Bernard Sonney war Generalvikar des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg.
Schweiz

Wegen Missbrauchsvorwurf: Generalvikar Bernard Sonney tritt in Ausstand

Missbrauchsvorwürfe gegen den Generalvikar des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg. Bernard Sonney legt sein Amt nieder. Er begründet: «Zu meiner grossen Überraschung wurden Vorwürfe gegen mich erhoben.« Ausserdem hat das Bistum einen Priester aus Neuenburg suspendiert, dem im Ausland Vorwürfe gemacht werden.

Annalena Müller

«Zu meiner grossen Überraschung wurden Vorwürfe gegen mich erhoben. Ich lege daher mein Amt vorläufig nieder». So zitiert der Interimsrat der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg Bernard Sonney. Generalvikar Sonney habe die Diözese am 26. September über die Vorwürfe informiert. Die Niederlegung seines Amtes habe man akzeptiert.

Kurzfristige Pressekonferenz

Die Pressekonferenz war kurzfristig anberaumt. Am Donnerstagnachmittag lädt das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg (LGF) zur Pressekonferenz um 9.30 Uhr am nächsten Tag. Da Bischof Charles Morerod sich weiterhin von seiner schweren Operation am 13. September erholt, werden die Geschäfte des Bistums aktuell von einem Interimsrat geführt. Dieser besteht aus Mari Carmen Avila, Präventionsbeauftragte, Jean-Baptiste Henry de Diesbach, Leiter der Administration, Patrick Mayor, HR-Verantwortlicher und Laure-Christine Grandjean, Interimskanzlerin.

Journalist:innen an der Medienkonferenz des Bistums LGF
Journalist:innen an der Medienkonferenz des Bistums LGF

Der Rat informiert die Vertreter und Vertreterinnen der Presse über den vorläufigen Rücktritt von Bernard Sonney. Gegen ihn werden Missbrauchsvorwürfe erhoben. Dies teilte Sonney dem Bistum Anfang der Woche selbst mit. Zusammen mit der Mitteilung habe Sonney seinen Rücktritt eingereicht, um die laufende Untersuchung nicht zu behindern. Das Bistum habe den Rücktritt umgehend angenommen. Auch die Strafverfolgungsbehörden seien mittlerweile informiert.

Vorwürfe seit einem Jahr bekannt

Laure-Christine Grandjean spezifiziert, dass Charles Morerod bereits vor einem Jahr von einer Person bezüglich des Vikars kontaktiert worden sei. Allerdings habe die Person in ihrem Brief fälschlicherweise von einem Bischofsvikar (vicaire épiscopale) berichtet. Auch seien in dem Brief keine Namen genannt worden. Daher habe man Sonney selbst nicht identifizieren können.

Medienkonferenz des Bistums LGF (v.li.): P. Mayor, M.C. Avila, J.-B. Henri de Diesbach, L.-C. Grandjean
Medienkonferenz des Bistums LGF (v.li.): P. Mayor, M.C. Avila, J.-B. Henri de Diesbach, L.-C. Grandjean

Die Rückfrage einer Journalistin, ob es korrekt sei, dass Nicolas Betticher in seinem Brief den Generalvikar Sonney genannt habe, bejaht Grandjean. Aber das Komitee verweist darauf, dass die Fallbeschreibungen im Brief des Betroffenen von vor einem Jahr und dem Schreiben von Betticher mehrdeutig gewesen wären und man daher die beiden Fälle nicht selbst in Verbindung gebracht habe.

Brief des Betroffenen

Das Bistum hat sich laut eigener Aussage nach Erhalt des Briefes im Jahr 2022 an den Betroffenen gewandt und nach weiteren Informationen gefragt. Ausserdem habe man den Betroffenen aufgefordert, Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden einzureichen. Dies sei aber nicht geschehen. Auf Rückfrage von kath.ch, warum das Bistum nicht selbst die beiden Generalvikare sowie die sechs Bischofsvikare befragt habe, weichen die Verantwortlichen aus.

Bernard Sonney war seit September 2021 Generalvikar. Er übte das Amt in Teilzeit aus. Neben Sonney ist auch Weihbischof Alain de Raemy Generalvikar in LGF. In der Regel sieht das Kirchenrecht vor, dass ein Bischof nur einen Generalvikar ernennt. Bei Vorliegen besonderer Umstände können aber auch mehrere Generalvikare bestellt werden.

Priester aus Neuchâtel suspendiert

Ebenfalls diese Woche wurde ein Priester aus der Region Neuenburg suspendiert. Gegen den Priester seien im Ausland Missbrauchsvorwürfe gemacht worden. Dort würde auch gegen ihn ermittelt. Das Bistum sei vom Ortsbischof Anfang dieser Woche informiert worden und habe den Priester sofort suspendiert. Für alle Personen gilt die Unschuldsvermutung.

In einer ersten Version des Artikels hiess es: Bernard Sonney trete zurück. Änderung: 16.00


Bernard Sonney war Generalvikar des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg. | © Christian Merz
29. September 2023 | 12:00
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