Das ehemalige Kapuzinerkloster an der Salita dei Frati in Lugano.
Schweiz

Lugano: Ex-Kloster der Kapuziner und Bibliothek gerettet

Lange war unklar, was aus dem verlassenen Kapuzinerkloster in Lugano und der dazugehörenden Bibliothek werden soll. Nun hat eine neue Stiftung das Ruder übernommen. Mit dabei: Star-Architekt Mario Botta.

Federico Anzini, catt.ch / Adaption: Regula Pfeifer

Vor sieben Jahren haben die letzten Kapuziner das Kloster an der Salita dei Frati in Lugano verlassen. Seither hat die Zukunft des Klosters viel zu reden gegeben. Vor ein paar Wochen geschah der entscheidende Schritt. Eine neu gegründete Stiftung übernahm die Klosteranlage sowie deren Boden in ihr Eigentum, die Fondazione Convento Salita dei Frati di Lugano. Bisher hatten diese weiterhin den Kapuzinern gehört. Mit der Übernahme durch die Stiftung wurde der historische Gebäudekomplex der Immobilienspekulation entzogen.

Mönchszelle in ehemaligem Kapuzinerkloster in Lugano.
Mönchszelle in ehemaligem Kapuzinerkloster in Lugano.

Bibliothek kann weitermachen

An der Aktion beteiligt war Fernando Lepori, der Präsident des Bibliotheksvereins Associazione Biblioteca Salita dei Frati di Lugano. «Wir sind erleichtert», sagt er. «Denn die neue Stiftung hält in ihrem Statut explizit fest, dass sie für den Schutz des Klosters und der Bibliothek sorgt.»

Gemäss Lepori kann die Bibliothek also wie bisher weiterfahren. Sie bleibt fürs Publikum offen, kann ihren Buchbestand erweitern, Konferenzen, Studientreffen und Ausstellungen organisieren und das Heft «Fogli» herausgeben. Was aus dem Kloster wird, kann die Stiftung bestimmen. Fest steht, dass es sozialen und kulturellen Zwecken dienen soll, weiss Lepori.

Mario Botta im Stiftungsrat

Die neue Stiftung wurde aus zwei bestehenden gebildet: Aus der Fondazione Filippo Ciani (1868 gegründet), und aus der Fondazione Nerina Bellingeri vedova, die von einer Wittwe gestiftet wurde.

Im Stiftungsrat der Fondazione Convento Salita dei Frati vertreten sind Niccolò Lucchini (Präsident), Fabio Stampanoni (Vize-Präsident), Fausto Poretti und der Tessiner Star-Architekt Mario Botta.

Mario Botta
Mario Botta

«Dieser Ort ist religiös und spirituell bedeutsam.»

Fernando Lepori, Präsident des Bibliotheksvereins

«Dieser Ort ist religiös und spirituell bedeutsam», erklärt Lepori. «Es berührt zu wissen: Beim Einzug am 4. November 1653 trugen die Kapuziner die Knochen der Verstorbenen in einer Prozession vom Kloster von Sorengo nach Lugano.» Und dazu den Hausrat und einige Bücher. «Das zeigt, dass da schon eine kleine Bibliothek vorhanden war», sagt der Vertreter des Bibliotheksvereins.

Einzig vollständig erhaltene Klosterbibliothek im Tessin

Nach seiner Einschätzung ist die Luganeser Kapuziner-Bibliothek die einzige Klosterbibliothek im Tessin, die vollständig erhalten blieb. Die übrigen seien 1848 und 1855 den «Plünderungen» zum Opfer gefallen, die der Staat durch Auflösung und Übernahme der Kirchengüter bewirkt habe.

1976 wurde der Bibliotheksverein Salita die Frati gegründet. Die Bibliothek wurde ins neue Gebäude von Mario Botta transferiert und fürs Publikum geöffnet. Sie hat ihren Bestand vor allem in den Bereichen Religiosität, Franziskanertum und Bibliografie erweitert.

Viele Ideen da

Eine weitere Spezialität der Bibliothek ist das Kompetenzzentrum für das alte Buch («Centro di competenza per il libro antico»). Aber auch Neues ist geplant. «Es gibt viele Ideen und Projekte in den Bereichen Bildung, Forschung, Kultur und Gemeinschaft, die künftig innerhalb des Klosters gefördert werden können», schreiben die Stiftung und die Kapuziner in einer gemeinsamen Mitteilung.

Die bisherigen Angebote laufen weiter. Für den 13. April ist ein weiterer Online-Anlass der Konferenzreihe «An den Wurzeln der europäischen Kultur für das Leben aller (4. Zyklus): Reichtum und Armut («Alle radici della cultura europea per la vita di tutti (IV ciclo): ricchezza e povertà») vorgesehen. Informationen unter: bibliotecafratilugano.ch.

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Das ehemalige Kapuzinerkloster an der Salita dei Frati in Lugano. | © Keystone/TI-PRESS/Gabriele Putzu
14. März 2021 | 16:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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