Neue Gardekaserne: St. Galler, Zürcher und Luzerner Landeskirchen spenden am meisten

Die Schweizergarde in Rom soll eine neue Kaserne bekommen. Das 50-Millionen-Projekt kommt auch mit Zuschüssen der Landeskirchen zusammen. Von 3000 Franken bis 1,5 Millionen Franken sind die Körperschaften unterschiedlich spendabel.

Barbara Ludwig

Nicht nur Kantone unterstützen den Neubau der Gardekaserne mit einer Spende. Auch die katholische Kirche Schweiz leistet finanzielle Beiträge an das Projekt. Thomas Röthlin ist der Medienbeauftragte der Kasernenstiftung, die für das 50-Millionen-Projekt verantwortlich ist. Er teilt auf Anfrage mit, dass katholische Gemeinschaften – insbesondere Landeskirchen und rund 150 Kirchgemeinden – insgesamt  knapp 4 Millionen Franken spenden.

15 RKZ-Mitglieder spenden Geld

Recherchen von kath.ch zeigen, dass mehrere Landeskirchen Beiträge in unterschiedlicher Höhe leisten, während andere den Neubau finanziell nicht unterstützen. Angefragt hat die Redaktion alle Mitglieder der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ), womit das Gebiet der ganzen Schweiz abgedeckt ist. Nebst den Landeskirchen finden sich darunter auch die Bistümer Lugano und Sitten.

Korridor des geplanten Schweizergarde-Neubaus: Visualisierung des Architekturbüros Durisch + Nolli.
Korridor des geplanten Schweizergarde-Neubaus: Visualisierung des Architekturbüros Durisch + Nolli.

1,5 Millionen Franken aus St. Gallen

Der Katholische Konfessionsteil des Kantons St. Gallen spendet mit 1,5 Millionen Franken am meisten. Dazu werden keine Steuergelder verwendet, betont der Kommunikationsverantwortliche Roger Fuchs. Die Mittel stammten aus einem Fonds, der nach der Liquidation der Sparkasse der katholischen Administration gebildet worden war. An zweiter Stelle stehen die Zürcher Katholikinnen und Katholiken: Die römisch-katholische Körperschaft stellt eine halbe Million Franken zur Verfügung. Die 23 Stadtzürcher Kirchgemeinden, die der RKZ nicht angehören, spenden ihrerseits ebenfalls eine halbe Million Franken, wie deren Sprecher Oliver Kraaz mitteilt.

Luzerner an dritter Stelle

Die Luzerner Landeskirche unterstützt den Neubau mit 250’000 Franken. Die Berner und die Thurgauer Landeskirche spenden je 100’000 Franken. Ebenso die Bündner Landeskirche, sofern das Parlament einen entsprechenden Antrag genehmigt. Im Kanton Bern unterstützen laut der Landeskirche zudem die Kirchgemeinden das Projekt gemeinsam mit 240’000 Franken.

Drei Mal 50’000 Franken

Die römisch-katholische Synode des Kantons Solothurn bezahlt 50’000 Franken. Den gleichen Betrag spenden die Freiburger Körperschaft und die Kirche im Kanton Baselland. Von der Aargauer Landeskirche kommen 36’200 Franken. Die katholischen Kirchgemeinden Innerrhodens, die als Verein organisiert sind, haben einen Franken pro Kirchbürger gespendet, wie Präsident Walter Wetter mitteilt. Das sind insgesamt 11’800 Franken.

Am unteren Ende der Skala stehen mit 10’000 Franken die Landeskirche Schaffhausen, der Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden des Kantons Appenzell Ausserrhoden und die Genfer Kirche. 5000 Franken kommen aus Uri, sofern der Grosse Landeskirchenrat den Antrag bestätigt. Die «Collectivité ecclésiastique catholique-romaine de la République et Canton du Jura» spendet 3000 Franken.

Die alte Fassade der Kaserne der Schweizergarde bleibt erhalten.
Die alte Fassade der Kaserne der Schweizergarde bleibt erhalten.

«Solidaritätsbeitrag» aus Glarus

Dass die Landeskirchen in Bezug auf ihre Finanzen unterschiedlich unterwegs sind, zeigt das Beispiel Glarus. Die Glarner Landeskirche richtet einen Beitrag aus, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Die kleine Landeskirche verfüge «nur über beschränkte finanzielle Möglichkeiten», schreibt Stefan Müller, Präsident des Ausschusses (Exekutive) der Landeskirche. Aber: «Es war uns wichtig, zum Ausdruck zu bringen, dass wir das Anliegen der Schweizergarde mittragen und dass wir deshalb in unserem Rahmen einen Solidaritätsbeitrag leisten.»

Neun RKZ-Mitglieder zahlen nichts

Neun Mitglieder der RKZ unterstützen den Neubau der Kaserne nicht. Bei etlichen davon handelt es sich allerdings nicht um Landeskirchen, sondern um Kirchgemeindeverbände oder Bistümer (Sitten und Lugano). Die Gründe für eine Absage an die Kasernenstiftung variieren.

Fehlende rechtliche Grundlage

In Schwyz fehlt zum Beispiel eine «gesetzliche Grundlage, um Beiträge an ein Gebäude oder für Vorhaben im Ausland zu leisten», teilt Linus Bruhin mit. Er ist Sekretär der römisch-katholischen Kantonalkirche.

Auch in Nidwalden fehlte eine rechtliche Grundlage. Die Landeskirche habe jedoch die Kirch- und Kapellgemeinden dazu aufgerufen, einen Pro-Kopf-Beitrag pro Mitglied zu spenden und einen entsprechenden Beitrag in die Budgets aufzunehmen, teilt Monika Rebhan Blätter mit. Laut der Präsidentin der Nidwaldner Landeskirche sind auf diesem Weg zirka 40’000 Franken für das Projekt zusammengekommen, «vorausgesetzt, dass die Budgets an den Herbstversammlungen angenommen werden».

Schweizergardisten im Dienst.
Schweizergardisten im Dienst.

Keine staatlichen Subventionen ausserhalb des Kantons

Die römisch-katholische Körperschaft im Kanton Waadt habe keine Möglichkeit, sich finanziell am Projekt zu beteiligen. Das liege an der Art ihrer Finanzierung, erklärt Generalsekretär Cédric Pillonel. In der Waadt werde die Kirche mit staatlichen Subventionen finanziert. Die Gelder der öffentlichen Hand dürften nicht für Investitionen ausserhalb des Kantons verwendet werden, schreibt Pillonel.

Im Kanton Zug existiert keine Landeskirche. Die Kirchgemeinden sind in einem Zweckverband zusammengeschlossen. Aus diesem Grund «stehen uns für solche Projekte keine Gelder zur Verfügung», teilt die Geschäftsstellenleiterin der Vereinigung Katholischer Kirchgemeinden des Kantons Zug, Melanie Hürlimann, mit. Es sei den einzelnen Kirchgemeinden überlassen, ob sie einen Beitrag spenden möchten oder nicht. Es ist also durchaus möglich, dass trotzdem Geld aus Zug nach Rom fliesst.

Lokaler Bezug fehlt

Auch der Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden des Kantons Obwalden leistet keine Spende. «Die Tätigkeit der Gesuchsteller muss den Interessen des Kirchgemeindeverbandes Obwalden entsprechen sowie einen lokalen und kirchlichen Bezug aufweisen.» Dies teilt Carmela Matter vom Sekretariat des Verbandes mit. Ausserdem verfüge der Verband «über sehr bescheidene finanzielle Mittel».

Vereidigung der Schweizergardisten Mai 2018.
Vereidigung der Schweizergardisten Mai 2018.

Zu wenig Mittel in Basel-Stadt und Neuenburg

Die Römisch-katholische Kirche des Kantons Basel-Stadt zählt zu den Landeskirchen, die sich wegen Finanzknappheit nicht engagieren wollen. «Als kleine Kantonalkirche ohne Kirchensteuer für juristische Personen wäre ein signifikanter Beitrag nicht möglich gewesen, ohne kirchliche Kernaufgaben einzuschränken», teilt der Kommunikationsverantwortliche Matthias Schmitz mit.

Die Pastoralraumleitung habe jedoch den Pfarreien empfohlen, das Projekt mit Kollekten zu unterstützen, teilt der Pastoralraumpfarrer Stefan Kemmler mit. Den Überblick darüber, viel Geld auf diese Weise zusammenkam, habe er im Moment nicht.

Auch die Neuenburger Katholiken mussten das Gesuch ablehnen. «Da unsere finanzielle Situation es nicht zulässt, hat die ‹Fédération catholique romaine neuchâteloise› leider nicht zur Finanzierung der neuen Gardekaserne beitragen können», teilt Sonia Wyss mit. Sie ist die Verwalterin der «Fédération catholique romaine neuchâteloise».

Aus Sitten und Lugano keine Beiträge

Im Wallis und im Tessin existieren keine Landeskirchen. Dafür gehören das Bistum Sitten und das Bistum Lugano der RKZ an. Sitten und Lugano unterstützen die Gardekaserne nicht. Richard Lehner, Generalvikar für den deutschsprachigen Teil des Bistums Sitten, verweist auf den Kantonsbeitrag von einer Million Franken. «Das Bistum Sitten ist für die Grosszügigkeit des Kantons dankbar und leistet selber keinen weiteren Beitrag.»

Die Diözese Lugano habe «nach interner Prüfung» beschlossen, sich finanziell nicht am Projekt zu beteiligen, schreibt Sprecher Luca Montagner. Über die internen Überlegungen, die zur Absage führten, will er keine Auskunft geben. (korr. 23.9.22, bal)


Visualisierung der geplanten neuen Kaserne für die Schweizergarde. | © zVg Stiftung Renovation Kaserne
22. September 2022 | 10:33
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