Josef Annen hält die Predigt am Trauergottesdienst von Peter Henrici
Schweiz

Josef Annen: «Die Ernennung zum Weihbischof traf Peter Henrici wie ein Blitz»

Peter Henrici wird gebührlich verabschiedet. In St. Peter und Paul marschieren die Bischöfe und Geweihten auf und füllen den Altarraum. Die Feier gewinnt Konturen mit der Predigt von Josef Annen: «Schnell erkannte Weihbischof Henrici, was die Gläubigen heute erwarten: eine dienende Kirche.» Doch die wichtigsten Ansprachen halten Franziska Driessen-Reding und Eva-Maria Faber ganz am Schluss.

Charles Martig

Die Beerdigung mit einer schlichten Trauerfeier auf dem Friedhof Sihlfeld ist bereits vorbei, als sich an diesem Nachmittag des 14. Juni die Kirche St. Peter und Paul in Zürich füllt. Die Abdankungsfeier von Peter Henrici hat grosses Format. Beim Einzug sind es gleich drei Bischöfe, Joseph Bonnemain, Felix Gmür und Markus Büchel sowie der Nuntius Martin Krebs, die Henrici die letzte Ehre erweisen.

Bischof Joseph Bonnemain steht der Trauerfeier vor

Der Altarraum füllt sich mit Würdenträgern, begleitet von Ministrantinnen. Pfarrer Martin Stewen und Liturgie-Fachmann Martin Conrad, beide von St. Peter und Paul, organisieren gewandt im Hintergrund. Sie haben die Liturgie vorbereitet. Im Zentrum steht Bischof Joseph Bonnemain als Hauptzelebrant. Wie es sich für den Abschied eines Weihbischofs gehört, wird die Eucharistiefeier nach kirchlicher Norm durchgeführt.

Joseph Maria Bonnemain am Trauergottesdienst für Peter Henrici
Joseph Maria Bonnemain am Trauergottesdienst für Peter Henrici

Ein erster Höhepunkt bildet die Homilie von Josef Annen. Als ehemaliger Generalvikar und Nachfolger von Peter Henrici in Zürich, hat er viele Erfahrungen mitzuteilen und Geschichten zu erzählen. Ausgangspunkt der Predigt ist der Prolog des Johannesevangeliums: «Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.» Dieser Kernsatz helfe ein wenig zu verstehen, wer Peter Henrici war, was er geglaubt und wofür er gelebt habe. «Schnell erkannte Weihbischof Henrici, was die Gläubigen heute erwarten: eine dienende Kirche.»

Glück für die Ökumene und ein Segen für das Bistum

Annen schildert den Lebensweg von Peter Henrici: Von seinen Jugendjahren als Diasporakatholik in Zürich, den Eintritt in den Jesuitenorden, über die Professur für neuzeitliche Philosophie an der römischen Gregoriana bis zu seiner Einsetzung als Weihbischof und Generalvikar von Zürich.

Peter Henrici, emeritierter Weihbischof von Chur.
Peter Henrici, emeritierter Weihbischof von Chur.

«Die Ernennung zum Weihbischof von Chur durch Papst Johannes Paul II. im Jahre 1993 traf Professor Henrici wie ein Blitz aus heiterem Himmel.» Das war ein Glück für die Ökumene im Kanton Zürich und auch ein Segen für das Bistum Chur. Peter Henrici habe Annen rückblickend gesagt: «Ich habe mich durchgewurstelt.» Annen entgegnete: «Nein, du hast dich durchgearbeitet.»

Felix Gmür, Christian Rutishauser und Markus Büchel an der Trauerfeier für Peter Henrici
Felix Gmür, Christian Rutishauser und Markus Büchel an der Trauerfeier für Peter Henrici

Die Eucharistiefeier dauert länger als üblich. Für diese Feier des verstorbenen Weihbischofs nehmen sich die Bischöfe Zeit. Ein zeitloser Moment der Ruhe und spirituellen Gelassenheit breitet sich in der Stadtkirche aus.

Zum Abschluss der Eucharistiefeier wird «Grosser Gott…» angestimmt. Für normale Gläubige klingt hier die Feier aus. Aber wo sind die Frauen in diesem Gottesdienst? Endlich wird ein Wort von Franziska Driessen-Reding angekündigt. Die scheidende Präsidentin des Synodalrats im Kanton Zürich tritt an den Ambo. Sie nutzt die Gunst der Stunde und ergreift das Wort in einem Geist, wie es Peter Henrici wohl gefallen hätte.

Henrici wollte professionellen Journalismus in der Kirche

«Weihbischof Henrici forderte einen professionellen Journalismus, auch in der Kirche. So anerbot er sich 1993 auch, das Ressort Kommunikation und Medien der Bischofskonferenz zu übernehmen.» Driessen-Reding fügt an, dass er eine Medienkommission wollte, in der Expertinnen und Experten ihr Stimme einbringen, ohne Rücksicht auf Hierarchie.

Franziska Driessen-Reding spricht am Trauergottesdienst und würdigt Peter Henrici als Medienbischof
Franziska Driessen-Reding spricht am Trauergottesdienst und würdigt Peter Henrici als Medienbischof

Was nun folgte, erinnerte an die Fastenpredigten von Papst Franziskus: «Im Gegensatz zur Körperschaft und zum heutigen Bischof, die sich auf politischer Ebene nichts mehr zu sagen getrauen, sagte er seine Meinung, zeigte eine Offenheit für die Anliegen dieser Welt», hielt Driessen-Reding pointiert fest. Henrici pflegte ein weltoffenes Verhältnis zu Medien und Journalismus. Die Medienarbeit von katholischen Journalistinnen und Journalisten in säkularen Medien wollte er gewürdigt sehen. Und an professionellen, journalistischen Kriterien gemessen.

Schweigen war gestern

Franziska Driessen-Reding schloss mit den Worten: «Weihbischof Henrici brauchte aber keine Hofberichterstattung. Und so wünsche ich uns: Finden wir einen offenen, kritischen Geist. Stärken wir uns. Nach Vorbild von Peter Henrici. Und wirken jeder Tendenz, uns auf uns selbst zurückzuziehen, entgegen.  Wir sind für die Welt da. Schweigen war gestern.» Die Anwesenden Gläubigen verstanden den Bezug zur Aktualität und applaudierten spontan.

Eva-Maria Faber spricht am Trauergottesdienst von Peter Henrici
Eva-Maria Faber spricht am Trauergottesdienst von Peter Henrici

Eva-Maria Faber gab eine weitere Würdigung, die sich mehr auf den theologischen Verdienst von Peter Henrici bezog. War Henrici doch auch langjähriger Professor und Dozent an der Theologischen Hochschule in Chur.

Nuntius Martin Krebs liest die Beileidsadresse von Kardinal Pietro Parolin - am Trauergottesdienst für den Peter Henrici
Nuntius Martin Krebs liest die Beileidsadresse von Kardinal Pietro Parolin - am Trauergottesdienst für den Peter Henrici

Die Feier schloss mit einem formellen Akt. Nuntius Martin Krebs verlas die Beileidsadresse des Kardinals Pietro Parolin. Der Vatikan hatte also das letzte Wort in dieser gehaltvollen Feier. Hier wurde nicht irgendwer verabschiedet, sondern ein «intellektuelles, menschliches und spirituelles» Schwergewicht der katholischen Kirche.

Die Originaltexte des Gottesdienstes vom 14. Juni 2023 in der Kirche St. Peter und Paul in Zürich sind auf zhkath.ch zu finden.


Josef Annen hält die Predigt am Trauergottesdienst von Peter Henrici | © Sibylle Ratz
15. Juni 2023 | 17:29
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