Kardinal Gerhard Ludwig Müller
International

Laien können Bischöfe nicht verurteilen

Toronto, 23.11.18 (kath.ch) Bischöfe, die Missbrauch vertuscht haben, können laut Kardinal Gerhard Ludwig Müller innerkirchlich nicht durch Laien gerichtet werden. Zu den Diskussionen um entsprechende Pläne der US-Bischöfe sagte der frühere Leiter der Glaubenskongregation im Interview der kanadischen Website LifeSite-News von Mittwoch.

«Die Lösung sehe ich nicht darin, dass nun ‘die’ Laien das Heft in die Hand nehmen, weil es die Bischöfe nicht aus eigener Kraft schafften – wie man meint.» Missstände liessen sich nicht überwinden, indem man «die hierarchisch-sakramentale Verfassung der Kirche auf den Kopf stellt».

Wenn ein Bischof seiner Verantwortung nicht gerecht werde, könne er innerkirchlich vom Papst zur Rechenschaft gezogen werden, so Müller. «Mit Lynchjustiz und einer allgemeinen Verdächtigung» aller Bischöfe und Roms komme man nicht weiter. Die US-Bischofskonferenz müsse ihre Aufgaben eigenständig wahrnehmen.

Vertrauenbildende Massnahmen fehlen

Bischöfe seien keine weisungsgebundenen Mitarbeiter des Papstes. Allerdings, so der deutsche Kardinal, sei jetzt «die Stunde einer guten Zusammenarbeit zur Überwindung der Krise und nicht der Polarisierung und Kompromittierung». Momentan fehle es aber an vertrauenbildenden Massnahmen.

Mafiöse Homo-Lobby

Zu dem vieldiskutierten Fall von Ex-Kardinal Theodore McCarrick wollte sich Müller nicht explizit äussern; er kenne McCarrick nicht persönlich. Als er selbst Präfekt der Glaubenskongregation war (2012- 2017), habe ihm «niemand etwas von der ganzen Problematik mitgeteilt».
Dass aber McCarrick «mit seinem Clan und geschützt von einer Homo-Lobby mafiös in der Kirche sein Unwesen treiben konnte», hänge «mit einer Unterschätzung der moralischen Verwerflichkeit homosexueller Praxis unter Erwachsenen zusammen», sagte Müller.

«Wahrheit des Dogmas»

Den Ursprung der gesamten Krise sieht der deutsche Kardinal daher «in einer Verweltlichung der Kirche und in einer Reduzierung des Priesters auf einen Funktionär». Wenn Bischöfe «nicht mehr als unbequeme Mahner und Leute von gestern dastehen» wollten, müssten sie «schnellstmöglich die Wahrheit des Dogmas und die Prinzipien der Moral zu unerreichbaren Ideen und Normen erklären, die nicht mehr mit ihrer Lebenswirklichkeit übereinstimmen».

In diesem «Ungeist» werde die Offenbarung in Glaube und Moral «an die Welt ohne Gott» angepasst, so dass sie einem Leben nach den eigenen Lüsten und Bedürfnissen nicht mehr im Wege stehe. (kna)

Kardinal Gerhard Ludwig Müller | © KNA Harald Oppitz
23. November 2018 | 05:50
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