James Bond (Daniel Craig) kehrt in "No Time to Die" aus seiner Frühpensionierung zurück
Filmtipp

James Bond in Matera: Passionsspiel über einen Frühpensionierten

Das Intro des neuen James Bond hat es in sich. Ausgerechnet im süditalienischen Matera startet Bond ins neue Abenteuer von 007. Der Drehort von bekannten Jesusfilmen ist Ausgangspunkt für die Passion des Helden. Der Film ist ab heute in den Schweizer Kinos.

Charles Martig

Es ist bekannt: Drehbücher von Mainstream-Filmen greifen auf christliche Erzählungen zurück. Von «Terminator» (1984) über «Matrix» (1999) bis «James Bond» ist dieser Rückgriff auf die biblischen Vorlagen offensichtlich.

Überdeutlich ist das in «No Time to Die» (2021), dem neusten James-Bond-Film. Ausgerechnet Matera ist Schauplatz der ersten halben Stunde. Noch bevor der animierte Vorspann des Bond-Films beginnt, sehen wir James Bond (Daniel Craig) und Madeleine Swann (Léa Seydoux) als Liebespaar aus ihrem Aston Martin in der pitoresken Altstadt aussteigen.

Matera – Schauplatz von Jesusfilmen

Matera ist ein legendärer Drehort in der Basilikata, ganz im Süden in Italiens Absatz gelegen. Prägend sind vor allem Pier Paolo Pasolinis «Il Vangelo secondo Matteo» (Das Erste Evangelium nach Matthäus, 1964) und Mel Gibsons «The Passion of the Christ» (2004). Auch Milo Rau geht mit seinem neuen Jesusfilm «Das Neue Evanglium» nach Süditalien, um dem legendären Ort seine Referenz zu erweisen.

Während Milo Rau ein politisches Passionsspiel inszeniert, das die Öffentlichkeit sucht, bietet uns nun Cary Fukunaga (Regie) und sein Drehbuch-Team einen James Bond, der sich ins Private zurückzieht. Aber diese Form der Frühpensionierung will einfach nicht gelingen. Der Traum von der romantischen Liebe und dazu gehöriger Familienidylle trifft auf die harte Realität. Man kann den neuen James Bond als ein Passionsspiel eines Frühpensionierten im Mainstream-Kino lesen.

Passionsspiel 2.0

Unterstrichen wird das Leiden an der Welt mit der Kindheitsgeschichte von Madeleine, die bei einem Attentat auf ihr Elternhaus die Mutter verloren hat. Und von James, der in Matera das Grab seiner geliebten Vesper besucht, die auf tragische Weise in Venedig starb. Dieser Besuch auf dem Friedhof bedeutet für Bond höchste Lebensgefahr.

Die Hauptfiguren sind verletzte Existenzen, die um ihre Verluste trauern. Diese beiden Figuren nun in Matera als Liebespaar auftreten zu lassen, ist durchaus mit Kalkül komponiert. Wer sich im Jesusfilm etwas auskennt und die Bedeutung von Matera als Schauplatz der Passion Christi im Film mitdenkt, weiss bereits zu Beginn dieses Films: Ich bin in einem Passionsspiel 2.0.

Keine Zeit zum Sterben

Wen wundert es, dass nun im neuen Bond-Abenteuer viele religiöse Symbole als Versatzstücke in der filmischen Erzählung auftauchen. Luzifer ist mit von der Partie. Die Frage nach Gott darf nicht fehlen. Und im Hintergrund der Handlung schwelt das Thema Verrat, Schuld und Vergebung. Da stellt sich die dringende Frage: Gibt es wirklich keine Zeit zum Sterben?

Auf diesen Film haben viele Bond-Fans sehnsüchtig gewartet. Es lohnt sich, in die fiktive Welt einzutauchen, nicht nur wegen der Action. Denn der Jesusfilm ist nicht weit entfernt.

Hinweis: Unter der Rubrik «Religion anders» bringt kath.ch am Samstag eine ausführliche Filmkritik zu «No Time to Die».

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James Bond (Daniel Craig) kehrt in «No Time to Die» aus seiner Frühpensionierung zurück | © 2021 Danjaq, LLC and MGM. All rights reserved
30. September 2021 | 12:00
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