation unserer Kirche heute erfordert», schliesst Priorin Irene Gassmann ihren Beitrag.


Irene Gassmann | © Christian Merz
18. April 2024 | 12:13
Lesezeit: ca. 2 Min.
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