Roman Heggli, Geschäftsführer von Pink Cross
Schweiz

Lehrerentlassung in Pfäffikon: Pink Cross sucht Gespräch mit der Schulleitung

Die Entlassung eines schwulen Lehrers in Pfäffikon ZH sorgt schweizweit für Empörung. Die Schwulenorganisation Pink Cross hat auf ihrer Webseite einen offenen Brief aufgeschaltet, der ein Gespräch mit der Schulleitung fordert. Diese hat schon Grünes Licht zur Bereitschaft gegeben.

Sarah Stutte

In Pfäffikon wurde ein schwuler Lehrer aufgrund seiner sexuellen Orientierung entlassen. So lautet der Vorwurf an die Primarschule, für die er gearbeitet hat. Diese handelte auf Druck einer Gruppe freikirchlich- und muslimisch-konservativer Eltern, denen der Sexualkundeunterricht ebendieses Lehrers ein Dorn im Auge war.

Regenbogenfahnen sind das Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung.
Regenbogenfahnen sind das Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung.

Die haltlosen Vorwürfe gegen ihn nahmen zu und führten letztendlich zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses. Per E-Mail und «im gegenseitigen Einverständnis» – was zu bezweifeln ist. Vor allem deshalb, weil sich die Schulleitung erst hinter den Lehrer stellte, genauso wie ein Grossteil der Lehrerschaft dies immer noch tut.

Eingeständnis von «Verfahrensfehlern»

Der Fall, den zuerst ein Züriost-Bericht enthüllte, schlug hohe Wellen – und tut es immer noch. Bereits am Wochenende demonstrierten mehrere Hundert Menschen in Pfäffikon gegen die Vorfälle im Schulhaus Obermatt.

Logo von Pink Cross, dem Schweizerischen Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer.
Logo von Pink Cross, dem Schweizerischen Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer.

Auch die Schulpflege äusserte sich inzwischen zum Fall und gesteht gewisse «Verfahrensfehler» ein. Die Auflösung des Arbeitsverhältnisses – so hält sie fest – habe aber nichts mit dem Druck gewisser Eltern zu tun, auf den Sexualkundeunterricht einzuwirken. Dass der Lehrer gehen musste, hätte laut Schulpflege viele Gründe gehabt, die weit zurückreichten.

Offener Brief auf der Webseite

Kurz nach Publikmachung des Vorfalls hat auch die Schwulenorganisation Pink Cross reagiert und auf ihrer Webseite einen offenen Brief aufgeschaltet. Diesen konnten (und können immer noch) alle namentlich unterschreiben, um eine Aussprache zwischen Pink Cross und der Schulleitung Obermatt zu fordern.

Aufruf zum Gespräch mit der Schulleitung auf der Webseite von Pink Cross.
Aufruf zum Gespräch mit der Schulleitung auf der Webseite von Pink Cross.

Insgesamt wurden so bisher 9700 Unterschriften gesammelt. «Wir wollten den Vorfall so nicht akzeptieren und finden, dass die Schulleitung dafür auch geradestehen muss. Deshalb haben wir den Kontakt zum Schulpräsident Hanspeter Hugentobler gesucht», erklärt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.

Inklusives Schulklima anstreben

Inzwischen hat Hugentobler für den Dialog zugesagt. Dieser wird in der übernächsten Woche in einem kleinen Rahmen mit Vertretern von Pink Cross stattfinden. «Darin wird es um die künftige Handhabung und Richtlinien in solchen Fällen gehen, so dass eine Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung gar nicht mehr entstehen kann. Es sollte ein offenes, inklusives Schulklima angestrebt werden», so Roman Heggli.

In Freikirchen wie dem ICF ist Homosexualität ein rotes Tuch.
In Freikirchen wie dem ICF ist Homosexualität ein rotes Tuch.

Die Frage, ob er wisse, aus welchem freikirchlichen Milieu die Eltern stammten, die offensichtlich mit der Homosexualität des gekündigten Lehrers ein Problem gehabt hätten, verneint Roman Heggli. Hier noch ein klärendes Gespräch zu suchen – eventuell via Schulleitung – hält er für «vergebene Liebesmühe».

«Die angesprochenen Eltern scheinen mir sehr ideologisch verblendet zu sein, wenn sie einen Lehrer aufgrund seiner sexuellen Orientierung angreifen und sich so dagegen wehren, dass ihre eigenen Kinder aufgeklärt werden», sagt der Geschäftsleiter von Pink Cross.

Sexualkunde Teil des Bildungsauftrags

Wichtiger findet es Heggli vielmehr, als Gesellschaft bei solchen Vorfällen genau hinzuschauen und auch darauf zu bestehen, dass die Sexualkunde Teil des Bildungsauftrags sei und dort nicht einfach das gepredigt werden könne, was in der Bibel stehe.

Der Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz wird nach dem Treffen mit Hanspeter Hugentobler auf der Pink Cross-Homepage von den Ergebnissen der Zusammenkunft berichten. Am Telefon habe sich der Schulpräsident jedenfalls sehr offen gegeben und damit auch Bereitschaft zum Gespräch gezeigt, hält Heggli fest.

«Es braucht seitens Schulführung strukturelle Veränderungen und Massnahmen, um eine systematische Verbesserung anzustreben. Die Offenheit ist da, sich damit zu beschäftigen. Wie gross die Bereitschaft zur Veränderung ist, wird sich zeigen», schliesst er.

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Roman Heggli, Geschäftsführer von Pink Cross | © David Rosenthal
30. April 2024 | 16:30
Lesezeit: ca. 3 Min.
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