Weihbischof Josef Stübi an einer Medienkonferenz des Bistums Basel
Schweiz

Weihbischof Josef Stübi: «Kirche muss in der virtuellen Welt attraktiver präsent sein»

Der neue Weihbischof von Basel, Josef Stübi, ist seit kurzem auch Medienbischof. Er möchte die kirchliche Medienarbeit noch verstehen lernen. «Da ich diesbezüglich ein Neuling bin, heisst das zunächst zuhören und Kontakte knüpfen.» Ihm sind Objektivität, faktenbasierte Berichterstattung und damit Glaubwürdigkeit wichtig. Von Fake News hält er nichts.

Charles Martig

Wie beginnt Ihr Tag: mit Zeitung und Kaffee oder Smartphone und Dusche?

Weihbischof Josef Stübi*: Sowohl als auch: Mein Tag beginnt im Badezimmer und dort läuft jeweils SRF 4 News. Nach dem Morgengebet kommt dann der erste Kaffee mit einem Blick in die vorliegende Zeitung und aufs Smartphone. Je nach Tagesprogramm lese ich die Zeitung «zeitversetzt». Manchmal lege ich Artikel, die mir wichtig und damit lesenswert erscheinen, zur Seite und hole sie hervor, wenn ich mehr Zeit habe. Dies bezieht sich vor allem auf grössere Hintergrunddokumentationen einer Sonntagszeitung.

Von links Weihbischof Josef Stübi und Bischof Felix Gmür.
Von links Weihbischof Josef Stübi und Bischof Felix Gmür.

Was sind Ihre Lieblingsmedien, die sie regelmässig nutzen?

Stübi: Dem Smartphone kann man sich heute kaum mehr entziehen. Ich lese über das Smartphone News von kirchlichen und säkularen Medien. Aber ehrlich gesagt, halte ich auch gerne eine Zeitung oder ein Magazin in den Händen – oder auch ein Buch über aktuelle Themen. Für Radio und Fernsehen bleibt mir oft wenig Zeit, was ich bedauere. Beim Autofahren läuft allerdings oft das Radio. Ich konsumiere Medien ausgewählt und zeitversetzt. Dies ist mit ein Grund, weshalb ich bei der Neuinstallation des Fernsehers «Replay» eingerichtet habe.

Welche Rolle spielen die Leitmedien in der Schweiz für die katholische Kirche?

Stübi: Untersuchungen verweisen darauf, dass Katholikinnen und Katholiken, die sich mit der Kirche verbunden fühlen, gerne auf kirchliche Medien zurückgreifen, weil sie an Themen über Kirche und Glauben interessiert sind. Das ist nach wie vor eine grosse Chance und muss durch guten Journalismus gepflegt werden.

Weihbischof Josef Stübi mit seinem neuen Bischofsstab
Weihbischof Josef Stübi mit seinem neuen Bischofsstab

Und wie steht es mit der grossen Gruppe der «Kirchendistanzieren»?

Stübi: Kirchendistanzierte kommen in den säkularen Medien mit Themen in Berührung, zu denen die Kirche einen Bezug hat, die aber nicht explizit kirchlich sind, zum Beispiel Menschenrechte, Gerechtigkeit, soziales Engagement sowie Bewahrung der Schöpfung. Daher sind die Leitmedien auch für die Kirche wichtig. Sie bringen für uns relevante Inhalte zu Menschen, die wir als Kirche kaum mehr erreichen.

Welches Ziel haben Sie sich als Medienbischof für die Deutschschweiz gesetzt?

Stübi: Ich bin noch nicht lange genug im Amt, um jetzt schon feste Ziele formulieren zu können. Nach der Bischofsweihe war ich noch einige Wochen als Pfarrer in Baden tätig. Zuerst möchte ich die kirchliche Medienarbeit in der Deutschschweiz kennen und verstehen lernen. Da ich diesbezüglich ein Neuling bin, heisst das zunächst zuhören und Kontakte knüpfen. Was mir heute schon klar ist, dass die Kirche in der virtuellen Welt attraktiver präsent sein muss. Auch die Erfahrungen in der Pandemie haben gezeigt, wie wichtig das ist.

Weihbischof Josef Stübi
Weihbischof Josef Stübi

Wie nehmen Sie die Arbeit der Katholischen Medienzentren in Zürich, Lausanne und Lugano wahr?

Stübi: Bis jetzt hatte ich vor allem Kontakt mit dem Katholischem Medienzentrum in Zürich. Ich weiss, um die teils konträren Ansichten über die Arbeit von kath.ch. Persönlich habe ich aber gute Erfahrungen gemacht. Das Zusammenspiel drehte sich hauptsächlich um meine Bischofsweihe. Die Berichterstattung, auch die dafür nötigen Zusammenkünfte, waren wohlwollend und respektvoll. Bald werde ich den Newsroom von kath.ch besuchen und dort den Mitarbeitenden begegnen. Ich freue mich und bin gespannt. Die Medienzentren in Lausanne und Lugano bleiben künftig weiterhin Weihbischof Alain de Raemy zugeordnet.

Abt Urban Federer und Charles Martig im Newsroom von kath.ch
Abt Urban Federer und Charles Martig im Newsroom von kath.ch

Was entnehmen Sie der Botschaft zum Mediensonntag von Papst Franziskus unter dem Titel «Mit dem Herzen sprechen – Von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen»?

Stübi: 2021 sagte der Papst in seiner Botschaft, dass es notwendig sei, sich immer wieder neu überraschen zu lassen, um von der Wahrheit des Lebens berichten zu können. «Es ist notwendig, die bequeme Überheblichkeit des ‹weiss ich schon› abzulegen und sich in Bewegung zu setzen, zu gehen, um zu sehen, bei den Menschen zu sein, ihnen zuzuhören.» Diese Haltung gefällt mir. Was Papst Franziskus in seiner diesjährigen Botschaft zum Mediensonntag 2023 sagt, ist eine Weiterführung: «Die Haltung eines Christen und einer Christin muss jene des offenen Herzens und der offenen Arme sein», sagt er. Nur so kann Gemeinschaft und Kommunikation geschehen und wachsen.

Was bedeutet der Hinweis auf das sprechende Herz in der aktuellen Botschaft des Papstes?

Stübi: Der Hinweis des Papstes auf die tiefgründige Aussage von Franz von Sales «Das Herz spricht zum Herzen» könnte uns in verfahrenen Situationen aufzeigen, wie eine gute Kommunikation möglich ist. Um von Herz zu Herz zu sprechen zu können, müssen beide Seiten der Kommunikation jene Haltung pflegen, auf die ich schon anlässlich meiner Ansprache bei der Bischofsweihe hingewiesen habe: Es ist die Haltung, die sich der junge König Salomo im Hinblick auf seine herausfordernde Aufgabe von Gott erbittet, nämlich «ein hörendes Herz» (1 Kön 3,9) zu haben. So sind wir wieder beim Zuhören, das mir im Unterwegs sein mit anderen Menschen wichtig ist.

In Rom: Der Basler Weihbischof Josef Stübi, links Bischofsvikar Valentine Koledoye, rechts Tatjana Disteli, Generalsekretärin der Aargauer Landeskirche.
In Rom: Der Basler Weihbischof Josef Stübi, links Bischofsvikar Valentine Koledoye, rechts Tatjana Disteli, Generalsekretärin der Aargauer Landeskirche.

Welche Werte sind für Sie persönlich wichtig, wenn es um kirchliche Medienarbeit geht?

Stübi: Objektivität, faktenbasierte Berichterstattung und damit Glaubwürdigkeit. Keine Fake News! Zudem gegenseitigen Respekt gegenüber der Person und der Aufgabe. Papst Franziskus zitiert in seiner Botschaft ein weiteres wichtiges Wort von Franz von Sales: «Wir sind, was wir kommunizieren». Ich ergänze hier: Wir sind, wie wir kommunizieren.

*Josef Stübi wurde am 26. Februar 2023 in St. Ursenkathedrale von Solothurn zum Weihbischof des Bistums Basel geweiht. Im März 2023 wählte ihn die Schweizer Bischofskonferenz zum Medienbischof für die Deutschschweiz. Die SBK teilte mit: «Weihbischof Josef Stübi wird Verantwortlicher des Dikasteriums für die Medien in der Deutschschweiz und Referent der Kommission Justitia et Pax».

Der Live-Stream der Bischofsweihe aus Solothurn wurde von Sibylle Hardegger, Radio- und Fernsehbeauftragte des Katholischen Medienzentrums, begleitet und kommentiert.

Der Mediensonntag der katholischen Kirche in der Schweiz findet am 21. Mai 2023 statt. An diesem Tag setzen sich die Pfarreien mit dem Thema «Medien» und mit der Papstbotschaft zum 57. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel auseinander. Zudem sammelt die Schweizer Bischofskonferenz an diesem Tag die nationale Medienkollekte. Rund die Hälfte dieser Kollekte kommt dem Katholischen Medienzentrum in Zürich zugute.


Weihbischof Josef Stübi an einer Medienkonferenz des Bistums Basel | © Seraina Boner
21. Mai 2023 | 09:45
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