Szene aus dem Video der Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" 2023.
Schweiz

Gewalt gegen Frauen: Katholischer Frauenbund weist auf Instanbul-Konvention hin

Der Schweizerische Katholische Frauenbund misst der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen grosse Bedeutung zu. Doch das Abkommen des Europarates sei in manchen Ländern unter Druck. Der Frauenbund äussert sich aus Anlass der Kampagne gegen psychische Gewalt an Frauen, die am Samstag startet.

Psychische Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet und kann schwerwiegende und lebensgefährdende Folgen haben. Darauf macht ab Samstag eine gut zweiwöchige Kampagne aufmerksam.

Formen psychischer Gewalt sind Beleidigungen, Erniedrigungen, Drohungen, Stalking, Verbote und Kontrolle. Das schreibt die Feministische Friedensorganisation Frieda (ehemals cfd/Christlicher Friedensdienst) in einer Mitteilung von Freitag. Sie organisiert die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen».

Psychische Gewalt häufig subtil

Psychische Gewalt ist laut «Frieda» häufig subtil und von aussen unsichtbar. Sie sei Teil der Spirale von häuslicher Gewalt und die am weitesten verbreitete Form in Paarbeziehungen. Über 40 Prozent der Frauen in Europa sind demnach von psychischen Gewalterfahrungen betroffen. 20 Prozent der Frauen haben mindestens ein Mal in ihrem Leben Stalking erlebt.

Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) hält Gedenk- und Aktionstage wie den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wichtig. Dieser wird am 25. November abgehalten. Mit diesem Tag zeige man Überlebenden und Betroffenen von körperlicher, psychischer oder spiritueller Gewalt, dass sie nicht alleine seien, teilt Sprecherin Sarah Paciarelli mit.

Gewalt muss strafrechtlich verfolgt werden

«Eine grosse Bedeutung hat hierfür die Istanbul-Konvention des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt», schreibt sie auf Anfrage von kath.ch. Das internationale Übereinkommen schreibe vor, dass die Gleichstellung der Geschlechter in den Verfassungen und Rechtssystemen der Unterzeichnerstaaten verankert sein muss und sämtliche diskriminierenden Vorschriften abzuschaffen sind.

SKF-Sprecherin Sarah Paciarelli.
SKF-Sprecherin Sarah Paciarelli.

Der Vertrag diene dazu, Frauen vor allen Formen der Gewalt zu schützen, Gewalt zu verhindern und strafrechtlich zu verfolgen und zu beenden. Die Schweiz hat das Abkommen ratifiziert. Hingegen gibt es laut Frauenbund einige europäische Ländern, die die Konvention nicht unterzeichnet haben.

Konvention umstritten bei Kirche in Lettland und Polen

Zudem ist die Konvention in einigen Ländern Osteuropas umstritten. So habe der SKF bei einem Treffen in Augsburg Ende Oktober mit Frauen aus anderen europäischen Ländern gehört, dass sich Lettland «auf Druck der Hochwürden der Katholischen Kirche» weiterhin weigere, das Abkommen zu ratifizieren. Polen habe auf Druck «katholischer Würdenträger»  den Ausstieg aus der Konvention angedroht. Das Abkommen bedrohe aus deren Sicht die traditionelle Familie und propagiere die «Gender-Ideologie».

Geld nötig für Umsetzung von Projekten

Sarah Paciarelli mahnt, damit die Instanbul-Konvention und andere Projekte gegen Gewalt an Frauen umgesetzt werden könnten, brauche es finanzielle Mittel. «Kürzungen und Sparpläne werden auf uns als Gesellschaft zurückfallen.»

Die Kampagne von «Frieda wird zum ersten Mal in der ganzen Schweiz koordiniert. An den Veranstaltungen und Aktionen beteiligen sich über 250 Organisationen. (bal/sda)


Szene aus dem Video der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» 2023. | © Youtube
25. November 2023 | 17:15
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