Papst Franziskus
Vatikan

Papst: «Gegenwärtig herrscht ein regelrechter Weltkrieg in Stücken»

Rom, 12.1.15 (kath.ch) Papst Franziskus hat die internationale Gemeinschaft angesichts der zahlreichen Krisenherde von der Ukraine bis zum Nahen Osten zu verstärkten Anstrengungen für den Weltfrieden aufgerufen. Gegenwärtig herrsche ein «regelrechter Weltkrieg in Stücken», der sich in den einzelnen Teilen der Erde in verschiedener Intensität zeige, sagte der Papst am Montag vor Diplomaten im Vatikan.

Ursprung all dieser Konflikte sei eine «Wegwerfkultur», die im Mitmenschen nur einen «Untertanen, der zu beherrschen ist» sehe, sagte der Papst am Montag beim Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte diplomatische Corps. Als Beispiel für die folgen einer solchen Mentalität nannte er den Anschlag von Paris sowie das Massaker an Kindern in einer Schule in Pakistan.

Franziskus forderte die internationale Gemeinschaft in seiner Ansprache erneut zu «konkreten Initiativen» zum Schutz der verfolgten Christen und anderer Minderheiten im Irak und in Syrien auf. Die religiösen, politischen und geistigen Führer,«insbesondere auf islamischer Seite» rief er auf, jede fundamentalistische und extremistische Interpretation der Religion zu verurteilen. Weiter sagte er, angesichts dieser «ungerechten Aggression» müsse die Staatengemeinschaft geschlossen handeln, um die Ausbreitung der Gewalt zu stoppen. Dies müsse im Einklang mit dem Völkerrecht geschehen. «Ein Naher Osten ohne Christen wäre entstellt und verstümmelt».

Zugleich forderte der Papst die Konfliktparteien in der Ukraine zur Anerkennung des Völkerrechts und zu einem aufrichtigen Dialog auf. Im israelisch-palästinensischen Konflikt verlangte Franziskus eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung. Er äußerte sich zudem besorgt über die Situation in Libyen, in der Zentralafrikanischen Republik, im Kongo und im Südsudan.

Papst verurteilt «religiösen Fundamentalismus»

Weiter verurteilte Franziskus jede Form von religiösem Fundamentalismus. Dieser «wirft» nicht nur die Menschen weg, die durch grausame Massaker getötet würden, sondern werfe Gott selbst weg. Er werde zu einem rein ideologischen Vorwand.

Franziskus prangerte zudem Massenvergewaltigungen in bewaffneten Konflikten an. Diese seien eine «äusserst schwerwiegende Beleidigung der Würde der Frau». Die Frauen würden dadurch nicht nur körperlich verletzt, sondern auch seelisch. Viele Opfer hätten Traumata, die nur schwer zu heilen seien. Leider gebe es auch dort, wo keine Kriege herrschten, häufig Gewalt gegen Frauen, beklagte der Papst.

Franziskus begrüsste ferner den Willen der Vereinigten Staaten, das Gefangenenlager im kubanischen Guantanamo endgültig zu schließen.

Weiter rief Franziskus die Staatengemeinschaft angesichts der andauernden Flüchtlingsströme zu einer «Lösung der humanitären Probleme» auf. Zudem müsse sie die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in den Herkunftsländern der Flüchtlinge fördern. (kna)

Papst Franziskus |© 2014 Oliver Sittel
12. Januar 2015 | 16:38
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!