Weihbischof Josef Stübi hinterm Altar.
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Josef Stübi: «Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern Ostern»

Der neue Weihbischof Josef Stübi hat früh seinen Vater verloren. Sein Blick auf Ostern hat sich daraufhin verändert. Maria von Magdala spielt für ihn eine besondere Rolle.

Der neue Weihbischof des Bistums Basel, Josef Stübi, hat dem «Sonntagsblick» ein Interview gegeben. Darin berichtet er, dass er seinen Vater mit 17 Jahren verlor. Das habe seinen Blick auf Ostern verändert.

«Es war eine schreckliche Zeit. Wir lebten auf einem Bauernhof, mein Vater ist bei einem Arbeitsunfall in der Jauchegrube ums Leben gekommen.

Ich denke, jene Zeit hat mich Ostern nähergebracht. Der Karfreitag steht für den Tod. Aber nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern Ostern. Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Zeit», sagt Jesus. Und so habe ich mich auch im Hinblick auf meinen Vater gefühlt: Mein Vater ist jetzt im Himmel und passt auf uns auf. Für mich war das ein starker Trost.»

Weihbischof Josef Stübi
Weihbischof Josef Stübi

Josef Stübi berichtet auch, dass er an die Auferstehung Jesu glaube:

«Der Tod ist eine Gewissheit, die wir alle kennen. Die Auferstehung hingegen kann man nicht einfach nachweisen. Das ist eine Frage des Glaubens. Jesus hat genau dieses Unvorstellbare wahr gemacht. In jeder Messe feiern wir dies als «Geheimnis des Glaubens».

Zum Glauben gehört also ein Geheimnis, das wir nicht erklären können. Wir können es aber deuten. Für mich ist Ostern das Fest einer grossen Liebe. Die Liebe Gottes ist stärker als alles – sogar stärker als der Tod. Dies zeigt sich in Tod und Auferstehung Jesu.»

Osterfeuer vor Jesus am Kreuz, Chur
Osterfeuer vor Jesus am Kreuz, Chur

Auf die Frage, ob der Papst zu untätig sei, meint der Weihbischof:

«Wir müssen zwischen den Zeilen lesen, um den Papst zu verstehen. Der Papst hat einen synodalen Prozess angestossen. Auf einmal diskutiert die Kirche auf der ganzen Welt über Themen, die vor seinem Pontifikat noch weitgehend tabu waren. Die Kirche ist in Bewegung, wird sich verändern, entwickelt sich weiter.»

Zum Zölibat hat er eine klare Meinung:

«Als Bischof halte ich mich an die Vorgaben der Kirche. Trotzdem habe ich meine Ansichten, stehe dazu und versuche meine Meinung überzeugend einzubringen. Die Kirche kannte jahrhundertelang keinen Pflichtzölibat, der kam erst später. Der Pflichtzölibat könnte abgeschafft werden.»

Katholische Priester verpflichten sich, ehelos zu leben.
Katholische Priester verpflichten sich, ehelos zu leben.

Ebenfalls zur Frauenfrage in der katholischen Kirche:

«Zum Ostermorgen gehört Maria von Magdala. Der erste Mensch, der von der Auferstehung Jesu erfährt, ist eine Frau. Sie hat diese Botschaft zu den Aposteln gebracht. Das ist ein Statement, auf das die heutige Kirche sehr gut hören muss. Bei Jesus waren die Frauen viel präsenter als später in der Kirchengeschichte.

Trauernde Maria von Magdala – Figur in der Kirche Sankt Castor in Treis-Karden (D)
Trauernde Maria von Magdala – Figur in der Kirche Sankt Castor in Treis-Karden (D)

Es reicht nicht, nur über den Zölibat zu diskutieren oder darüber, ob Frauen Diakoninnen werden dürfen. Wir leben im 21. Jahrhundert. Frauen, die eine Berufung haben, sollten geweiht werden können. Alles, was Frauen diskriminiert, ist ungerecht»

Dem Interview ist ferner zu entnehmen, dass er vermutlich ein lesbisches oder schwules Paar segnen würde:

«Wir können uns als Kirche doch nur freuen, wenn ein Paar sich liebt, Verantwortung füreinander übernimmt und sagt: Wir haben das religiöse Bedürfnis, unsere Liebe segnen zu lassen. Insofern würde ich es wohl tun. Ich sehe kein theologisches Argument, das dagegenspricht.»

Josef Stübi (62) ist neuer Weihbischof des Bistums Basel. Er stammt aus dem luzernischen Rothenburg. Die Bischofsweihe fand am 26. Februar in der Kathedrale von Solothurn statt. In einem Interview mit dem «Sonntagsblick» sprach er unter anderem über die christliche Botschaft des Osterfestes. (sas)


Weihbischof Josef Stübi hinterm Altar. | © José Ramón Martinez
9. April 2023 | 13:10
Lesezeit: ca. 2 Min.
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