Kardinal Gerhard Ludwig Müller an seinem letzten Amtstag als Leiter der Glaubenskongregation, 2017.
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Kardinal Müller: Keine Differenzen mit Papst Franziskus

Mainz, 2.7.17 (kath.ch) Kardinal Gerhard Ludwig Müller (69) hat sich zu seiner Ablösung als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation geäussert. «Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht», sagte er der Mainzer «Allgemeinen Zeitung» (Onlineausgabe Samstag). Auch über das päpstliche Schreiben «Amoris laetitia» habe es keinen Streit gegeben. Bedauern bekundete Müller darüber, dass der Papst vor wenigen Wochen drei seiner Mitarbeiter entlassen habe. «Das waren kompetente Leute.»

Er selbst habe am Freitagmittag von Franziskus erfahren, dass dieser die Position neu besetzen wolle. «Mir macht das wenig aus», so der Kardinal. «Jeder muss mal aufhören.» Seine fünfjährige Amtszeit sei abgelaufen. Der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er dazu übergehen wolle, die Amtszeiten generell auf fünf Jahre zu begrenzen, «und da war ich der Erste, bei dem er das umgesetzt hat».

«Mir macht das wenig aus»

Er werde im Vatikan bleiben, kündigte Müller an: «Ich werde wissenschaftlich arbeiten, meine Funktion als Kardinal weiter ausüben, in der Seelsorge tätig sein. Ich habe in Rom genug zu tun.»

Die künftige Position von Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller bleibt vorerst offen. Er habe weiterhin Anspruch auf seine dortige Wohnung, sagte er am Sonntag vor Journalisten in Mainz. Der Kardinal, dessen Amtszeit als Leiter der Römischen Glaubenskongregation am heutigen Sonntag endet, erklärte weiter, er wolle wie bisher den Glauben «und die Wahrheit des Evangeliums verkünden und nicht den Leuten nach dem Munde reden».

«Jeder muss mal aufhören.»

Offiziell nannte der Vatikan keine Gründe für die Ablösung Müllers. Medien hatten bereits seit einiger Zeit darüber spekuliert. Bei der Interpretation von «Amoris laetitia» (2016) waren gegensätzliche Auffassungen zwischen Müller und dem Papst offensichtlich geworden. Müller vertrat öffentlich die Auffassung, dass auch nach diesem Dokument der Kommunionempfang für geschiedene Katholiken, die zum zweiten Mal geheiratet haben, nur dann möglich sei, wenn sie in dieser Verbindung sexuell enthaltsam lebten. Der Papst hiess hingegen Interpretationen gut, die einen Kommunionempfang auch ohne eine solche Lebensweise in Einzelfällen gestatteten.

Der am 31. Dezember 1947 im heutigen Mainz-Finthen geborene Müller ist ein Theologe von internationalem Ruf. Am Sonntag feiert er einen Gottesdienst in Mainz. Müllers Nachfolger wird der bisherige Sekretär der Glaubenskongregation, Luis Francisco Ladaria Ferrer. (kna)


Kardinal Gerhard Ludwig Müller an seinem letzten Amtstag als Leiter der Glaubenskongregation, 2017. | © KNA
2. Juli 2017 | 12:02
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