Homosexualität
Schweiz

Jungscharen wehren sich gegen den Vorwurf der Homophobie

Uster ZH, 28.6.17 (kath.ch) Im Zusammenhang mit der Streichung der J+S-Fördergelder für freikirchliche Jugendgruppen deckt die Zeitung «20 Minuten» (28. Juni) auf, dass der «Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen» (BESJ) auf seiner Website homophobe Äusserungen publiziert hatte. Der BESJ hat sich inzwischen für den Fehler entschuldigt und die entsprechenden Passagen entfernt.

Heftige Vorwürfe gegen den «Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen»: Auf seiner Homepage stünden homophobe Äusserungen wie «Homosexualität gehört zu den Kennzeichen Ungläubiger» oder «Homosexualität gehört zu den Taten der Gottlosen», berichtet «20 Minuten» (28. Juni). Wer in der Suchfunktion auf der Website den Begriff «Homosexualität» eingibt, findet inzwischen jedoch keine Ergebnisse mehr.

«Wir hätten das kontrollieren müssen.»

Die oben genannten Sätze hätten sich tatsächlich auf der Website befunden, bestätigt Adrian Jaggi, beim BESJ zuständig für Gemeindebau und Coaching, gegenüber kath.ch. Dabei handelte es sich um Überschriften zu einer Suchmaske für Bibelstellen. «Die Überschriften wurden vor zehn Jahren von uns erstellt», so Jaggi, der unumwunden zugibt, dass das ein Fehler war. «Wir hätten das kontrollieren müssen.» Auch Jaggi wurde erst durch den Bericht im «20 Minuten» auf den Sachverhalt aufmerksam. «Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich diese Überschriften schon lange gelöscht.»

Alle willkommen

Beim BESJ seien alle Menschen willkommen, auch Homosexuelle. «Selbst wenn sich jemand, der bei uns einen Kurs macht, als homosexuell outet, wird er den Kurs machen können», so Jaggi. Was das für die Einsatzmöglichkeiten der betreffenden Person in der Gemeinde vor Ort heisst, könne er nicht sagen.

Auf die Frage, welche Haltung der BESJ selber gegenüber Homosexualität habe, gibt Jaggi keine klare Antwort: «Wir machen keinen Schulungsblock zu diesem Thema. Betroffene dürfen die Kurse besuchen.» Der BESJ habe keinen Auftrag, die Kursteilnehmenden in umstrittenen Themen theologisch inhaltlich zu prägen. Er sei bei den meisten Themen inhaltlich auf der Linie der meisten Freikirchen und reformierten Kirchen. Homosexualität sei jedoch ein umstrittenes Thema, weshalb sie kein Lehrthema im BESJ ist. Im Zusammenhang mit den Anfeindungen durch «20 Minuten» sei man aber dabei, eine Gegendarstellung zu verfassen.

Charta des Schweizer Sports

Der BESJ war, zusammen mit anderen freikirchlichen Jugendverbänden, vom Entscheid des Bundesamtes für Sport (Baspo), freikirchlichen Jugendverbänden keine «Jugend und Sport» (J+S)-Fördergelder mehr zu bezahlen, betroffen. Gemäss den jüngsten Entwicklungen der Gespräche zwischen den Jugendverbänden und dem Baspo zeichnet sich nun aber doch eine Möglichkeit ab, dass freikirchliche Jugendverbände weiterhin J+S-Fördergelder erhalten können. Die betroffenen christlichen Verbände müssten dazu eine Dachorganisation gründen. Diese muss der Charta des Schweizer Sports zustimmen und die Ziele von J+S umsetzen. In der Charta heisst es unter Punkt 1, Gleichbehandlung für alle: «Nationalität, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft, religiöse und politische Ausrichtung führen nicht zu Benachteiligungen.» Auf der Website ist ausserdem ein «Merkblatt Homophobie» aufgeführt, das mit «Homosexualität ist kein Problem, Homophobie schon» übertitelt ist.

Die betroffenen Jungscharen führen am 1. Juli auf dem Bundesplatz im Bern eine Demonstration durch, um Politikern zu zeigen, wie ihre Jugendarbeit konkret aussieht.

Jubla distanziert sich von den homophoben Äusserungen

Kurz nach Erscheinen des Artikels im «20 Minuten» hat sich der katholische Jugendverband «Jungwacht und Blauring» (Jubla) von den homophoben Äusserungen auf der Website des BESJ distanziert: «Jungwacht Blauring geht offen mit LGBTI um und fördert die Toleranz & Gleichberechtigung aller», teilt der Verband via Twitter mit. (LGBTI ist die englische Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Menschen). In einer später versandten Medienmitteilung führt Jubla aus: «Als katholischer Kinder- und Jugendverband verurteilt Jungwacht Blauring jede Form von Diskriminierung. In der Jubla sind alle willkommen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Herkunft, Religion – oder ihrer sexuellen Orientierung. Die Jubla steht ein für Akzeptanz und Gleichberechtigung verschiedener sexueller Orientierungen.» Diese offene Willkommenskultur sei durch christliche Werte geprägt und werde von der Jubla im Verband gefördert. Das Thema werde gemäss einem kürzlich erfolgten Beschluss der Bundesversammlung in einem Haltungspapier sichtbar gemacht, welches derzeit in Überarbeitung sei. (sys)

Homosexualität | © pixabay.com CC0 geralt
28. Juni 2017 | 18:10
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