Andreas Schiesser ist seit November 2023 als Sachverwalter in Näfels eingesetzt.
Schweiz

Sachwalter der Kirchgemeinde Näfels: «Motiviert und konstruktiv in die Zukunft schauen»

In der katholischen Kirchgemeinde St. Hilarius in Näfels GL herrscht der Ausnahmezustand. Seit letztem Jahr gibt es keinen Kirchenrat mehr, weil dieser aufgrund des Dauerstreits mit dem Pfarrer zurückgetreten war. Nun hat auch noch der Pfarrer gekündigt. Wie sieht Sachwalter Andreas Schiesser die Situation in der gebeutelten Kirchgemeinde?

Wolfgang Holz

Herr Schiesser, was wissen Sie über die Demission von Pfarrer Stanislav Weglarzy, der zurückgetreten ist beziehungsweise zurücktreten musste?

Andreas Schiesser*: Pfarrer Stanislav Weglarzy hat seine Demission per 30. Juni 2024 bei Bischof Joseph Maria Bonnemain eingereicht, diese wurde angenommen. Herr Weglarzy hat darauf seine Stelle als Pfarrer der Kirchgemeinde fristgerecht gekündigt. Er ist, soweit ich dies beurteilen kann, ein sehr umsichtiger und beliebter Priester beim Kirchenvolk.

Pfarrer Stanislav Weglarzy von Näfels-Mollis hat gekündigt.
Pfarrer Stanislav Weglarzy von Näfels-Mollis hat gekündigt.

In welcher Verfassung befindet sich die Kirchgemeinde?

Schiesser: Insgesamt befindet sich die Kirchgemeinde Näfels in einer soliden Verfassung. Wir haben hier knapp 4000 Gläubige. Seit meinem Amtsantritt im November 2023, nachdem der Kirchenrat zurückgetreten ist, ist inzwischen etwas Ruhe eingekehrt. Herausfordernd sind die personellen Vakanzen, sprich: die Neubesetzung des Kirchenrates und der Nachfolgeregelung des Pfarrers.

Ist es richtig, dass sich Ihre Tätigkeit als Sachwalter der Kirchgemeinde auf 170’000 Franken im Jahr für die Kirchgemeinde beläuft?

Schiesser: Wenn ich das Pensum von 70 Stunden pro Monat bis Ende Jahr in Anspruch nehme, beträgt der maximale Finanzaufwand inklusive allfälliger Spesen und Mehrwertsteuern rund 165’000 Franken. Ich erledige die finanziellen, personellen und administrativen Angelegenheiten der Kirchgemeinde. Wenn vor Ende Jahr ein neuer Kirchenrat eingesetzt werden kann, reduzieren sich die Kosten entsprechend.

Martin Laupper, zurückgetretener Kirchenratspräsident in Glarus
Martin Laupper, zurückgetretener Kirchenratspräsident in Glarus

Apropos. Was war denn der Grund für den Rücktritt des Kirchenrats?

Schiesser: Gemäss dem Gemeindegesetz setzt ein sofortiger Rücktritt voraus, dass die Situation für eine weitere Tätigkeit im Amt für die Mitglieder des Kirchenrates nicht mehr zumutbar ist. Dies war meines Wissens für die Kirchenräte aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen zu den Verantwortlichkeiten und der Zusammenarbeit im dualen System der katholischen Kirche der Fall. Für die genauen Gründe müssten die ehemaligen Mitglieder Auskunft geben.

Wie lange, glauben Sie, wird es dauern, bis ein neuer Kirchenrat gefunden wird?

Schiesser: Wie ich bereits bei Amtsantritt geäussert hatte, stellt sich die Neubesetzung des Kirchenrates als Herausforderung dar. Schliesslich müssen fünf Mitglieder gefunden werden. Ich bin mit verschiedenen Personen im Gespräch, definitive Zusagen gibt es aber noch keine. Insofern kann ich Ihnen keinen konkreten Zeitpunkt nennen. Das Ziel ist aber nach wie vor, den ordentlichen Zustand der Kirchgemeinde baldmöglichst wieder herzustellen.

Anzeige ↓ Anzeige ↑

Welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein?

Schiesser: Neben den gesetzlichen Bedingungen zur Wählbarkeit muss nach meiner Ansicht der Wille da sein, die Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen und motiviert und konstruktiv in die Zukunft zu schauen.

*Andreas Schiesser (49) ist seit November 2023 Sachwalter in der katholischen Kirchgemeinde St. Hilarius in Näfels

Pfarrer Weglarzy: «Ein ganz normales Vorgehen»

Und was sagt Pfarrer Stanislav Weglarzy zu seiner Demission? Per Mail antwortet Weglarzy auf eine schriftliche Anfrage von kath.ch: «Den Entscheid zu demissionieren habe ich in den letzten Wochen getroffen, um eine neue Aufgabe zu übernehmen. Ein ganz normales Vorgehen.» (woz)


Andreas Schiesser ist seit November 2023 als Sachverwalter in Näfels eingesetzt. | © Glarner Nachrichten
30. April 2024 | 16:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!