Spitze der Luzerner Landeskirche (v. l.): Thomas Räber und Sandra Huber vom Synodalrat, Susan Schärli-Habermacher und Walter Hofstetter von der Synode.
Schweiz

Geldreserve für Missbrauchskosten: Luzerner Landeskirche legt 300'000 Franken beiseite

Die Luzerner Landeskirche legt einen Teil ihres Gewinns als Reserven auf einem Konto an. Sie will gewappnet sein für allfällige Kosten zur Aufarbeitung und Bewältigung von Missbrauch in der Kirche. Und ein Zeichen gegen innen und aussen setzen.

Regula Pfeifer

Die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern hat im letzten Jahr 1,2 Millionen Franken Gewinn gemacht. Grund dafür sind «die höheren Steuererträge der Kirchgemeinden» sowie «die positive Entwicklung der Finanzmärkte», erklärt der Synodalrat in seiner Botschaft an das Parlament.  Ein Grossteil des Gewinns fliesst an die Kirchgemeinden zurück, wie es weiter heisst.

Für Aufarbeitung von Missbrauchsfällen

Der Rest wird normalerweise dem Eigenkapital zugewiesen. Doch diesmal läuft es etwas anders. Die Synode hat am Mittwoch beschlossen: 300’000 Franken sollen zur Seite gelegt werden «für zukünftige Aufwendungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle». Das Geld wird in ein separates Konto eingespeist.

Über Geld spricht man nicht immer.
Über Geld spricht man nicht immer.

«Wir wollen gewappnet sein für allfällige Kostenfolgen», schreibt Dominik Thali, Kommunikationsverantwortlicher der Landeskirche. «Die Arbeit an der Hauptstudie hat ja gerade erst begonnen», wird Synodalratspräsidentin Sandra Huber in einer Mitteilung vom 11. April zitiert.

Es sei denkbar, dass weitere Kosten auf die Landeskirchen zukämen. Nicht nur für den «Genugtuungsfonds für Opfer von verjährten sexuellen Übergriffen im kirchlichen Umfeld», an dem sie über ihre Dachorganisation, die Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ), beteiligt sind.

Betrag aufgestockt

Der Synodalrat, also die Exekutive der Luzerner Landeskirche, hatte laut Mitteilung eine entsprechende Reservebildung von 200’000 Franken vorgeschlagen. Die Kommission «Diakonie und soziales Engagement» stellte jedoch Anfang Mai den Antrag, diesen Betrag auf 300’000 Franken aufzustocken. Und die Zuweisung ans Eigenkapital dementsprechend zu kürzen.

Michael Zeier-Rast
Michael Zeier-Rast

Kommissionspräsident Michael Zeier-Rast begründete dies so: «Die Aufarbeitung und Verhinderung von Missbräuchen in der kath. Kirche ist seit der Session im November 2023 ein Kernanliegen der Synode.»

Das zeige sich an den Forderungen der Synode an den Bischof sowie an der Einrichtung einer Spezialkommission. «Im Zusammenhang mit der ganzen Thematik Missbrauch müssen wir davon ausgehen, dass es unterschiedlich finanzielle Bedürfnisse geben wird, die der Synodalrat zeitnah begleichen können muss und soll.»  

IG Missbrauch stärken

So müsse etwa die Opferhilfe rasch finanziell gestärkt werden. Gemeint ist die IG Missbrauch im kirchlichen Umfeld, deren Tätigkeit sichergestellt werden müsse. Ausserdem könnten weitere Beiträge für Genugtuungsfälle sowie weitere Kosten für die systematische Aufarbeitung des Missbrauchs anfallen.

Ein Bub versteckt sich.
Ein Bub versteckt sich.

Die Geldreserve soll laut der Kommission auch eine symbolische Wirkung haben. Damit «zeigt die Synode gegen und innen und gegen aussen, dass ihr eine gründliche und zügige Bearbeitung der Thematik rund um die Missbräuche wirklich ein Kernanliegen ist.» Die Synode, das Luzerner Kirchenparlament, hat den Antrag am Mittwoch mit 61 zu 31 Stimmen gutgeheissen.

Höhere Beiträge für Genugtuungsfonds

Die Luzerner Landeskirche entschädigt Missbrauchsbetroffene nicht direkt, korrigiert Dominik Thali eine entsprechende Frage. Die Betroffenen erhielten ihre Entschädigung aus dem Genugtuungsfonds von SBK, RKZ und KOVOS. «In diesen Fonds hat Luzern bis jetzt über die ordentlichen Beiträge unseres Kantons gemäss Verteilschlüssel an die RKZ einbezahlt.»

So wie die anderen Landeskirchen auch. Doch dieser überkantonale Genugtuungsfonds werde wohl bald leer sein, meinte Zeier-Rast laut Mitteilung.

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Spitze der Luzerner Landeskirche (v. l.): Thomas Räber und Sandra Huber vom Synodalrat, Susan Schärli-Habermacher und Walter Hofstetter von der Synode. | © Roberto Conciatori
17. Mai 2024 | 17:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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