Generalvikar Pierre-Yves Maillard
Schweiz

Pierre-Yves Maillard: «Wir planen das erste Christliche Forum der Schweiz»

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Schweiz tagt aktuell in Pregassona TI. Die Ökumene habe in den römisch-katholischen Pfarreien noch viel zu wenig Fuss gefasst, sagt Präsident Pierre-Yves Maillard. Er kündigt das erste Christliche Forum der Schweiz für Herbst 2024 an.

Gino Driussi, catt.ch / Adaption: Regula Pfeifer

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Schweiz (AGCK) trifft sich aktuell zum zweiten Mal im Tessin. Im April 2014 feierte sie einen ökumenischen Gottesdienst im Baptisterium von Riva San Vitale.

«Das fand einen grossen Widerhall», sagt Pierre-Yves Maillard, Generalvikar des französischsprachigen Teils des Bistums Sitten. «Dabei wurde ein Dokument unterzeichnet, in dem die Ausweitung des gegenseitigen Taufanerkennung festgehalten war.» Maillard ist von 2023 bis 2024 Präsident der AGCK.

«In den Organen der AGCK herrscht ein konstruktiver Geist.»

Was ist ihr erster Eindruck als Präsident – und welche Themen sind vorgesehen?

Maillard: Positiv. Es macht mir immer Freude, den konstruktiven Geist zu sehen, der in den verschiedenen Organen der AGCK herrscht. Mein Wunsch ist, die ökumenischen Bindungen auszuweiten über unsere Arbeitsgemeinschaft hinaus. Diesbezüglich gibt es ein weit fortgeschrittenes Projekt: ein Christliches Forum der Schweiz. Ein solches gibt es bereits auf internationaler Ebene und bei uns in der Westschweiz. Dabei handelt es sich um mehrtägige Treffen der verschiedenen christlichen Gemeinschaften. Sie ermöglichen es, gemeinsam Zeit zu verbringen, einander besser kennen zu lernen, zu beten und Meinungen auszutauschen. Das erste Forum ist bereits festgelegt auf den Herbst 2024 in der Deutschschweiz.

Kirchen der AGCK.CH, Juli 2021. Jürg Zbinden (Mitte) von der Neuapostolischen Kirche erhält die Taufanerkennung von den anderen.
Kirchen der AGCK.CH, Juli 2021. Jürg Zbinden (Mitte) von der Neuapostolischen Kirche erhält die Taufanerkennung von den anderen.

Wie gesund ist die Ökumene in der Schweiz?

Maillard: Innerhalb der AGCK existiert eine sehr gute Zusammenarbeit. Schauen wir hingegen über unsere Grenzen hinaus, ist die Situation meiner Meinung nach weniger positiv. In meiner Kirche beispielsweise, der römisch-katholischen, gab es sicher viele Dokumente, Absichtserklärungen und Aktionen seitens verschiedener Päpste nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, einem Anlass, der eine Wende bedeutete. Allerdings merke ich, dass die Ökumene Mühe hat, in unsere tägliche Pastoral, in unsere Pfarreien hineinzufinden. Vielleicht ist das ein Zeichen einer gewissen Müdigkeit. Zudem erreichen uns widersprüchliche Zeichen seitens der orthodoxen Kirchen und der evangelischen Freikirchen.

Die AGCK hat es verpasst, ihre Sorge über den Krieg in der Ukraine zu äussern, der eine Spaltung innerhalb der orthodoxen Kirchen hervorgerufen hat – und auch Verwirrung, weil Patriarch Kyrill das Vorgehen von Präsident Putin unterstützte.

Maillard: Ja, aber diesbezüglich möchte ich an den vergangenen 24. Februar erinnern. Da hat die AGCK zum Jahrestag des Kriegs ein Friedensgebet im Berner Münster organisiert und die regionalen ökumenischen Gremien ermutigt, dasselbe zu tun. Sicher, die Situation beschäftigt uns weiterhin sehr.

«Die AGCK möchte auf 2025 eine grosse Ökumene-Initiative in der Schweiz lancieren.»

Im Jahr 2025 wird der 1700. Geburtstag des ersten ökumenischen Konzils von Nicäa gefeiert. Und Ostern wird dann von allen Christen gleichzeitig gefeiert, am 20. April. Auf der internationalen ökumenischen Ebene ist die Organisation angelaufen. Was wird in der Schweiz gemacht?

Maillard: Die AGCK möchte von der Gelegenheit profitieren und eine grosse Ökumene-Initiative in unserem Land lancieren. Das zur Priorität werden und das ganze Gottesvolk interessieren, nicht nur die üblichen Kreise. Wir prüfen aktuell verschiedene Initiativen, die wir bei Gelegenheit vorstellen werden.


Generalvikar Pierre-Yves Maillard | © Bernard Hallet
24. Juni 2023 | 16:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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