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Kirchenrat und Seelsorgeteam von Küssnacht schauen nach vorn

Küssnacht SZ, 14.7.18 (kath.ch) Der zurückgetretene spielsüchtige Pfarrer aus Küssnacht im Kanton Schwyz hat deutlich mehr Darlehen aufgenommen, als ursprünglich angenommen: Insgesamt beläuft sich der Betrag auf 2,6 Millionen Franken, wie der Kirchenrat von Küssnacht am Donnerstag mitteilte.

Nach der Bekanntgabe der umfassenden Spielschulden des katholischen Geistlichen Mitte Juni haben sich laut dem Kirchenrat von Küssnacht noch 30 weitere Personen gemeldet, die der Pfarrer um finanziellen Beistand anging. Dabei habe sich dieser mehrheitlich schriftlich an Einzelpersonen in der Gemeinde gewandt.

Als Grund für seine Finanznot habe der Seelsorger entweder seine Spielschulden offengelegt oder vereinzelt auch von karitativem Engagement gesprochen. Die zusätzlichen Erkenntnisse haben den Kirchenrat dazu bewogen, sich erneut an die Öffentlichkeit zu werden.

84 Geldgeber, 1,2 Millionen zurückbezahlt

Wie der Kirchenrat mitteilt, seien die Anfragen sehr diskret verlaufen. Die angesprochenen Personen hätten jeweils geglaubt, sie seien die einzigen, die der Seelsorger um Unterstützung bitte. Insgesamt sind auf diese Weise aber 84 Personen angefragt worden, die dem Pfarrer insgesamt 2,6 Millionen Franken ausgeliehen haben.

Nach übereinstimmenden Angaben der Geldgeber und des Pfarrers konnten Darlehen von 40 Personen in der Höhe von 1,2 Millionen Franken zurückbezahlt werden. Allerdings seien möglicherweise neue Darlehen aufgenommen worden, um alte zu begleichen, heisst es in der Mitteilung.

Zehn Personen wollen anonym bleiben

Die noch offenen Darlehen in der Höhe von 1,4 Millionen Franken verteilen sich auf 44 Personen. Davon wünschten aber zehn Personen anonym zu bleiben und würden allenfalls darauf verzichten, das Geld zurückzufordern, heisst es in der Mitteilung. Die meisten der Gläubiger lebten in der Gemeinde Küssnacht oder in der Umgebung, schreibt der Kirchenrat.

Nach Bekanntwerden des Rücktrittes des Seelsorgers haben sich in einer Petition an das Bistum Chur bereits 1400 Gläubige für das Verbleiben des Pfarrers in der Pfarrei ausgesprochen. Gleichzeitig wurden in einer Sammelaktion 15’000 Franken gespendet. Der Kirchenrat prüft laut Mitteilung ein Spendenkonto zur Schadensbegrenzung zu errichten.

Den Schaden beheben

Hanstoni Gamma, Präsident des Kirchenrats, nimmt laut Mitteilung die Sympathiekundgebungen auf und hofft, dass diese «den Pfarrer in seinem öffentlich erklärtem Willen bestärken, alles ihm Mögliche zu tun, um den entstandenen Schaden zu beheben».

Um in Küssnacht bald wieder zur Normalität zurückkehren zu können, ruft der Kirchenrat dazu auf, Hinweise und Unterlagen, die zur Aufarbeitung der Situation hilfreich sein können, einzureichen.

Wut, Trauer, offene Fragen

In einen sehr persönlich gehaltenen Schreiben des Seelsorgeteams wird im aktuellen Pfarreiblatt auf die aktuelle Situation und auf häufig gestellte Fragen, welche die Seelsorge betreffen, eingegangen. Die Pfarrei stehe vor einer «veränderten Situation», schreibt Pastoralassistentin Claudia Zimmermann.

In diesem Schreiben wird auf die Umstände für den Weggang des Priesters nicht weiter eingegangen, ebenso sei die Frage nach Schuld oder Nicht-Schuld an einem anderen Ort zu stellen.

Absage von Taufen und Trauungen

«Bei manchen ist die Wut im Vordergrund, bei andern die Trauer, bei andern das Gefühl einer unwirklichen Situation», heisst es in dem Schreiben. Bereits vereinbarte Trauungen oder Taufen hätten abgesagt werden müssen, andere Pfarreiangehörige seien durch die Darlehen direkt betroffen, wieder andere einfach enttäuscht von «der Kirche», heisst es im Schreiben.

Dem Seelsorgeteam ist es indes wichtig hervorzuheben, dass das kirchliche Leben in Küssnacht für die Pfarreiangehörigen mit geringen Veränderungen und Einschränkungen weitergeführt werde. (ms)

Im Casino | © pixabay.com / Linda72
14. Juli 2018 | 10:04
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