Nathalie Becquart, Untersekretärin der Synode.
Rauchzeichen

Nathalie Becquart, Wir sind Ohr, Synodaler Weg: Was diese Woche wichtig wird

Die einzige Frau mit Stimmrecht in der Bischofssynode spricht heute virtuell mit dem Unterwallis. Das Bistum Chur hat die Kantonalkirchen beim synodalen Prozess vergessen. Daniel Kosch und Georges Schwickerath nehmen am Synodalen Weg in Frankfurt teil.

Raphael Rauch

«Frauen ins Amt! Männer der Kirche solidarisieren sich»: So heisst ein Buch, das die Benediktinerin Philippa Rath und der Hochschulpfarrer Burkhard Hose herausgegeben haben. Auch Männer in der Schweiz äussern sich darin – unter anderem auch Bischof Felix Gmür. Ähnlich wie seine deutschen Bischofskollegen spricht sich Gmür nicht explizit für katholische Priesterinnen aus. Allerdings sieht er «kein grundsätzliches theologisches Hindernis», dass eine Frau «Christus sakramental und kirchenamtlich repräsentieren» könne.

Mehr Freiheit unter Franziskus

Die eigentliche Sensation des Buches sieht der frühere Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, woanders: «Ein solches Buch wäre vor zehn Jahren nicht denkbar gewesen. Unter den Autoren sind: ein Kardinal, Bischöfe, Weihbischöfe, Ordensobere, Generalvikare, Regenten, Theologieprofessoren, Dekane, Seminaristen, Mitarbeitende in Ordinariaten», schrieb Werlen Anfang Januar in einem Gastkommentar für kath.ch. Vor zehn Jahren war noch Benedikt XVI. an der Macht, in der Kirche gab es weniger Debattenräume.

Papst Franziskus im Schlaf.
Papst Franziskus im Schlaf.

Von Rom ins Unterwallis

Seit fast einem Jahr ist die französische Ordensschwester Nathalie Becquart Untersekretärin der Bischofssynode. Damit ist sie die erste Frau, die in der Bischofssynode ein Stimmrecht hat. Heute Abend wird sie virtuell im Unterwallis zu Gast sein – im Rahmen des synodalen Prozesses.

Das Referat von Becquart trägt den Titel «Laien und Geweihte: Wie können wir unsere Kirche gemeinsam voranbringen?» und befasst sich mit der Zusammenarbeit von Laien und Geweihten in der Kirche. Gesprächsstoff gibt es genügend.

Verzögerungen im Bistum Chur

Eigentlich sollten bereits am 27. Januar die Ergebnisse der «Wir sind Ohr»-Umfrage des Bistums Chur vorliegen. Doch kam es offenbar zu Verzögerungen. Wahrscheinlich wird der Bericht am heutigen Montag veröffentlicht. Wir werden berichten.

Bischof Joseph Bonnemain zum Start des synodalen Prozesses am 17. Oktober in Einsiedeln
Bischof Joseph Bonnemain zum Start des synodalen Prozesses am 17. Oktober in Einsiedeln

Not amused über den synodalen Prozess im Bistum Chur sind die Kantonalkirchen der Churer Bistumskantone. Denn man hat zunächst vergessen, sie einzuladen, um die Ergebnisse zu diskutieren. Erst am 28. Januar erging die Einladung für die am 9. Februar stattfindende Veranstaltung. Es geht darum, die Ergebnisse der «Wir sind Ohr»-Umfrage zu diskutieren. Dabei steht der Termin schon seit Dezember fest.

Für Bischof Joseph Bonnemain und seine Vorbereitungsgruppe – bestehend aus einem Vertreter des Zürcher Generalvikariats, Priestern und Professorinnen der Theologischen Hochschule Chur – ist das eine unschöne Panne auf dem gemeinsamen Weg hin zu einer synodalen Kirche.

Synodaler Weg in Deutschland

Am Donnerstag beginnt die nächste Vollversammlung des Synodalen Wegs in Deutschland. Aus der Schweiz werden RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch und als Vertreter der Bischofskonferenz Georges Schwickerath anreisen. In Deutschland brodelt es schon länger – das Münchner Missbrauchsgutachten schlug nun zusätzlich wie eine Bombe ein.

Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat verstanden, dass es so nicht weitergehen kann. In der ARD-Sendung «Anne Will» sagte Bätzing am Sonntagabend, Benedikt XVI. müsse sich entschuldigen. «Er muss sich äussern, und er muss sich über seine Berater hinwegsetzen und im Grunde den schlichten, einfachen Satz sagen: ‘Ich habe Schuld auf mich geladen, ich habe Fehler gemacht, ich bitte die Betroffenen um Verzeihung.’ Anders geht das nicht.» Doch für viele dürfte dieser Satz ohnehin zu spät kommen.

Reform des kirchlichen Arbeitsrechts

Immerhin stellte Georg Bätzing eine Reform des kirchlichen Arbeitsrechts in Aussicht. Persönliche Lebensentscheidungen von kirchlichen Mitarbeitern sollten keine Rolle mehr spielen. Konkret geht es um LGBTQ und um Geschiedene. Ganz freiwillig bewegt sich die Kirche nicht, der Druck seitens der Politik und die Angst vor dem Bundesverfassungsgericht nehmen zu.

Auch in der Schweiz gibt es hier Handlungsbedarf. Nehmen wir exemplarisch die aktuelle Position des Bistums Basels zur Vergabe der «missio canonica», der bischöflichen Beauftragung:

Position des Bistums Basel

«Im Bistum Basel ist es in der Regel nicht möglich, in einen kirchlichen Dienst, der eine ‘missio canonica’ voraussetzt, neu aufgenommen zu werden, wenn die betreffende Person in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt», schreibt Barbara Kückelmann, Pastoralverantwortliche und Ansprechperson für den Arbeitskreis Regenbogenpastoral im Bistum Basel, auf Anfrage des «pfarrblatt Bern».

«Wenn sich Seelsorgende auf Stellen bewerben, die keine ‘missio canonica’ voraussetzen, so stellt sich die Frage gar nicht.»

Und: Mit Personen, die bereits im kirchlichen Dienst stünden und eine ‘missio’ hätten, werde die Situation «individuell besprochen und nach einer für alle Beteiligten tragfähigen Lösung gesucht», sagt Kückelmann. Für Priester gelte die Zölibatsverpflichtung, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

Diese Auskunft ist in jeglicher Hinsicht vielsagend. Die Formulierung «in der Regel» deutet darauf hin, dass es auch Ausnahmen gibt. Wenn es aber Ausnahmen gibt – warum macht man diese nicht zur Regel? Die Formulierung «in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft» lebend zeigt die Wirkmächtigkeit der kirchlichen «Don’t ask, don’t tell»-Politik. Nach dieser Logik wird Ehrlichkeit bestraft, ein Doppelleben hingegen belohnt. Zugespitzt formuliert: Promiskuitives Singledasein wäre demnach missio-kompatibler als Beziehungen in Liebe und Verantwortung.

Diesen Donnerstag kommt die Steuerungsgruppe «Weg der Erneuerung» mit dem Basler Bischofsrat zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Vielleicht landet das Thema «missio canonica» ja ebenfalls auf der Tagesordnung.

Was wird nächste Woche wichtig? Wir freuen uns über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Nathalie Becquart, Untersekretärin der Synode. | © KNA
31. Januar 2022 | 09:06
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