Bischof Joseph Maria Bonnemain redet den jungen Gläubigen ins Gewissen.
Schweiz

Nationaler Weltjugendtag: Joseph Maria Bonnemain spricht Klartext und verteidigt synodalen Prozess

In Olten findet der diesjährige nationale Weltjugendtag statt. Bischof Joseph Maria Bonnemain wurde deutlich in seiner Predigt: Die Entscheidungen von Papst Franziskus müssten mitgetragen werden, sonst «sind wir nicht im Heiligen Geist». Wer nur Gleichgesinnte liebe, liebe nicht wie Christus.

Jacqueline Straub

Unweit der Kirche St. Martin in Olten tummeln sich Menschen um die vielen Essenstände des Foodfestivals. Es wird getrunken und gegessen. Musik schallt aus allen Ecken der Innenstadt.

Auch aus der Kirche St. Martin schallt Musik – ungewöhnlich laut. Orgel hört man an diesem Freitagabend aber nicht. Eine Band spielt moderne Stücke. Der Kircheninnenraum ist violett angestrahlt. Zwischenzeitig wechselt die Farbe. Unzählige junge Menschen sitzen in den Kirchenbänken und beten andächtig.

Einzug zum Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtags in Olten
Einzug zum Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtags in Olten

Anwesend ist auch Bischof Joseph Maria Bonnemain. Er feiert den Eröffnungsgottesdienst zum Weltjugendtag in Olten. Es ist das «Einstimmungswochenende» auf den internationalen Weltjugendtag in Lissabon.

Ein Ja für Gottes Plan

Bevor die Eucharistiefeier beginnt, hält der Churer Bischof eine kurze Andacht. Es brauche «unser Ja für all das, was Gott mit uns vorhat. Sonst ist alles ein wenig oberflächlich.» Es verkomme zu einer «Eintagsfliege». Wenn wir zu dem, was Gott mit einem vorhat, Ja sagen, dann «werden wir überall, wo wir hingehen Gottes Gegenwart an die Menschen vermitteln können».

Auftritt der Kleriker am Weltjugendtag-Gottesdienst – Bischof Bonnemain (3.v.l.)
Auftritt der Kleriker am Weltjugendtag-Gottesdienst – Bischof Bonnemain (3.v.l.)

Nach einem kurzen Kleidungswechselt zieht Bischof Joseph Maria Bonnemain mit etlichen überwiegend jungen Priestern und Ministranten in die Kirche ein. Der Altarraum ist männlich. Neben der Muttergottesstaue ist einzig eine Frau im Altarraum zu sehen – Antonia Hasler, die Gemeindeleiterin in Olten.

Klerikaler Showrun

Lesung, Psalm und Fürbitten tragen Frauen vor. Dennoch ist der Auftakt zum Weltjugendtag ein klerikaler Showrun.

Der Weltjugendtag ist bekannt für seine konservative Strömung. Bischof Joseph Maria Bonnemain gehört dem Opus Dei an – eine Organisation, die ebenfalls als eher konservativ gilt. Dennoch findet der Churer Bischof deutliche Worte.

Jesus und seine zwölf Apostel.
Jesus und seine zwölf Apostel.

Er predigt über den synodalen Prozess, bei dem es verschiedene Ansichten gebe. Manche wollten alles im Alleingang ändern. Gemäss Bonnemain haben die Apostel zusammen mit der Gemeinde nach Lösungen gerungen. «Einige aus der Gemeinde wurden ausgewählt, um die Entscheidung zu überbringen», sagt der Churer Bischof. «Vor allem aber waren alle offen für das Wirken des Heiligen Geistes.»

«Echt verbunden mit dem jeweiligen Papst denken und handeln.»

Synodalität bedeute zuerst einmal ein Hören aller auf das, was Gott vorhabe. Die Offenheit aller führe dazu, Verständnis für alle zu haben und alle Denkströmungen in der Kirche zu integrieren. «Nur wenn wir effektiv ganz und echt verbunden mit dem jeweiligen Papst denken und handeln, werden wir erfahren, wohin Gott die Kirche führen möchte», sagt er mit Nachdruck.

Bischof Joseph Maria Bonnemain fordert auf, den Päpsten zu folgen.
Bischof Joseph Maria Bonnemain fordert auf, den Päpsten zu folgen.

Die Entscheidungen, die Papst Franziskus nach dem synodalen Prozess für die Kirche verkünden werde, «sind die richtigen». Wenn diese Entscheidungen nicht «bewusst und willentlich» mitgetragen werden, «sind wir nicht im Heiligen Geist». Verständnis für alle zu haben, gehöre zum Gebot Christi, so der Churer Bischof.

«Die katholische Liebe umfasst alle.»

Und dann erhebt sich die Stimme von Joseph Maria Bonnemain und sein Blick wird ernst. «Wenn wir andere schätzen, die dieselbe Meinung haben, wenn wir sie nur lieben, wenn sie das vertreten, was wir vertreten, dann lieben wir sie nicht so, wie Christus uns liebt. Ist das klar?» Leise Ja-Stimmen und Kichern ist aus den Kirchenbänken zu hören. «Hoffentlich», fügt Bischof Joseph Maria Bonnemain bestimmend hinzu.

«Nur mit einer katholischen Liebe, das heisst, mit einer Liebe, die alle umfasst, werden die Konflikte der Kirche gelöst werden können.»


Bischof Joseph Maria Bonnemain redet den jungen Gläubigen ins Gewissen. | © Jacqueline Straub
13. Mai 2023 | 10:45
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!