Die Borromäus-Kapelle kann ab 1. April bis 31. Oktober 2024 gemietet werden.
Schweiz

Kapelle und Räume zu vermieten: Luzerner Kirche lanciert Experiment

Drei Luzerner Pfarreien wollen etwas Neues wagen und vermieten nun einige Räume – zunächst befristet. Dazu zählt die denkmalgeschützte Borromäus-Kapelle. «Wir wollen anderen Menschen die Möglichkeit geben, in unseren Räumen ihre Träume zu verwirklichen», sagt Mediensprecherin Ingrid Schmid.

Barbara Ludwig

Ab März vermieten die Luzerner Pfarreien St. Johannes, St. Karl und St. Paul vier verschiedene Räume. Dies geschieht im Rahmen des Projekts «Zwischenraum» der Katholischen Kirche Luzern, wie aus einer Medienmitteilung vom 25. Januar hervorgeht.

Die Räume sind zwischen 18 bis 68 Quadratmeter gross. Drei davon sind mit Tischen und Stühlen ausgestattet, zum Teil gehört eine kleine Küche dazu. Beim vierten Raum handelt es sich um die Borromäus-Kapelle auf dem Gebiet der Pfarrei St. Karl. Sie ist 27 Quadratmeter gross und denkmalgeschützt.

«Zu grosses Kleid für uns alleine»

«Die Kosten für unsere Gebäudeinfrastruktur werden immer teurer. Ein Grund dafür sind die Kirchenaustritte. Unser Kleid – im übertragenen Sinne – ist für uns alleine auf Dauer zu gross. Aus diesem Grund suchen wir neue Nutzungsmöglichkeiten», sagt Mediensprecherin Ingrid Schmid auf Anfrage.

Ingrid Schmid, Mediensprecherin Katholische Kirche Stadt Luzern.
Ingrid Schmid, Mediensprecherin Katholische Kirche Stadt Luzern.

Die Kirche sieht sich demnach gezwungen, Geld zu sparen. Doch es gibt auch eine ideelle Komponente. Mit dem Angebot wolle die Katholische Kirchgemeinde der Stadt Luzern der Gesellschaft Räume für Ideen und Projekte zur Verfügung stellen, sagt Ingrid Schmid. «Wir wollen anderen Menschen die Möglichkeit geben, in unseren Räumen ihre Träume zu verwirklichen.» Dies sei eine Dienstleistung der Kirche, die in dieser projektmässigen Form neu sei.

Neue Erfahrung von Kirche-sein

Damit wolle man gleichzeitig auch neue Erfahrungen von Kirche-sein machen, antwortet Ingrid Schmid auf die Frage, was man sich denn vom Projekt erhoffe. «Es sind kirchliche Räume. Man trifft andere Menschen unter dem einen Dach der Kirche, trinkt mal einen Kaffee in der gleichen Küche.»

Der Raum "Bachstei", den die Luzerner Pfarrei St. Paul vermietet.
Der Raum "Bachstei", den die Luzerner Pfarrei St. Paul vermietet.

Bewerben können sich einzelne Personen, Kollektive und Vereine, die daran interessiert seien, «die Räume mit ihren Ideen zu bereichern», heisst es in der Mitteilung. Besonders willkommen sind Künstlerinnen und Künstler sowie soziale Projekte.

Offenheit gegenüber Kirche erwartet

Ausschlusskriterien habe man keine formuliert, sagt Ingrid Schmid. «Wir sind recht offen.» Die Pfarreileitung entscheide jeweils, was zu dem betreffenden Ort und zu den Menschen dort passe. «Was wir jedoch erwarten, ist eine grundsätzliche Offenheit gegenüber der Kirche.»

"Büro Pfarrhaus" befindet sich im Pfarrhaus der Luzerner Pfarrei St. Johannes.
"Büro Pfarrhaus" befindet sich im Pfarrhaus der Luzerner Pfarrei St. Johannes.

Bereits jetzt werden die kirchlichen Lokale in der Stadt Luzern gemäss Mitteilung von zahlreichen, auch kirchenfernen Vereinen und Gruppierungen genutzt.

Experiment

Gemietet werden können die Räume vorerst nur für eine begrenzte Zeit, je nach Raum zwischen zwölf und 15 Monaten. Die Kapelle kann nur vom Frühling bis im Herbst gemietet werden, da sie nicht geheizt werden kann. «Es handelt sich um ein Experiment», erklärt Ingrid Schmid. Nach Beendigung des Mietverhältnisses evaluiere man jeden Fall einzeln. «Wenn es in einem Fall nicht funktionieren sollte, könnten andere Räume in Frage kommen.»

Raum "Gerlisberg", Pfarrei St. Johannes in  Luzern.
Raum "Gerlisberg", Pfarrei St. Johannes in Luzern.

Laut der Mediensprecherin können die Räume nach der Pilotphase auch dauerhaft vermietet werden. In diesem Fall würde man nicht mehr von einem «Zwischenraum», das heisst einer Zwischennutzung sprechen, sondern von einer längerfristigen Umnutzung.

Kapelle darf nicht verändert werden

Besondere Nutzungsvorschriften gibt es nur bei der Borromäus-Kapelle. Wegen ihres Status als denkmalgeschütztes Gebäude dürfe darin nichts verändert werden, sagt Ingrid Schmid. Bislang wurden in dem kleinen Gotteshaus noch Taufen, Rorate-Feiern und Gedenkfeiern für Verstorbene durchgeführt. Wie Ingrid Schmid sagt, wären solche Feiern auch in Zukunft noch möglich – jedoch nur in der Zeit, in denen die Kapelle nicht vermietet ist.

Günstige Preise

Der Raum «Gerlisberg» auf dem Gebiet der Pfarrei St. Johannes ist mit 68 Quadratmetern der grösste. Der Mietpreis beträgt monatlich 680 Franken inklusive Internetanschluss, Strom und Wasser. Die Mietkosten für die Borromäus-Kapelle werden auf Anfrage bekannt gegeben.

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In ihrer Mitteilung spricht die Kirchgemeinde von «marktfähigen» Mietpreisen, die für die Räume bezahlt werden müssen. Dies bedeute, so Ingrid Schmid, dass die Preise «günstig» seien und vergleichbar mit denjenigen anderer Zwischennutzungen.


Die Borromäus-Kapelle kann ab 1. April bis 31. Oktober 2024 gemietet werden. | © Katholische Kirche Luzern
30. Januar 2024 | 17:00
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