Papst Franziskus
Vatikan

Papstschreiben wirbt für Heiligkeit gegen Mittelmässigkeit

Rom, 9.4.18 (kath.ch) Papst Franziskus will Christen zu einem heiligmässigen Leben ermutigen. In einem am Montag veröffentlichten 48-seitigen Schreiben mit dem Titel «Gaudete et exsultate – freut euch und jubelt” wirbt er für eine «Heiligkeit der Mittelschicht». Jeder könne mit Gottes Hilfe heilig sein, ob Priester oder Arbeiter, Eltern oder Eheleute, Ordensleute oder Politiker. Mit der Taufe sei jeder Christ dazu berufen, sich nicht nur «mit einer mittelmässigen, verwässerten, flüchtigen Existenz zufriedengeben».

Zur Orientierung empfiehlt der Papst die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu und seine Gerichtsrede: «Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.» Diese Forderungen zu leben, bedeute oft, gegen den Strom dieser Welt zu schwimmen. Kennzeichen eines heiligmässigen Lebens sind laut Franziskus unter anderem Durchhaltevermögen, Freude, Sinn für Humor, Wagemut, Gemeinschaftssinn und Gebet. Heiligkeit sei «nichts anderes als in Fülle gelebte Liebe», zitiert der Papst seinen Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013).

Wie Heiligkeit heute geht

«Der heutigen Welt erscheint das Wort ‘Heiligkeit’ oft antiquiert», so der Bischofsvikar für das Bistum Rom, Angelo De Donatis, bei der Vorstellung des Dokuments. Aber für genau diese Welt sei es geschrieben, um zu zeigen, wie Heiligkeit «heute geht». Ein Leben als Christ sei nicht möglich, ohne heiligmässig zu leben, betonte Paola Bignardi von der «Azione Cattolica». Das Besondere dieses Dokumentes sei, wie sehr es Heiligkeit im Leben aller Christen verankere und dazu auffordere, die Herausforderungen stets neu anzugehen.

In seiner Apostolischen Exhortation, die ausdrücklich keine klassische Abhandlung zum Thema sein soll, schildert Franziskus Alltagsszenen, in den sich Heiligkeit von Menschen zeige. So nennt er etwa Alltagsbegegnungen einer Frau und skizziert, wie sich in ihrem Umgang mit anderen Heiligkeit zeige. Zudem warnt er vor Irrtümern und Haltungen, die ein christliches Leben behindern. Dazu zählt der Papst religiöse Überheblichkeit und kirchlichen oder technologischen Machbarkeitswahn ebenso wie geistige Starrheit, Konsumsucht und egoistische Trägheit.

Gebet und Handeln vereint

«Heilig sein bedeutet nicht, in einer vermeintlichen Ekstase die Augen zu verdrehen», schreibt Franziskus. Gebet und Handeln gehörten zusammen. So wendet der Papst sich dagegen, soziale Forderungen des Evangeliums von der Gottesbeziehung zu trennen. Umgekehrt dürfe man soziales Engagement von Christen nicht als «oberflächlich, säkularisiert, kommunistisch oder populistisch» abtun.

Weg als Kampf

Der Weg zur Heiligkeit des Christen sei «ein ständiger Kampf», schreibt Franziskus. Dieser gelte nicht nur rein weltlichen Einstellungen und eigenen Schwächen, sondern auch gegen den Teufel. Verlangt seien daher Wachsamkeit und eine ständige Unterscheidung. Die brauche es, um herauszufinden, wie Heiligkeit jeweils angemessen zu leben ist. Dazu brauche es durchaus menschliches Wissen, die Botschaft der Bibel, die Lehre der Kirche, Gebet, Geduld und Offenheit für Gottes Überraschungen. (cic)

Papst Franziskus | © Mazur/episkopat.pl
9. April 2018 | 17:21
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