Eveline Husmann und Thomas Boutellier
Schweiz

Nach MeToo-Skandal: Neuanfang mit Thomas Boutellier und Eveline Husmann

Katholisch Stadt Zürich hat einen sechsstelligen Franken-Betrag in das Social-Media-Projekt «URBN.K» gesteckt. Nach einem MeToo-Skandal hat ein Mitarbeiter «Kirche urban» verlassen. Thomas Boutellier und Eveline Husmann sollen nun den Neuanfang gestalten.

Raphael Rauch

Thomas Boutellier und Eveline Husmann (beide 43) haben am 1. November die Leitung von «Kirche urban» übernommen, schreibt Katholisch Stadt Zürich in einer Medienmitteilung. Mit der Co-Leitung werde eine neue Struktur geschaffen.

Co-Leitung mit neuem Auftrag

«Es gibt keinen Chef Kirche urban wie in der früheren Form», teilt Katholisch Stadt Zürich mit. «Die neue Aufgabe ist zweigeteilt: Erstens geht’s um Support der Pfarreien in der Angebotsentwicklung. Zweitens geht’s darum, mit neuen Ideen auch Menschen aus dem nicht-kirchlichen Milieu zu erreichen.»

Thomas Boutellier ist Verbandspräses im Verband Katholischer Pfadi.
Thomas Boutellier ist Verbandspräses im Verband Katholischer Pfadi.

Thomas Boutellier gehört zu den profiliertesten Gesichtern der katholischen Jugendarbeit. Er war nach seinem Studium am RPI in Luzern als Religionspädagoge tätig und absolvierte Weiterbildungen im Managementbereich, unter anderem in der Krisenkommunikation. 

Spezialist für Intervention und Prävention

Zu Thomas Boutelliers Leistungsausweis gehören 13 Jahre als Leiter der Fachstelle Jugend der Synode Solothurn, sein Engagement als Verbandspräses der katholischen Pfadi Schweiz und als Spezialist für Intervention und Prävention. Auch hat Thomas Boutellier eine Zusatzausbildung im Bereich Krisenkommunikation.

Bundeslager im Goms: Von links: Roberto de Col, Roland Loos, Bischof Joseph Bonnemain und Thomas Boutellier.
Bundeslager im Goms: Von links: Roberto de Col, Roland Loos, Bischof Joseph Bonnemain und Thomas Boutellier.

Der Luzerner Thomas Boutellier teilt sich die Leitung mit Eveline Husmann. Sie arbeitet seit 2019 als Projektmitarbeiterin bei «Kirche urban». Laut Medienmitteilung hat sie ein Koordinationsbüro für die Ukraine-Hilfe aufgebaut und ist bei Katholisch Stadt Zürich für die «Nacht der Lichter» und die «Lange Nacht der Kirchen» zuständig.

MeToo-Skandal

Mit der Personalentscheidung teilt Katholisch Stadt Zürich auch das Ende der Social-Media-Plattform «URBN.K» mit. «Kirche urban» solle von 2023 an in den Social-Media-Auftritt von Katholisch Stadt Zürich integriert werden.

Der Verhaltenskodex des Bistums Chur.
Der Verhaltenskodex des Bistums Chur.

Wie kath.ch aus sicheren Quellen weiss, hängt das Ende von «URBN.K» mit einem MeToo-Skandal zusammen. Gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von «Kirche urban» gibt es mehrere Vorwürfe. So soll er einer Jugendlichen bei einer kirchlichen Freizeit angeboten haben, in seinem Bett zu übernachten. Auch ist von einem Teamanlass in einem Hamam und von sexueller Belästigung die Rede. Zu den Betroffenen soll eine Praktikantin gehören.

Generalvikar Luis Varandas erstattet Anzeige

Generalvikar Luis Varandas hatte letztes Jahr die Vorfälle der Staatsanwaltschaft gemeldet. Die Staatsanwaltschaft Zürich war für kath.ch am Donnerstag nicht zu erreichen. Am Freitag gab sie bekannt, dass das Verfahren eingestellt wurde. Der ehemalige Mitarbeiter von «Kirche urban» ist also im juristischen Sinne unschuldig.

Oliver Kraaz
Oliver Kraaz

Der Sprecher von Katholisch Stadt Zürich, Oliver Kraaz, wollte sich gegenüber kath.ch nicht zum MeToo-Skandal äussern. Der ehemalige «Kirche urban»-Mitarbeiter habe Katholisch Stadt Zürich «auf eigenen Wunsch verlassen». Der Konvertit war auch für die reformierte Kirche in Zürich tätig.

Ein teurer Flop

Das Projekt «URBN.K» war innerkirchlich umstritten, weil es sehr kostspielig war. «URBN.K» wurde von einer deutschen Produktionsfirma für einen sechsstelligen Betrag produziert, hatte aber – anders als «Underkath» – nichts mit der kirchlichen Jugend- und Pfarreiarbeit zu tun. 

Romina Monferrini
Romina Monferrini

Was sagt Oliver Kraaz zum teuren Flop? «Das Wort Flop bemühen Sie. Wir sind zufrieden, weil es die beste Vorarbeit in Social Media für uns war. Wir sind jetzt mit der neuen Strategie in der Fortsetzung und Weiterentwicklung des eingeschlagenen Weges.»

07.11.2022, 5.00 Uhr: Aktualisiert um die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft.


Eveline Husmann und Thomas Boutellier | © Katholisch Stadt Zürich
3. November 2022 | 17:01
Lesezeit: ca. 2 Min.
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