Peter Camenzind, neuer Generalvikar der Urschweiz, spricht mit Ordensfrauen.
Zitat

Ist Peter Camenzind der Progressivste im Churer Bischofsrat?

«Frauen seien eine wichtige Inspirationsquelle für die Kirche und für ihn persönlich, sagt Peter Camenzind. Sein eigener Glaube ist geprägt von Frauen, begonnen bei seinen Grossmüttern über Chiara Lubich (‘sie hat mich gelehrt, die Kirche nicht so eng zu sehen und das Priestertum nicht nur von der Hierarchie her zu denken…’) bis zu Gisa Maia, Exerzitienmeisterin und Gründerin einer Gemeinschaft, die sich in Brasilien für die Ärmsten einsetzt.

Wollte Jesus Frauen als Priesterinnen?

Diese starken Frauen bewegen etwas in ihm: ‘Bisher ging ich davon aus, dass Jesus nur Männer als Priester wollte, da er die Apostel dazu ausgewählt hat.’ Daher könne die Kirche darüber gar nicht befinden und ‘in dieser Frage nicht einfach nach den Forderungen unserer Zeit entscheiden’.

Peter Camenzind am Palmsonntag in  Salvador de Bahia, Brasilien
Peter Camenzind am Palmsonntag in Salvador de Bahia, Brasilien

Doch die Erfahrung mit dieser Frauengemeinschaft in Brasilien lässt ihn diese Position überdenken. ‘Ich halte Ausschau nach Hinweisen, ob Jesus in dieser Zeit vielleicht auch Frauen in diesem Amt möchte.’

Beauftragung von Christus

Auch der Blick in die Kirchengeschichte zeige: ‘Man kann Seelsorge und kirchliches Leben nicht immer hierarchie-  und regelkonform aufbauen, darum hatten immer wieder Frauen leitende Positionen. Aber es war kirchenrechtlich nie gut abgesichert.’

Peter Camenzind in Salvador Brasilien bei der Gemeinschaft von Gisa Maria «Recanto da Transfiguração»
Peter Camenzind in Salvador Brasilien bei der Gemeinschaft von Gisa Maria «Recanto da Transfiguração»

Der Kontakt mit jungen Priestern, die um ihre Rolle und Identität ringen, hat in ihm aber auch die Überzeugung gestärkt, ‘dass das Priesteramt für die Kirche weiterhin wichtig ist’. Denn die Beauftragung dazu ‘kommt von Christus selbst, durch die Weihe’. Das sei ein Geheimnis, ‘das weiterwirkt in der Kirche’.

In Zukunft auch Frauen zu Priesterinnen weihen

Es dürfe daher nicht sein, dass die Frauenfrage dieses Amt zerstört oder aushöhlt, dass man aus Frust das Priesteramt abwertet und als nicht mehr nötig ansieht. Von daher – überlegt er – wäre es vielleicht sogar gut, dass in Zukunft auch Frauen zu Priesterinnen geweiht werden – um die sakramentale Berufung der Kirche zu schützen.

Das Zürcher Pfarrblatt «Forum» hat alle Mitglieder des Churer Bischofsrates zum Thema Frauenpriestertum befragt. Die progressivste Ansicht vertreten nicht die Frauen – Kanzlerin Donata Bricci und Personalchefin Brigitte Fischer Züger –, sondern Peter Camenzind, der Generalvikar für die Urschweiz.

Peter Camenzind machte unter Bischof Vitus Huonder und dem Apostolischen Administrator Peter Bürcher Karriere. Wegen seiner zurückhaltenden Art wird er oft unterschätzt. Nun zeigt sich aber, dass er aufgeschlossener ist als gedacht – und liberaler als der Zürcher Generalvikar Luis Varandas.

Peter Camenzind (rechts) unterwegs mit Luis Varandas auf der Pfarreireise nach Portugal
Peter Camenzind (rechts) unterwegs mit Luis Varandas auf der Pfarreireise nach Portugal

Varandas behauptet, er habe sich «noch nicht mit der Frage auseinandergesetzt, ob Frauen zu Priesterinnen geweiht werden sollen». Dabei war er bis vor kurzem Mitglied des Zürcher Synodalrats, dessen Präsidentin Franziska Dressing-Reding vor allem diese Frage zum Thema macht. (rr)


Peter Camenzind, neuer Generalvikar der Urschweiz, spricht mit Ordensfrauen. | © Vera Rüttimann
25. Juni 2021 | 15:31
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