Pietro Parolin und Ignazio Cassis
Schweiz

Medien: Ignazio Cassis eröffnet neue Vatikan-Vertretung – Denis Knobel wird Botschafter

Die Schweizer Botschaft am Heiligen Stuhl kommt schneller als gedacht: Bundespräsident Ignazio Cassis wird sie am kommenden Samstag eröffnen, berichtet die «NZZ am Sonntag». Erster Botschafter soll Denis Knobel (61) werden. Ein EDA-Vertreter hat im Februar die höchste Frau im Vatikan getroffen.

Raphael Rauch

Denis Knobel vertritt bislang von Slowenien aus die Schweizer Interessen am Heiligen Stuhl – als Botschafter mit einer Seitenakkreditierung. Nun soll er nach Rom wechseln und erster residierender Botschafter der Schweiz am Heiligen Stuhl werden, berichtet die «NZZ am Sonntag». Die neue Vatikan-Botschaft wird auch für die Beziehungen zu Malta und San Marino zuständig sein.

Botschafter Denis Knobel (l.) und Nuntius Martin Krebs in Freiburg.
Botschafter Denis Knobel (l.) und Nuntius Martin Krebs in Freiburg.

36 neue Gardisten

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA wollte am Sonntag den Medienbericht weder bestätigen noch dementieren. Informationen würden nächste Woche kommuniziert.

Armon Marugg macht sich für die Wachablösung bereit.
Armon Marugg macht sich für die Wachablösung bereit.

Am Freitag ist «Sacco di Roma», der blutigste Tag in der Geschichte der Schweizergarde: Am 6. Mai 1527 plünderten Söldner von Karl V. Rom und töteten 147 der 189 Gardisten. Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin sagte bei seinem Schweiz-Besuch letzten November, der «Sacco di Roma» mache das Band zur Schweiz «unauflöslich».

Auch Rita Famos reist nach Rom

Am Freitag werden 36 neue Gardisten vereidigt. Zur Delegation gehören dieses Jahr Bundespräsident Ignazio Cassis, Nationalratspräsidentin Irène Kälin sowie Ständeratspräsident Thomas Hefti. Der Chef der Armee wird durch Brigadier Marcel Amstutz, Stabschef Kommando Ausbildung, vertreten. 

Nationalratspräsidentin Irène Kälin
Nationalratspräsidentin Irène Kälin

Die Schweizer Bischofskonferenz ist mit ihrem Präsidenten, dem Basler Bischof Felix Gmür, und dem Abt von Einsiedeln, Urban Federer, vor Ort. Aus dem Gastkanton Nidwalden nimmt Frau Landammann Karin Kayser-Frutschi teil. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, wird auch die oberste Reformierte Rita Famos in Rom sein.

«Putzige Schweizergarde»

Den Reformierten ist wichtig, dass durch die gestärkten Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Heiligen Stuhl andere Religionsgemeinschaften nicht in Vergessenheit geraten. «Es geht darum, dass der Bund für seine Friedensmission nicht nur die Kompetenzen und Netzwerke über die katholische Diplomatie und ihre Nuntiaturen nutzt. Die Reformierten und die anderen christlichen Konfessionen haben hier ebenso viel beizutragen», sagte Famos im November zu kath.ch.

EKS-Präsidentin Rita Famos überreichte im November 2021 Kardinal Parolin eine Kerze und einen Heks-Spendengutschein als Geschenk, Bundesrat Cassis applaudiert.
EKS-Präsidentin Rita Famos überreichte im November 2021 Kardinal Parolin eine Kerze und einen Heks-Spendengutschein als Geschenk, Bundesrat Cassis applaudiert.

Die Reformierten hätten mit dem Bund die parlamentarische, basisdemokratische Kultur entwickelt. «Diese Kompetenz ist nicht so sichtbar wie eine putzige, uniformierte Schweizergarde, verkörpert aber ebenso viel Swissness», sagte Famos. «Aber es gibt noch andere eidgenössische Kompetenzen. Zum Beispiel die Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen. Und die sollen sichtbar gemacht und genutzt werden. Denn Friedensarbeit geht nur mit Einbezug der Basis und der Frauen.»

EDA-Mann Simon Geissbühler in Rom

EDA-Mann Simon Geissbühler, der Leiter der Abteilung Frieden und Menschenrechte, war im Februar in Rom. «In der Folge hat das EDA in einem Papier zum ökumenischen Dialog den religiösen Akteuren in Friedens- und Dialogprozessen eine wichtige Rolle eingeräumt. Die Botschaft beim Heiligen Stuhl soll ihrerseits der gemeinsamen Friedensarbeit dienen», berichtet die «NZZ am Sonntag».

Auf der EDA-Website findet sich ein YouTube-Video, das Simon Geissbühler mit verschiedenen Mitarbeitenden des Vatikans zeigt. So ist Geissbühler mit der Ordensschwester und Wirtschaftsprofessorin Alessandra Smerilli zu sehen, der ranghöchsten Frau im Vatikan.

Alessandra Smerilli und Simon Geissbühler
Alessandra Smerilli und Simon Geissbühler

Auf einem Foto sind Simon Geissbühler und Denis Knobel zu sehen, wie sie fünf Priestern gegenübersitzen – darunter Luciano Alimandi, einem Berater im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls. Er hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei seinem Schweiz-Besuch vergangenen November begleitet.

EDA-Mann Simon Geissbühler berichtet über seine Rom-Reise

«Der Besuch des EDA in Rom hatte drei Ziele: Erstens spielen religiöse Akteure, Organisationen, die Kirchen eine wichtige Rolle bei der Förderung von Frieden, Sicherheit und Menschenrechten in der Welt. Wir arbeiten mit diesen Gruppierungen, mit religiösen Akteuren zusammen in verschiedenen Kontexten, zum Beispiel in Afrika. Und das war ein erstes Ziel, hier eben zu sehen, ob wir diese Zusammenarbeit vertiefen können. 

EDA-Mann Simon Geissbühler (zweiter von rechts) und Denis Knobel (dritter von rechts).
EDA-Mann Simon Geissbühler (zweiter von rechts) und Denis Knobel (dritter von rechts).

Der zweite Grund war, dass Kardinal Parolin Anfang November in der Schweiz war. Dabei hat er Bundesrat Ignazio Cassis getroffen und ein ‘Memorandum of understanding’ unterschrieben für die engere Zusammenarbeit zwischen dem EDA und dem Vatikan in Bezug auf die Friedensförderung und die Förderung der Menschenrechte. Und wir wollten sehen, ob es möglich ist, konkrete Bereiche zu identifizieren, wo wir noch enger zusammenarbeiten können.

Und der dritte Grund des Besuchs war, dass wir hier auch den Dialog mit anderen Religionen gesucht haben, mit anderen Konfessionen. Wir hatten ein interessantes Treffen mit Vertretern der protestantischen, methodistischen Kirchen hier in Italien. Und einen Besuch der jüdischen Gemeinde hier in Rom. Und dieser ökumenische Gedanke war uns auch sehr wichtig bei unserem Besuch.» (Quelle: YouTube)


Pietro Parolin und Ignazio Cassis | © EKS / Stefan Wermuth
1. Mai 2022 | 11:00
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