Roger Waters (2011)
International

Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters wird 75 Jahre alt

Bonn, 6.9.18 (kath.ch) Die Konzeptalben von Pink Floyd revolutionierten in den 1970er Jahren die Rockmusik. Pink Floyd  Sänger und Mitbegründer Roger Waters wird nun 75 Jahre alt. Seine Provokationen gegenüber Israel trüben die Feierlaune.

Paula Konersmann

Geboren 1943 in Südengland, verlor Waters seinen Vater, der im Zweiten Weltkrieg fiel, schon im Babyalter. Der Krieg und die Kindheit ohne Vater sind Themen in einigen seiner Songtexte. In der Jugend begann er, Gitarre und Bass zu spielen. 1965 gründete er die Band Sigma 6, aus der später Pink Floyd hervorging.

Das Werk dieser Gruppe ist längst Thema wissenschaftlicher Untersuchungen – und es ist, so viel lässt sich in aller Kürze sagen, mit dem Allzwecklabel «Popmusik» nur unzureichend beschrieben. Jede Schaffensphase für sich war komplex; alle waren verschieden, auch wenn manche erfolgreicher waren und eindrücklicher auf nachfolgende Musiker wirkten als andere. Die bekannten, bisweilen eingängigen Pink-Floyd-Songs, allen voran «Another Brick in the Wall», reissen etwas an – und wer sich darauf einlässt, kann beliebig tief in diese sphärisch-mystische Welt eintauchen.

Waters sang bei Pink Floyd, spielte Instrumente und schrieb lyrische Texte zu kraftvoller Musik. Auch an konzeptionellen Entscheidungen war er beteiligt. Der Designer Aubrey Powell erinnerte sich kürzlich im Interview von «einestages», wie er und sein Partner der Band das Foto einer Kuh als Cover für das Album «Atom Heart Mother» vorschlugen. «Roger Waters sagte ohne zu zögern: ‘Fantastisch!’», so Powell. Die Wirkung dieses «Non-Covers», ohne Nennung des Bandnamens oder des Albumtitels, sei «sagenhaft» gewesen. Auch die legendäre Bühnenshow zu «The Wall» gestaltete Waters mit – so aufwendig, dass sie zunächst nur in vier ausgewählten Städten stattfand.

https://www.youtube.com/watch?v=OKxt-fOCB1s

Bei aller Kreativität entwickelten sich die Musiker im Lauf der Jahre auseinander, und 1985 verliess Waters die Band. Dass er durch David Gilmour ersetzt werden sollte, missfiel ihm zutiefst. Nach juristischen Auseinandersetzungen einigten sich die Ex-Kollegen zwei Jahre später aussergerichtlich. Die kompletten Aufführungsrechte des Konzepts von «The Wall» blieben bei Waters, der 1990 aus Anlass des Mauerfalls eine spektakuläre Inszenierung in Berlin veranstaltete. Als Solokünstler weiter aktiv, trat er erst 2005 erneut mit Pink Floyd auf, bei einem Live-Aid-Konzert in London.

Boykott gegen Israel

Im Jahr darauf erklärte Waters, er unterstütze die gegen Israel gerichtete Boykott-Bewegung BDS (»Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen»). Mehrere andere Musiker wie Stevie Wonder, Radiohead und die Rolling Stones forderte er seither auf, Konzerte in Israel abzusagen.

«Judenhasser»

Ab 2010 zeigte er auf Konzerten einen Ballon in Form eines Schweins, auf dem neben einem Kreuz, den Logos verschiedener Unternehmen oder einem Dollarzeichen auch ein Davidstern zu sehen ist. In Interviews verglich Waters die israelische Politik mit dem Holocaust – betonte jedoch auf Facebook, es beleidige ihn, als «Judenhasser» bezeichnet zu werden, da er Religion und Staat als getrennt ansehe.

Vorwurf: Antisemitismus

Der Musiker, der sich selbst als Atheist bezeichnet, bleibt umstritten. 2017 beendete der WDR seine Kooperation mit ihm. Als Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ihm rund um seinen Auftritt im Juni dieses Jahres Antisemitismus vorwarf, setzte er sich juristisch dagegen zur Wehr. Die Kritik reisst während seiner laufenden Europa-Tournee – möglicherweise seiner letzten – jedoch nicht ab; zuletzt kam sie auch vom Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Klein.

Konzertveranstalter Marek Lieberberg monierte nach dem WDR-Beschluss, dass dann auch bei Beiträgen über Luther und Wagner stets auf deren «teilweise blutrünstigen antisemitischen Theorien» hingewiesen werden müsse. Das musikalische Werk von Waters und Pink Floyd bleibe «genial». Bei letzterem wird ihm kaum jemand widersprechen.

Roger Waters (2011) | © wikimedia Alterna2 [CC BY 2.0] | © Wikimedia Commons/Alterna 2, CC BY 2.0 (generisch)
6. September 2018 | 11:06
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