Papst Franziskus auf dem Weg zur Nuntiatur in Havanna
International

Papst bei Messe in Holguin: Jeder Mensch hat gleiche Würde

Havanna, 21.9.15 (kath.ch) Papst Franziskus hat am Montag. 21. September, seine Kuba-Reise mit einem Besuch in Holguin im Osten der Insel fortgesetzt. Am Nachmittag mitteleuropäischer Zeit feierte er mit über 100’000 Menschen bei tropischen Temperaturen eine Messe auf dem dortigen «Platz der Revolution».

Ein Kind Gottes zu sein, verleihe jedem Menschen eine Würde, die jenseits von jeder gesellschaftlichen Bewertung liegt, erklärte der Papst in seiner Predigt. Jesus sei in dieser Einstellung zum Menschen Vorbild und lade dazu ein, «Schritt für Schritt unsere Vorurteile zu überwinden» und somit Veränderungen zu bewirken

Christen sollten sich im Gebet, in den Sakramenten und in der Begegnung mit den Armen, Verlassenen und Einsamen von Jesus «anschauen» lassen und seine Zärtlichkeit und Barmherzigkeit mit anderen Menschen teilen, betonte Franziskus. «Seine Liebe heilt unsere Kurzsichtigkeiten und regt uns an, unseren Blick zu weiten und nicht bei der äusseren Erscheinung oder dem politisch Korrekten stehen zu bleiben.»

Der Papst würdigte in seiner Rede die Anstrengungen und Opfer der Kirche in Kuba, wobei er besonders die sogenannten «Missionshäuser» hervorhob: Die rund 2300 in den ländlichen Regionen üblichen Gebetsräume der Christen in Privathäusern seien «kleine Zeichen der Gegenwart Gottes», so Franziskus. In Kuba durfte auf Anordnung der kommunistischen Führung zwischen 1959 bis 2014 kein Gotteshaus gebaut werden, weshalb die Kirche durch diese Versammlungsorte Abhilfe fand.

Jesus will keine politische Korrektheit

In seiner Predigt erinnerte der Papst an die Berufung des Matthäus. Obwohl dieser als gieriger Sünder gegolten habe und von den Menschen verachtet wurde, habe Jesus ihn aufgefordert, ihm nachzufolgen. «Er ist ja gerade gekommen, alle zu suchen, die sich gegenüber Gott und den anderen unwürdig fühlen», sagte Franziskus. Jeder Mensch bleibe ein Kind Gottes, auch wenn dies manchmal durch die Sünde verschmutzt sei. «Wie viele andere kann jeder von uns sagen: ‘Ich bin ein Sünder, auf den Jesus geschaut hat.»

Am 21. September feiert die Kirche den Tag des Evangelisten Matthäus, der traditionell mit dem Zöllner und zwölften Apostel Jesu gleichgesetzt wird. Zugleich hatte Franziskus nach früherer Aussage an diesem Tag vor 50 Jahren sein Berufungserlebnis zum Priester. Nach der Messe und einem Mittagessen in der Residenz des Erzbischofs wollte sich Franziskus auf die 261 Meter hochgelegene Anhöhe «Collinetta della Croce» begeben und die Stadt Holguin segnen. Anschliessend stand der Weiterflug in das 150 Kilometer entfernte Santiago de Cuba auf dem Programm. Dort wollte er am Abend mit den kubanischen Bischöfen am Heiligtum der Barmherzigen Jungfrau von Cobre, der Schutzpatronin Kubas, beten.

Holguin, die drittgrösste kubanische Stadt, ist zugleich Sitz einer Diözese mit 440.000 Katholiken. Nach Vatikanangaben gehören 27 Prozent der Bevölkerung Holguins der katholischen Kirche an. Der landesweite Durchschnitt liegt bei 60 Prozent.

Franziskus ist der erste Papst, der die Stadt im Osten der Karibikinsel besucht, wo die Marienstatue der «Virgen del Cobre» gefunden wurde. Zum Abschluss der Predigt empfahl der Papst Kuba dem besonderen Schutz der «Muttergottes der Barmherzigkeit», so der hier gebräuchliche Beiname der heiligen Maria. (kna/kap)

Papst Franziskus auf dem Weg zur Nuntiatur in Havanna | © 2015 kna-Reuters Adalberto Roque
21. September 2015 | 18:13
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