Waschsalonbesitzerin Evelyn (Michelle Yeoh) hat in den unterschiedlichen Paralleluniversen unterschiedliche Kräfte.
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Oscars 2023: «Everything Everywhere All At Once» räumt ab

Elfmal nominiert, sieben Mal gewonnen: Das verrückte Zeitreisespektakel «Everything…» hat alle wichtigen Oscars gewonnen. Zum ersten Mal wurde eine Asiatin als Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Michelle Yeoh (60) sagte: «Ladys: Lasst euch von niemandem einreden, eure besten Jahre seien vorbei!»

Sarah Stutte

Der Film von Daniel Kwan und Daniel Scheinert handelt von den Möglichkeiten, die Multiversen bieten. Gibt es verschiedene Welten, die nebeneinander existieren? Wie sehen diese aus? Führt das eigene Ich dort ein besseres Leben oder ist doch nicht alles so perfekt, wie es scheint?

Abräumer der Oscars: Die Filmcrew von Everything Everywhere all at Once.
Abräumer der Oscars: Die Filmcrew von Everything Everywhere all at Once.

Diese Fragen muss sich die chinesische Einwanderin und desillusionierte Wäschereibesitzerin Evelyn stellen. Sie hat finanzielle und private Probleme. Sie weiss nicht, ob sie alle Chancen in ihrem Leben richtig genutzt hat.

Antworten findet sie im Multiversum, zu dessen Retterin sie auserkoren wurde. Sie macht sich auf die Suche – nicht nur nach sich selbst, sondern sie will auch ihre Tochter beschützen. Für ihre Leistung in diesem kreativen und spielfreudigen Film wurde die Martial Arts-Ikone Michelle Yeoh als erste asiatische Hauptdarstellerin überhaupt mit dem Oscar prämiert.

Schauspielerin Michelle Yeoh nach ihrem Oscargewinn.
Schauspielerin Michelle Yeoh nach ihrem Oscargewinn.

In ihrer Dankesrede wandte sie sich an alle Jungen und Mädchen, «die aussehen wie ich und heute Abend zuschauen»: «Das ist ein Signal der Hoffnung und Möglichkeiten», sagte die 60-jährige Malaysierin. Träume könnten wahr werden. «Und Ladys: Lasst euch von niemandem einreden, eure besten Jahre seien vorbei.»

Fantastisch und zugleich essenziell

Die Story des Films wirkt zwar auf den ersten Blick chaotisch, dann aber doch wieder recht klar. Denn während die Protagonistin sich auf die Reise durch optisch beeindruckende Fantasie-Welten macht, setzt sich die Science-Fiction-Geschichte mit sehr bodenständigen Themen auseinander.

Mein wundervoller Waschsalon: Evelyn (Michelle Yeoh) und Deirdre Beaubeirdre (Jamie Lee Curtis).
Mein wundervoller Waschsalon: Evelyn (Michelle Yeoh) und Deirdre Beaubeirdre (Jamie Lee Curtis).

Es geht um das Gefühl der Entfremdung: Entfremdung von sich selbst, der Heimat, den Wurzeln. Das Bedauern über ungenutzte Chancen und Träume. Die Enttäuschungen über die kleinen Kämpfe des Alltags. Letztendlich geht es um das Leben selbst, in dem manche Dinge nur flüchtig einen Sinn ergeben.

Damit werden auch viele christliche Elemente angesprochen wie die Bedeutung der Familie, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen, das Streben danach, ein guter Mensch zu sein und andere so zu akzeptieren, wie sie sind.

Grenzenlose Universen

Über allem schwebt die interessante Multiversumsthematik, die in der Theologie auch öfters einmal als Widerspruch zum Theismus oder zum Glauben an die Existenz eines Schöpfergottes steht. Doch die Idee eines Multiversums sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, dass Gott das Universum nicht auf diese Weise erschaffen haben könnte.

Waschsalonbesitzerin Evelyn (Michelle Yeoh) beschützt ihre Familie.
Waschsalonbesitzerin Evelyn (Michelle Yeoh) beschützt ihre Familie.

Diese Möglichkeit lässt auch der Film offen – er zeigt einzig, was passieren kann, wenn Menschen die unterschiedlichen Welten mutwillig zu ihrem Vorteil verändern. Ein weiterer spannender Aspekt der Geschichte, die nicht zuletzt unsere gegenwärtige Realität kritisch hinterfragt.

«Everything Everywhere All at Once» ist ein Irrsinn, der sich in grenzenlosem Einfallsreichtum und rasantem visuellen Witz niederschlägt. Doch das, was die Geschichte antreibt, ist das Herz, das in der leidenschaftlichen Performance von Michelle Yeoh laut und hörbar schlägt und die Emotionen auf das Publikum überträgt.

Unangenehmer Besuch bei der Steuerbehörde .
Unangenehmer Besuch bei der Steuerbehörde .

So hat man am Ende sicher gelacht, geweint, über das eigene Leben nachgedacht und etwas gesehen, das man im Kino nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Der Film «Everything Everywhere All At Once» hat sieben Oscars erhalten: Bester Film, bester Schnitt, bestes Originaldrehbuch, beste Regie, beste Hauptdarstellerin, beste Nebendarstellerin und bester Nebendarsteller.


Waschsalonbesitzerin Evelyn (Michelle Yeoh) hat in den unterschiedlichen Paralleluniversen unterschiedliche Kräfte. | © 2023 Filmcoopi Zürich
13. März 2023 | 14:51
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