Gemäss Bischof Kohlgraf könnte Pflichtzölibat in zehn Jahren entfallen

Berlin, 6.2.19 (kath.ch) Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hält mittelfristig eine Abkehr vom Pflichtzölibat in Deutschland für denkbar. Er hoffe, dass sich in zehn Jahren noch Katholiken aus religiösen Gründen freiwillig für die Ehelosigkeit entschieden.

«Aber die Verpflichtung zur Ehelosigkeit als einzigem Weg wird dann möglicherweise der Vergangenheit angehören», sagte Kohlgraf der «Zeit»-Beilage «Christ und Welt» von Donnerstag.

«Ich würde es begrüssen, wenn es unterschiedliche Zugangswege zum Priesteramt gibt», fügte er hinzu. Weiter sagte der Bischof, weltweit sei ein solcher Schritt «sicher nicht mehrheitsfähig. Allerdings wäre es möglich, diese Frage den nationalen Bischofskonferenzen zu überlassen». Papst Franziskus habe deren Entscheidungskompetenzen stets betont.

Zölibat und Missbrauch

Kohlgraf wies ferner darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Zölibat und sexuellem Missbrauch auch unter Experten kontrovers diskutiert werde. «Sicherlich ist es ein Trugschluss, anzunehmen, ohne Zölibat gäbe es keinen Missbrauch in der Kirche.»

Beim Treffen der Präsidenten der Bischofskonferenzen weltweit zum Missbrauch in der katholischen Kirche vom 21. bis 24. Februar im Vatikan, an dem aus der Schweiz Bischof Felix Gmür teilnimmt, werde das Thema Zölibat seiner Einschätzung nach «noch keine Rolle spielen», fügte Kohlgraf hinzu.

Hochgesteckte Erwartungen

Er glaube zudem, «dass das Treffen die hochgesteckten Erwartungen in Deutschland nicht erfüllen wird und auch nicht erfüllen kann».

Der Papst werde vielmehr allen Bischöfen die Brisanz des Problems vor Augen führen: «Die Sensibilität ist beim Thema Missbrauch in den verschiedenen Regionen der Weltkirche noch sehr unterschiedlich ausgeprägt.» (kna)

Plakat an einer Protestaktion vor dem Dom in Fulda | © KNA
6. Februar 2019 | 12:38
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