Odilo Noti
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Odilo Noti: «Franziskus spricht nicht von Kapitulation, sondern von Verhandlungen»

Der Theologe Odilo Noti mischt sich in die Debatte über die Aussage von Papst Franziskus zur weissen Fahne ein. Die Vorwürfe seien unbegründet, schreibt er. Franziskus habe der Ukraine nie das Recht auf Selbstverteidigung abgesprochen.

«Der Aufschrei zwingt zur Überprüfung dessen, was der Papst denn eigentlich gesagt hat. Hier sein Statement im Tessiner Fernsehen: ‹Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht so laufen, muss man den Mut haben zu verhandeln›. (…) Derjenige zeigt Stärke, ‹der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weisse Fahne zu hissen und zu verhandeln … und heute kann man mithilfe der internationalen Mächte verhandeln. Das Wort ‹verhandeln› ist ein mutiges Wort.›

Ukraine-Krieg: Eine russische Panzergranate schlägt in einem Wohnblock ein.
Ukraine-Krieg: Eine russische Panzergranate schlägt in einem Wohnblock ein.

Im Gegensatz zu dem, was ihm angedichtet wurde, spricht Franziskus nicht von Kapitulation, sondern von Verhandlungen. Dafür steht auch das Bild der weissen Fahne, das ihm der Interviewer vorgegeben hat. Ebenso wenig ergeht ein Aufruf an die Ukraine. Oder andersherum: Ebenso sehr steht Putin im Fokus. Und explizit sind die ‹internationalen Mächte› genannt.

«Da steht er durchaus in der katholischen Tradition des ‹gerechten Krieges›.»

Franziskus hat der Ukraine nie das Recht auf Selbstverteidigung abgesprochen. Da steht er durchaus in der katholischen Tradition des ‹gerechten Krieges›. Diese Tradition besagt, dass Selbstverteidigung der einzige Rechtfertigungsgrund für einen Krieg ist – wenn es keine anderen Möglichkeiten (‹Ultima Ratio›) mehr gibt. Denn letztlich ist für sie die Überzeugung leitend, dass die Wiederherstellung von Recht, Frieden und Gerechtigkeit mit nicht-militärischen, diplomatisch-zivilen Mitteln, also auf gewaltfreie Weise zu bewerkstelligen ist.»

Das schreibt Odilo Noti, Zürcher Theologe mit Walliser Wurzeln, im «Walliser Boten». Noti ist Präsident der Herbert Haag-Stiftung für die Freiheit in der Kirche, die jährlich Preise vergibt. (rp)

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Odilo Noti | © Regula Pfeifer
21. März 2024 | 15:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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