Pressekonferenz zur Vorstellung des Arbeitsinstruments für die Weltsynode.
Schweiz

«Instrumentum laboris» zur Weltsynode bleibt vage

Die weltweite Bischofssynode vom kommenden Oktober ist thematisch eingefädelt – dank dem neu veröffentlichten «Instrumentum laboris». Es werden viele Fragen gestellt. Zu queeren Menschen, zu Frauen, zu Klerikalismus. Antworten werden keine geliefert.

Regula Pfeifer

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat vor gut einem Jahr angekündigt, sich in Rom für eine «bessere Inklusion aller Getauften» stark machen zu wollen. Konkret gehe es um die Teilhabe von Frauen, wiederverheirateten Geschiedenen und LGBTQ. Dies teilte die SBK Ende Mai 2022 mit, im Anschluss an die nationale synodale Versammlung in Einsiedeln.

Schweizer Bischöfe bei der Vollversammlung im Kloster Einsiedeln, 2023
Schweizer Bischöfe bei der Vollversammlung im Kloster Einsiedeln, 2023

Das Frauenanliegen scheint in Rom angekommen zu sein. Entscheidendes dazu steht im aktuellen Arbeitsdokument für die Bischofssynode vom Herbst. Und zwar unter dem Frage-Titel: «Wie kann die Kirche unserer Zeit ihre Sendung durch eine stärkere Anerkennung und Förderung der Taufwürde von Frauen fördern?»

Wichtige Rolle der Frauen

«Alle Kontinentalversammlungen rufen (…) dazu auf, der Erfahrung, dem Status und der Rolle von Frauen Aufmerksamkeit zu schenken», wird da ausgeführt. Die Versammlungen betonten demnach die wichtige Rolle der Frauen bei der Verkündigung des Evangeliums, der Glaubenserziehung und beim diakonischen Wirken an den Rändern der Gesellschaft.

Die Gleichstellungsforderung des Frauenkirchenstreiks 2019 hat im Thurgau Widerhall gefunden.
Die Gleichstellungsforderung des Frauenkirchenstreiks 2019 hat im Thurgau Widerhall gefunden.

Die Frage der Teilhabe von Frauen – insbesondere ihre Präsenz in Leitungspositionen – habe sich als entscheidend erwiesen bei der Suche nach einer synodaleren Kirche, heisst es weiter. Die Kirche müsse für sie ein Ort der Zugehörigkeit und Teilhabe werden, hätten die Frauen gewünscht.

Antworten gegen Diskriminierung finden

Es gehe nun darum, «gemeinsam konkrete Antworten für eine stärkere Anerkennung der Taufwürde von Frauen» zu entwickeln. Und auch Antworten für den Kampf gegen jegliche Form von Diskriminierung und Ausgrenzung zu finden, denen die Frauen in der kirchlichen Gemeinschaft und der Gesellschaft ausgesetzt seien. Dabei müsse allerdings die Vielfalt der Erfahrungen und Meinungen von Frauen berücksichtigt werden.

Wenig konkrete Ziele

Während alle Kontinentalversammlungen dazu aufrufen, «die Frage der Teilhabe von Frauen an der Leitung, an Entscheidungsprozessen, Sendung und Ämtern auf allen Ebenen der Kirche mit Unterstützung geeigneter Strukturen in Angriff zu nehmen», sind im Papier anschliessend wenig konkrete Ziele zu lesen. Vielmehr ist die Rede von «Einbezug», «Beitrag zur Leitung» und «Mitverantwortung in Entscheidungsprozessen».

Immerhin wird die Frage aufgeworfen: «Welche neuen Ämter könnten geschaffen werden, um Mittel und Möglichkeiten für eine effektive Teilhabe von Frauen an der Unterscheidung und in Entscheidungsgremien bereitzustellen?»

Frauendiakonat prüfen

Die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat sollte neu überdacht werden, fordern die Kontinentalversammlungen des Nahen Ostens, Lateinamerikas, Ozeaniens und Europas sowie die Synthesen zahlreicher Bischofskonferenzen. Darauf folgt die vorsichtige Frage – offenbar an die im Herbst versammelte weltweite Bischofssynode: «Ist es möglich, das vorzusehen, und in welcher Form?» Die Frage des Frauenpriestertums ist nicht erwähnt.

Vier brennende Kerzen in einer Schale auf den Altarstufen zum 20-jährigen Bestehen von Queer-Gottesdiensten in München.
Vier brennende Kerzen in einer Schale auf den Altarstufen zum 20-jährigen Bestehen von Queer-Gottesdiensten in München.

Die Inklusion auch von LGBTQ+-Menschen in die Kirche – wie in der Schweiz gefordert – findet im Schreiben nur geringen Widerhall. Dies bei der Frage: «Wie kann eine authentische Kirche das Versprechen glaubwürdig machen, dass ‹Huld und Treue einander begegnen›».

Da heisst es: «Die Abschlussdokumente der Kontinentalversammlungen führen oft diejenigen an, die sich von der Kirche nicht akzeptiert fühlen, wie Geschiedene und Wiederverheiratete, Menschen in polygamen Ehen oder katholische LGBTQ+».

Räume schaffen

Angeregt wird eine Reflexion über: «Wie können wir Räume schaffen, in denen diejenigen, die sich von der Kirche verletzt und von der Gemeinschaft nicht erwünscht fühlen, sich anerkannt, aufgenommen, nicht verurteilt und frei fühlen, Fragen zu stellen? Welche konkreten Schritte sind (…) notwendig, um auf Menschen zuzugehen, die sich aufgrund ihrer Affektivität und Sexualität von der Kirche ausgeschlossen fühlen (z. B. wiederverheiratete Geschiedene, Menschen in polygamen Ehen, LGBTQ+ usw.)?»

Schweiz will klerikale Haltung überwinden

Auch dem Klerikalismus sagten die Schweizer Bischöfe den Kampf an. «Synodalität kann nur gelingen, wo klerikale Haltungen überwunden und ein Verständnis des priesterlichen Amtes entwickelt wird, dass einer synodalen Kirche förderlich ist», teilte die SBK vor einem Jahr mit. Der Klerikalismus werde vor allem in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz kritisiert.

Kritik am Klerikalismus

Kritik am Klerikalismus kam auch seitens der Kontinentalversammlungen. Manche Amtsträger würden sich Macht und Entscheidungsprozesse aneignen, heisst es im Arbeitspapier. Das hänge mit der Kultur des Klerikalismus und verschiedenen Formen von Missbrauch zusammen – sexueller, finanzieller, geistlicher Natur sowie von Machtmissbrauch. Dies untergrabe die Glaubwürdigkeit der Kirche und gefährde die Wirksamkeit der kirchlichen Sendung insbesondere in den Kulturen, in denen die Achtung von Autorität ein wichtiger Wert sei.


Pressekonferenz zur Vorstellung des Arbeitsinstruments für die Weltsynode. | © Screenshot YouTube
21. Juni 2023 | 09:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!