Lebensmittelhilfe
Schweiz

Nicht alle müssen für ein Kilo Teigwaren Schlange stehen

Auch in Bern bekommen Bedürftige in Corona-Zeiten Hilfe – weniger sichtbar als in Genf, aber genauso professionell. Und: Es melden sich ganz neue Berufsgruppen für die Nothilfe an.

Barbara Ludwig

Die Bilder aus der SRF-»Tagesschau» vom 3. Mai schockierten: Über 2500 Menschen standen vor der Genfer Eishalle an, wo sie gratis Grundnahrungsmittel wie Öl oder Teigwaren bekamen. Seither rätselt die Schweiz darüber, warum in der Deutschschweiz kein derartiges Phänomen zu beobachten ist.

Karl Johannes Rechsteiner hat eine Erklärung für Bern, die nicht von der Statistik ausgeht – also von der Frage, ob es in Bern womöglich weniger Menschen in Not gibt als in Genf. Nämlich: «In Bern haben die Kirchen seit Jahren mitgeholfen eine professionelle und gut vernetzte Infrastruktur für Menschen am Rande der Gesellschaft aufzubauen», sagt der Leiter der Kommunikationsstelle Katholische Kirche Region Bern.

Über 300’000 Franken für Lebensmittelhilfe

Genau diese bestehenden Strukturen unterstützt die Katholische Kirche Region Bern zurzeit mit ihrem Corona-Hilfspaket von einer Million Franken, von dem geschätzt über 2000 Menschen profitieren. Laut Rechsteiner wurden über 300’000 Franken des Beitrags in Lebensmittelhilfe investiert.

Kirchliche Gassenarbeit verteilt Migros-Gutscheine.

Dazu gehören Einkaufsgutscheine von Migros für insgesamt 200’000 Franken. Die Gutscheine werden zum einen von der Kirchlichen Gassenarbeit Bern verteilt. Seit Mitte März unterstütze diese in Kombination mit Lebensmittelspenden weit über 200 Leute mit Nahrungsmitteln, wie Rechsteiner sagt. Zum anderen gegen die Bons via 15 katholische und 20 weitere Sozialhilfestellen der Region an Hunderte von Familien, die sonst von der Organisation «Tischlein deck dich» unterstützt werden.

Daneben hat der Verein «Wohnenbern» mit 100’000 Franken der Katholischen Kirche Region Bern einen Mahlzeiten-Lieferdienst in Bern-Nord lanciert.

Mehr Not auch in Bern

Trotz allem wachse auch in Bern die Nachfrage, stellt Rechsteiner fest. In den Caritas-Märkten, bei der Gassenarbeit und den Sozialhilfestellen würden mehr Karten ausgestellt, die den Bezug von Lebensmitteln ermöglichen. Es sind Menschen in prekären Einkommenssituationen, die vermehrt Hilfe benötigen. «Neu melden sich auch Selbständige, etwa Musiker oder Leute, die sonst mit Gelegenheitsjobs oder Temporärarbeit durchkommen.»

Lebensmittelhilfe | © zVg/Katholische Kirche Region Bern
12. Mai 2020 | 12:00
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