Ausstellung zum Gotthard-Basistunnel
Schweiz

Martin Werlen vertritt Christen bei Segnung des Gotthard-Basistunnels

Einsiedeln, 15.5.16 (kath.ch) Vor seiner Eröffnung soll der Gotthard Basistunnel in einer interreligiösen Zeremonie gesegnet werden. Martin Werlen, Alt-Abt von Einsiedeln, wird als Vertreter der Christen den Tunnel, der am 1. Juni eröffnet wird, gemeinsam mit Vertretern anderer Religionen segnen. Gegenüber kritischen Stimmen, die eine protestantische Person vermissen, betont er die Einmaligkeit dessen, dass die Christen mit einer Stimme vertreten sind, wie er gegenüber kath.ch sagte.

Der Basistunnel soll vor seiner Eröffnung in einer interreligiösen Zeremonie gesegnet werden, heisst es auf einem «Faktenblatt», welches das Organisationskomitee «Gottardo 2016» diese Woche den Medien präsentierte. Damit solle «das Verbindende des Tunnels auch auf religiösem Gebiet» dargestellt werden.

Das Bundesamt für Verkehr hat die drei grossen monotheistischen Religionen gebeten, je einen Vertreter zu delegieren: Dies sind Martin Werlen als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK), Rabbiner Marcel Ebel vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund und Imam Bekim Alimi von der Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz. Auch ein Vertreter ohne Religionszugehörigkeit wurde eingeladen: Pieter Zeilstra, Abteilungschef Sicherheit im Bundesamt für Verkehr, wird den konfessionslosen Teil der Schweizer Bevölkerung vertreten.

Kein protestantischer Vertreter

Als Reaktion darauf wurden diese Woche in verschiedenen Medien Stimmen laut, die sich darüber empören, dass kein protestantischer Vertreter zugegen sei. So sagte etwa Claude Ruey, Präsident des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz, gegenüber der Zeitung «Le Temps», er sei geschockt über die Abwesenheit der Protestanten. Die Schweizer Demokraten haben sich deswegen mit einem Brief bei Bundesrätin Doris Leuthard beschwert.

Martin Werlen stellt gegenüber kath.ch klar, dass er von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) im November letzten Jahres einstimmig als Vertreter der Getauften gewählt wurde. «Es soll erstmals der Fall sein, dass Christinnen und Christen bei einer solchen Feier mit einer Stimme vertreten sind», so Werlen, der darin geradezu eine prophetische Dimension sieht.

Tunnel als Zeichen des Miteinanders

Werlen war ursprünglich von den Organisatoren direkt angegangen worden aufgrund seiner Verbundenheit mit der Bahn, die etwa in seinem Buch «Bahngleichnisse» sichtbar wird. Er selber schlug eine interreligiöse Feier vor, ebenso den Einbezug einer konfessionslosen Person. «In Zeiten, wo Stacheldrahtzäune errichtet werden, ist es wichtig, einen Tunnel als Zeichen des ‹Miteinanders› wahrzunehmen», erklärt Werlen das Thema, unter dem die Feier stehen wird.

Laut Werlen wusste der SEK, der Mitglied de AGCK ist, seit November davon, dass er die Getauften vertritt. Der ehemalige Einsiedler Abt kann sich grundsätzlich vorstellen, dass an seiner Stelle ein reformierter Pfarrer oder eine Pfarrerin die Christen vertritt, auch wenn es aus organisatorischen Gründen etwas spät dafür sei. Nicht begrüssen würde er es, wenn eine reformierte und eine katholische Person anwesend wären: «Wenn eine Religion in dieser Feier durch zwei Personen vertreten wird, bezeugen wir in dieser Religion nicht das Miteinander, sondern das Nebeneinander», schreibt er in einem Statement, das er auch dem SEK und der AGCK zugestellt hat.

Sätze aus der Zwinglibibel

Werlen will seinen Teil der Segnung so gestalten, dass er Sätze aus der Zwinglibibel vorlesen wird. Damit sollen «möglichst alle Getauften mitgenommen werden.»

Wo die Segnung genau stattfinden wird, wird aus Sicherheitsgründen nicht mitgeteilt, wie das Komitee gegenüber kath.ch sagte. Martin Werlen verriet lediglich, dass sie am frühen Morgen und im Innern des Berges gefeiert werde. (sys)

 

 

Ausstellung zum Gotthard-Basistunnel |© 2016 gottardo2016
15. Mai 2016 | 16:55
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