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Hans Zollner: «In der Kirche wird über Sexualität nicht in einer reifen Art gesprochen»
Der Jesuit und Kinderschutzexperte Hans Zollner sprach in Wien vor Mitgliedern der unabhängigen österreichischen Opferschutzanwaltschaft zum Missbrauch in der Kirche. «Es fehlt immer noch der Mut in der katholischen Kirche, entsprechende Schritte zur Aufarbeitung zu unternehmen», sagte er.
«Die Kirche hat einen Bildungsauftrag und eine besondere Verantwortung für die Menschen. Sie muss ihnen helfen zu sehen, wo die Fallstricke sind und wie mit den Risikofaktoren umgegangen wird. Einer davon ist, dass über Sexualität in katholisch geprägten Familien und in der späteren Priesterausbildung nicht in einer reifen Art und Weise gesprochen wurde und wird. Ein weiterer Risikofaktor besteht darin, dass bei der Auswahl gewisser Kandidaten nicht genau hingeschaut wurde und wird. In der Art und Weise, wie man Priestern eine Karriere eröffnet hat, wurde oft mehr darauf geschaut, ob sich jemand in das System einfügt und Dinge akzeptiert anstatt darauf, wie jemand sich einbringt und kritisch nachfragt, um das System auch zu verändern. Wir bräuchten den Mut für entsprechende Schritte. Hier ist noch sehr viel zu tun, weil viele meinen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, bedeute, die Kirche zu beschmutzen oder ihren Ruf zu schädigen. Wenn wir aber mit der Schuld, die wir als Kirche auf uns geladen haben, aktiv umgehen, sie uns eingestehen und daraus die entsprechenden Konsequenzen ziehen, lernen wir auch etwas darüber, was Kirche sein kann und sein soll. Nämlich für die Menschen da sein, damit diese Heilung finden».
In der ORF-Sendung «Orientierung» vom 28. April wurde Hans Zollner anlässlich des Missbrauch-Expertentreffens mit Mitgliedern der unabhängigen Opferschutzstelle «Klasnic-Kommission» sowie der kirchlichen «Stiftung Opferschutz» in Wien interviewt. (sas)
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